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AR aktuell 3, Juni 2021, Seite 123

Ganz im Vertrauen: Das süße Gift Selbstvertrauen

Matthias Nöllke

Selbstvertrauen ist eine feine Sache. Es hilft uns, die Dinge beherzt anzugehen, schwere Zeiten durchzustehen und etwas zu wagen. Wer etwas bewirken will, braucht eine ordentliche Portion Selbstvertrauen. Und wenn es um Vertrauen geht, spielt Selbstvertrauen eine herausragende Rolle. Doch genau das ist das Problem.

1. Die Dosis macht das Gift

Denn Selbstvertrauen erweist sich als weit weniger verlässlich, als man so meint. Im süßen Selbstvertrauen täuschen wir uns und andere. Zumindest wenn wir überreichlich damit ausgestattet sind. Für das Selbstvertrauen gilt wie für jede Arznei der Grundsatz des Paracelsus: „Die Dosis macht das Gift.“ Im Übermaß kehrt sich die Wirkung heilsamer Stoffe schon mal um.

Das ist ein entscheidender Punkt. Denn wir streben danach, unser Selbstvertrauen möglichst zu erhöhen. Und wir verlassen uns auf Menschen, die möglichst viel Selbstvertrauen ausstrahlen. Wenn wir ihnen folgen, wird nicht viel schiefgehen, meinen wir. Aber das ist eine verhängnisvolle Fehleinschätzung.

2. Die Erfahrung der „Selbstwirksamkeit“

Nach landläufiger Überzeugung stellt sich Selbstvertrauen ein, wenn wir eine Sache besonders gut beherrschen, wenn uns etwas gut gelungen ist. Wir hab...

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