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iFamZ 5, Oktober 2024, Seite 265

Verhindert das Prinzip Schuld die ,gute‘ Scheidung?

Das österreichische Scheidungsrecht multiperspektivisch analysiert

Jakob Bögner und Eva-Maria Schmidt

Dieser Beitrag fasst die zentralen Ergebnisse einer sozialwissenschaftlichen Studie zusammen, die Sichtweisen und Erfahrungen von Familienrichter:innen, Berater:innen, Mediator:innen sowie geschiedenen Männern und Frauen (n = 33) mit dem österreichischen Scheidungsrecht und der Rechtspraxis mittels Fokusgruppen erhoben und inhaltsanalytisch ausgewertet hat. Der Fokus wird dabei auf das Verschuldensprinzip und die daran gekoppelten Scheidungsfolgen gelegt.

I. Rechtlicher Hintergrund

A. Verschuldenstatbestand

Im österreichischen Scheidungsrecht hat das Zerrüttungsprinzip das Verschuldensprinzip über die letzten Jahrzehnte zwar stark zurückgedrängt, doch ist mit § 49 EheG ein wesentliches Verschuldenselement erhalten geblieben. Demnach ist zur Scheidung berechtigt, wessen Ehepartner:in durch eine schwere Eheverfehlung oder durch ehrloses oder unsittliches Verhalten die Ehe schuldhaft so tief zerrüttet hat, dass die Wiederherstellung einer ihrem Wesen entsprechenden LebensS. 266 gemeinschaft nicht erwartet werden kann. Die schwere Eheverfehlung berechtigt jedoch nur zur Scheidung, wenn sie für die Ehezerrüttung kausal war.

Die große Bedeutung des Verschuldensprinzips zeigt sich vor allem an den Scheidung...

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