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Die Selbstgerechten auf dem Lastenfahrrad
Sahra Wagenknecht über selbstgerechte Bobos, die Spaltung der Gesellschaft und Alternativen zu einer globalisierten Weltwirtschaft
Die neuen Spießer kommen adrett daher und leben deutlich angenehmer als ihre miefigen Vorgänger aus den 1970er- bis 1990er-Jahren: urban, divers, kosmopolitisch, individualistisch, neuerdings auch CO2-neutral und selbstverständlich links. Was sich progressiv wähnt, ist eigentlich nur ein neues Biedermeier, das in linksliberalem Lifestyle daherkommt und sich in erster Linie für das eigene Bobo-Milieu interessiert. Doch von wegen liberal. Wehe dem, der es wagt, sich dem Mainstream der neuen politischen Korrektheit zu widersetzen: Wer beharrlich auf seinem Zigeunerschnitzel besteht und dazu vielleicht sogar noch ein Mohren-Bier trinkt, braucht sich nicht zu wundern, wenn er stante pede in der Rassismus- und Nazi-Ecke endet. Absurde, moralinsaure, hysterische Zeiten.
Sahra Wagenknecht, einstige Galionsfigur der deutschen Linken, hat mir ihrem neuen Buch „Die Selbstgerechten“ gehörig Staub aufgewirbelt und schrammt gerade haarscharf am Parteiausschluss vorbei. Das Buch ist zunächst eine schonungslose, mit spitzer Feder geschriebene Analyse des Niedergangs des gesellschaftlichen Zusammenhalts und der linken Parteien im Besonderen. In einem zweiten Teil entwirft die Autorin schließlich ein...