Das Günstigkeitsprinzip im Arbeitsrecht
1. Aufl. 2018
Besitzen Sie diesen Inhalt bereits,
melden Sie sich an.
oder schalten Sie Ihr Produkt zur digitalen Nutzung frei.
S. 92. Historische Entwicklung des arbeitsrechtlichen Günstigkeitsprinzips
2.1. Wesentliche Faktoren für die Entwicklung des Günstigkeitsprinzips
Damit das Günstigkeitsprinzip Einzug in eine Arbeitsrechtsordnung finden kann, muss es in einem Staat eine einschlägige Rechtsquellenhierarchie geben, die eine relativ zwingende Rechtswirkung aufweist. Solange es in einer Rechtsordnung nicht zumindest eine dem Arbeitsvertrag übergeordnete relativ zwingende Rechtsquelle gibt, stellt sich die Frage eines Günstigkeitsvergleichs nicht. Die Anwendungshäufigkeit des Günstigkeitsprinzips wird zusätzlich durch die Anzahl der relativ zwingenden Rechtsquellen in einer Arbeitsrechtsordnung beeinflusst und diese wiederum davon, ob sich die Arbeitnehmerschaft auf betrieblicher und überbetrieblicher Ebene organisieren darf oder nicht. Die geschichtliche Entwicklung des Günstigkeitsprinzips steht somit in enger Verbindung mit der Schaffung eines relativ zwingenden und kollektiven Arbeitsrechts, dessen Grundlage eine Koalitionsfreiheit der Arbeitnehmerschaft ist.
2.2. Historische Abfolge
Bis in das sehr späte 19. Jahrhundert hat das Günstigkeitsprinzip nur eine geringe Rolle im österreichischen Arbeitsrecht eing...