Editorial

Das neueste Angebot an Kunden von Kreditinstituten sind nicht kreative Kredit- oder Veranlagungsprodukte, sondern die Ergebnisse des Stresstests. Von Politikern und Politikerinnen, von denen die meisten allerdings nicht wissen, woraus es besteht, wird dieses Zaubermittel nahezu täglich als Instrument zur Wiedererlangung des Vertrauens in die Finanzwirtschaft angeboten. Den Empfängern dieser Botschaft ist jedoch in den meisten Fällen der Aussagegehalt völlig unverständlich. Dies deswegen, weil die Konzeptionen der Stresstests unterschiedlich angelegt sind und auch die Ausgangsbasis der Kreditinstitute und damit das Risikopotenzial sich deutlich unterscheidet. Es ist daher wichtig, sich mit diesem Instrument auseinanderzusetzen.

Zunächst sind Stresstest nichts Neues. Jede Form der Risikoanalyse, sowohl im ökonomischen als auch im technischen Bereich, hat immer Stresstests vorgesehen. Sie prüfen die Risikotragfähigkeit unter simulierten extremen Umfeldbedingungen. Gemäß § 230 Solvabilitätsverordnung sind in Krisentests jene Faktoren einzuführen, die zu außerordentlichen Verlusten oder Gewinnen führen oder die die Risikosteuerung und die Risikokontrolle erschweren. Zu diesen Faktoren gehören insbesondere Ereignisse...