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iFamZ 6, Dezember 2024, Seite 313

Doppelresidenz und Kindeswohl

Interdisziplinäre Herausforderungen und juristische Grenzen

Emanuel Lerch

Mit dem Kindeswohl steht ein Begriff im Zentrum des Kindschaftsrechts, der sich weder rechtlich noch faktisch eindeutig definieren lässt. § 138 ABGB listet zwar einige demonstrative Kriterien auf, die bei der Ermittlung des Kindeswohls eine zentrale Rolle spielen sollen, eine abschließende Definition ist aber aufgrund der oft speziellen Bedürfnisse von Kindern sowie ihrer unterschiedlichen Lebens- und Familienverhältnisse nicht möglich. Vor diesem Hintergrund ist das Kindeswohl vielmehr stets einzelfallbezogen zu ermitteln. Dabei hat das Pflegschaftsgericht auch die Erkenntnisse anderer Wissenschaften heranzuziehen, die sich mit Kindes- und Familienwohl auseinandersetzen, allen voran solche der Psychologie und Sozialwissenschaften.

I. Grundlegendes

In den letzten Jahrzehnten sah sich die Rechtsanwendung mit dem zunehmenden gesellschaftlichen Bedürfnis nach alternativen, vom „klassischen“ Residenzmodell abweichenden Betreuungsmodellen bzw deren rechtlicher Regelung konfrontiert. Die damit einhergehenden Debatten führten international zu zahlreichen Studien verschiedener Disziplinen, die sich mit den Auswirkungen unterschiedlicher Betreuungsmodelle auf Familien befassen und vermehrt auch in fami...

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