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AR aktuell 4, August 2011, Seite 14

Unfehlbar oder überfordert? Zur Rolle der Rating-Agenturen in der Krise

Wilfried Stadler

Mit ihrer bestimmenden Funktion in den Regelwerken des Bankensystems wurde den Rating-Agenturen von den Bankaufsehern und Finanzpolitikern eine schicksalhafte Rolle als Welt-Finanz-Schiedsrichter zugeschrieben. Heute wissen wir, dass sie mit dieser Rolle überfordert sind. Der richtige Schluss muss lauten, den Mythos ihrer Unfehlbarkeit zu beenden und den zwingenden Einfluss ihrer Bonitätsprognosen auf die zentralen Regelwerke des Finanzsystems zu kappen. Dann könnten sie sich ganz unspektakulär wieder auf ihre Kernaufgabe konzentrieren, Gläubigern eine Einschätzung über die Ausfallsrisiken eines Schuldners zu geben.

1. Ratings von Euro-Staaten: parteilich oder realistisch?

Je mehr sich die Verschuldenskrise der Euro-Staaten zuspitzt, desto stärker kommen die drei großen Rating-Agenturen Standard&Poors, Moody’s und Fitch in die Kritik. Denn während sich die USA bei einem Verschuldungsgrad von fast 100 % ihrer Wirtschaftsleistung und einer Netto-Neuverschuldung von mehr als 10 % höchster Bonitätsbenotungen erfreuen dürfen, werden europäische Länder dem Anschein nach meist gerade dann um eine oder gar mehrere Bonitätsstufen abgewertet, wenn an dem der Ankündigung vorangehenden Wochenend...

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