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AR aktuell 1, Februar 2023, Seite 1

Editorial

Clarissa-Diana de Grancy

Liebe Aufsichtsartistinnen und -Artisten,

„Er ist nicht das Chaos. Sondern die Ordnung. Er ist das Einfache. Das schwer zu machen ist.“ – Als der Theatermacher Bertolt Brecht dies seiner Revolutionärin Pelagea Wlassowa in den Mund legte, dachte er wohl nicht an Aufsichtsräte. Es ging ihm um ein „Wir“, das sich als ein isoliertes „Ich“ emanzipiert und gegenüber der Welt neu in Bezug setzt. Mehr denn je sind wir heute gefordert, uns neu zu verorten in einer Welt der Milieus und Bubbles. Immer neue Ich-Konstruktionen entstehen, die letztlich Selbst-Entwürfe, Skizzen, bleiben. Darsteller unserer selbst gerät das Innerste aus dem Blick, als Einzelwesen, als Unternehmen, als Aufsichtsrat. Die Wiederentdeckung der lateinischen Wurzeln (Gremium = „der Schoß“, „das Innere“, „das Herz“) birgt die Chance einer neuen Durchlässigkeit. Unter Tage sind wir führend; Zukunftsgestaltung gelingt über den Blick, der in die Tiefe führt – jenseits des vordergründig Sichtbaren. Kunst kann uns dabei helfen, sagt Hartmut Rosa. Der Sozialphilosoph sieht in der Kunst ein Resonanzfeld, das es uns ermöglicht, Entfremdungserfahrungen umzudrehen. Es geht um Inspiration und Berührung, um die Anverwandlung der Welt.

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