Bei meinen Auslandsreisen habe ich immer wieder feststellen müssen, dass das österreichische Aufsichtsratswesen der internationalen Entwicklung nachhinkt. Insbesondere der Grad der Professionalisierung hat – abgesehen von wenigen Topunternehmen, wie z. B. Wienerberger oder der Erste-Gruppe – noch nicht das international übliche Niveau erreicht. Die Gründe dafür sind vielfältig, einige seien beispielhaft genannt: die Historie, der hohe Verstaatlichten-Anteil an der Industrie, vor allem nach dem 2. Weltkrieg, die Überschaubarkeit des Landes mit dem auf Wien und wenige Regionen konzentrierten wirtschaftlichen Schwerpunkt, der – auch ehemals – hohe Bankenverflechtungsgrad zwischen den führenden Kommerzbanken Österreichs mit Beteiligungen in der Industrie, der Einfluss der Politik, Proporz- und Gefälligkeitsbesetzungen und über Jahrzehnte gewachsenen Netzwerke. Fünf internationale Trends, die die Welt im Aufsichtsrat verändern, sollen im ersten Teil dieses Beitrags vorgestellt werden.