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GesRZ 6, Dezember 2015, Seite 359

Das Anlegerleitbild im Kapitalmarktrecht

Martin Oppitz

Die Aufarbeitung der Finanzkrise im legistischen Bereich hält das Kapitalmarktrecht in Bewegung; dies gilt für das Aufsichtsrecht ebenso wie für das Zivilrecht, dessen Instrumente in Wellen von Anlegerprozessen auf ihre Tauglichkeit überprüft werden. In Zeiten einer dynamischen Rechtsentwicklung, welche sich auch und insb dem Anlegerschutz verpflichtet sieht, drängt sich die Frage auf, welches Leitbild des Anlegers diesem Regelungskomplex zugrunde liegt oder liegen soll. Der vorliegende Beitrag versucht eine Standortbestimmung.

I. Einleitung

Es erstaunt, wenn marxistische Theoretiker einerseits und Theologen andererseits in ihrer Beurteilung übereinstimmen. Rudolf Hilferding analysiert in seinem 1910 erschienenen Werk „Finanzkapital“ die Funktionsweise der Spekulation mit folgenden Worten: „Für die berufsmäßige Spekulation mögen sich Gewinne und Verluste gegenseitig aufheben; das große Publikum aber, das nur der Richtung folgt, die die großen Spekulanten anzeigen und in dieser Richtung verharrt, wenn sich jene bereits mit ihrem realisierten Gewinn zurückgezogen haben, diese Naiven, die glauben, daß für sie jetzt der Moment gekommen sei, um teilzunehmen an den Früchten der Hochkonjunk...

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