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immo aktuell 3, Juni 2019, Seite 110

Der Teilwert von Immobilien im Spannungsfeld zwischen Vermutung und Widerlegung

Martin Pröll

Dieser Beitrag geht vom Motiv für die seinerzeitige Implementierung eines Teilwertvermutungssystems aus und erinnert an dessen Einzelbestandteile sowie deren Fundamente. Anknüpfend an das Verhältnis zwischen widerlegbarer Vermutung und Anscheinsbeweis widmet sich dieser Beitrag einer kritischen Auseinandersetzung mit einem jahrzehntelang praktizierten Konstrukt und den dahinter stehenden Erfahrungsregeln.

1. Ursache für die Implementierung des Vermutungssystems

Der Teilwertbegriff ist für seine Auslegungsbedürftigkeit bekannt und vermittelt den Eindruck, als hätten sich die für die Legislative tätigen Juristen seinerzeit zu wenig mit der Frage befasst, ob und wie der zur Kodifizierung vorgesehene Teilwert in der steuerlichen Praxis objektiv festgestellt werden kann. Angesichts unbestimmter Formulierungen war die Teilwertkonzeption von Vornherein mit großen Unsicherheiten behaftet, was zu Spannungen und Konflikten zwischen Steuerpflichtigen und Organen der Finanzverwaltung führte. Darauf reagierte die höchstgerichtliche Rechtsprechung in Deutschland und Österreich durch Entwicklung eines Systems tatsächlicher Vermutungen. Dieses sollte die praktikable Umsetzung des Teilwertgedankens f...

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