Bescheidbeschwerde – Einzel – Erkenntnis, BFG vom 25.03.2020, RV/7100963/2020

Glaubhaftmachung der gemeinsamen Haushaltsführung

Rechtssätze


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Stammrechtssätze
RV/7100963/2020-RS1
Für im Anwendungsbereich von Art. 67 VO (EG) 883/2004 außerhalb Österreichs wohnhafte minderjährige Kinder ist der Nachweis eines Schulbesuchs grundsätzlich nicht erforderlich, da nach § 2 Abs. 1 lit. a FLAG 1967 ein Anspruch auf Familienbeihilfe nicht von einer Berufsausbildung abhängt.
RV/7100963/2020-RS2
Gemäß § 115 BAO haben die Abgabenbehörden die abgabepflichtigen Fälle zu erforschen und von Amts wegen die tatsächlichen und rechtlichen Verhältnisse zu ermitteln, die für die Abgabepflicht und die Erhebung der Abgaben wesentlich sind. Eine erhöhte Mitwirkungspflicht gemäß § 115 BAO Satz 2 besteht nicht, soweit es sich um Daten handelt, die von der zuständigen Behörde oder vom zuständigen Träger im anderen Mitgliedstaat beauskunftet und diese daher im Wege der auf Grund der VO (EG) 883/2004 uneingeschränkt zu gewährenden Amtshilfe erhoben werden können.
RV/7100963/2020-RS3
Zurückzufordern ist gemäß § 26 FLAG 1967 - gegebenenfalls - nur der tatsächlich ausbezahlte Betrag und nicht der Betrag, auf den möglicherweise Anspruch bestanden hat.
RV/7100963/2020-RS4
Hier: Satz 1.
Folgerechtssätze
RV/7100963/2020-RS4
wie RV/7100940/2015-RS3
Art. 76 Abs. 7 VO 883/2004 sieht das Recht vor, sich im Anwendungsbereich dieser Verordnung jeder gemäß Art. 342 AEUV in der Union anerkannten Amtssprache eines Mitgliedstaats zu bedienen. Gleiches gilt für Erledigungen von Behörden anderer Mitgliedstaaten.
RV/7100963/2020-RS5
wie RV/7102305/2016-RS1
Wird Familienbeihilfe und Kinderabsetzbetrag zurückgefordert, ist notweniger Inhalt des vom Finanzamt gemäß § 266 Abs. 1 BAO vorzulegenden Verwaltungsaktes eine Urkunde (etwa ein Bildschirmausdruck aus dem Familienbeihilfenprogramm DB7, aus der sich ergibt, dass die zurückgeforderten Beträge dem Bescheidadressaten auch ausbezahlt wurden. Im Hinblick auf das Amtswegigkeitsgebot (§ 269 Abs. 1 BAO i. V. m. § 115 BAO) ist es dabei nicht von Bedeutung, ob die Höhe des Rückforderungsbetrags von der Partei (§ 78 BAO) im Beschwerdeverfahren bestritten wurde oder nicht.

Entscheidungstext

IM NAMEN DER REPUBLIK

Das Bundesfinanzgericht hat durch den Richter Dr. Rudolf Wanke über die Beschwerde der ***[1]*** ***[2]***, ***[3]*** ***[4]*** ***[5]***, ***[6]*** ***[7]***, Slowakei, nunmehr ***[8]*** ***[9]***, ***[10]*** ***[11]*** ***[12]***, Slowakei, vom gegen den Bescheid des Finanzamtes Wien 2/20/21/22, 1220 Wien, Dr. Adolf Schärf-Platz 2, vom , mit welchem zu Unrecht bezogene Beträge an Ausgleichszahlung gemäß Verordnung (EG) 883/2004 (3.740,94 €) und Kinderabsetzbetrag (1.892,700 €) für die im August 2001 geborene ***[13]*** ***[2]*** und für den im August 2009 geborenen ***[14]*** ***[15]*** jeweils für den Zeitraum Dezember 2017 bis Mai 2019 gemäß § 26 FLAG 1967 und § 33 Abs. 3 EStG 1988 zurückgefordert werden, Sozialversicherungsnummer ***[16]***, Gesamtbetrag der Rückforderung 5.633,64 €, zu Recht erkannt:

I. Der Beschwerde wird gemäß § 279 BAO teilweise Folge gegeben.

Hinsichtlich des Zeitraums Dezember 2017 bis September 2018 wird der angefochtene Bescheid ersatzlos aufgehoben.

Hinsichtlich des verbleibenden Zeitraums Oktober 2018 bis Mai 2019 werden zu Unrecht bezogene Beträge an Ausgleichszahlung / Differenzzahlung (1.343,62€) und Kinderabsetzbetrag (724,70€), Gesamtrückforderungsbetrag 2.068,32 €, für die im August 2001 geborene ***[13]*** ***[2]*** und für den im August 2009 geborenen ***[14]*** ***[15]*** jeweils für den Zeitraum Oktober 2018 bis Mai 2019 gemäß § 26 FLAG 1967 und § 33 Abs. 3 EStG 1988 zurückgefordert.

II. Gegen dieses Erkenntnis ist gemäß Art. 133 Abs. 4 B-VG eine (ordentliche) Revision nicht zulässig.

Entscheidungsgründe

Überprüfungsschreiben

Das Finanzamt Wien 2/20/21/22 übermittelte der Beschwerdeführerin (Bf) ***[1]*** ***[2]*** per Adresse ***[17]*** Wien, ***[18]*** ***[19]***, am ein Schreiben betreffend Überprüfung des Anspruches auf Familienbeihilfe. Vorzulegen seien:

Aktueller Pflegevertrag (wenn Änderung)

Honorarnoten betreffend Pflegetätigkeiten von 3/2016 bis 10/2017

Schulbestätigung von beiden Kindern

Ausgefüllte Formulare E401 und E411

Dieses wurde von der Bf am ausgefüllt und langte am beim Finanzamt zurück.

Demzufolge ist die Bf slowakische Staatsbürgerin, sonstig selbständig erwerbstätig in ***[17]*** Wien, ***[18]*** ***[19]***.

Familienbeihilfe werde bezogen für den im August 2009 geborenen ***[14]*** ***[15]***, ledig, Kind, wohnhaft ***[4]*** ***[5]***, ***[6]*** ***[7]***, Slowakei, und für die im August 2001 geborene ***[13]*** ***[2]***, ledig, Kind, wohnhaft ***[4]*** ***[5]***, ***[6]*** ***[7]***, Slowakei, Schülerin.

An Unterlagen wurden von der Bf vorgelegt:

Bestätigung über Familienleistungen (Potvrdenie o poberaní prídavku na diet’a)

Das Úrad Práce, Soziálnych vecí a rodiny Lučenec (Amt für Arbeit, Soziales und Familie Lučenec) in Lučenec bestätigte am (Potvrdenie o poberaní prídavku na diet’a), dass die Bf Frau ***[1]*** ***[2]***, geboren ...3. 1977, wohnhaft in ***[4]*** ***[5]*** ***[7]***, ***[4]*** ***[5]*** Anspruch auf slowakische Familienleistungen für ***[13]*** ***[2]*** von bis und für ***[14]*** ***[15]*** von bis gehabt habe bzw. habe.

Das Amt fügte dieser Bestätigung eine Übersicht über die im Jahr 2017 an die Bf bezahlten monatlichen Leistungen bei. Diese betrugen von Jänner bis November 2017 jeweils 47,04 €, zusammen 564,48 € (der Dezember 2017 wurde hier offenkundig irrtümlich - 47,04 x 12 = 564,48 - nicht angeführt).

Mitteilung über den Bezug der Ausgleichszahlung

Laut Mitteilung des Finanzamts Kirchdorf Perg Steyr an die Bf per Adresse ***[6]*** (statt "...evná" als "…eund" bezeichnet) ***[7]***, ***[3]*** ***[4]*** ***[5]*** ("...v..." statt "...u..."), ***[6]*** ***[7]***, Slowakische Republik, vom , wonach für ***[14]*** ***[15]*** und ***[13]*** ***[2]*** jeweils von August 2014 bis November 2017 Ausgleichszahlung "gemäß der Verordnung (EG) Nr. 883/2004 und der Durchführungsverordnung (EG) Nr. 987/2009" geleistet werde.

E 401

Laut Formular E 401 ist die Bf in ***[6]*** ***[7]***, ***[3]*** ***[4]*** ***[5]***, Slowakei, wohnhaft. Die Familie setze sich aus ***[1]*** ***[2]*** (Mutter), ***[13]*** ***[2]*** (Tochter) und ***[14]*** ***[15]*** (Sohn) zusammen. Dieses Formular ist nicht behördlich bestätigt.

E 402

Laut Formular E 402 besucht ***[13]*** ***[2]***, ***[6]*** ***[7]***, ***[3]*** ***[4]*** ***[5]***, Slowakei seit eine näher bezeichnete berufsbildende Schule (Vollzeit, 33 Wochenstunden) und werde die Ausbildung voraussichtlich bis Mai 2022 dauern. Dieses Formular weist Schulstempel, Datum und Unterschrift eines Schulorgans auf.

E 411

Laut Formular E 411 wohnen ***[13]*** ***[2]*** (Tochter) und ***[14]*** ***[15]*** (Sohn) in ***[4]*** ***[5]***, Slowakei. Dieses Formular ist nicht behördlich bestätigt.

Honorarnote, Werkvertrag

Die Bf legte als Personenbetreuerin eine Honorarnote an eine in ***[17]*** Wien, ***[18]*** ***[19]*** wohnhafte Person im Jahr 2017 ("Lohn pro Tag: 60,-"):

Hierzu wurde ein Werkvertrag über Leistungen in der Personenbetreuung gemäß § 159 GewO 1994 vom vorgelegt. Demzufolge habe die Bf folgende Aufgaben:

Vertragsbeginn sei , der Vertrag werde auf unbestimmte Zeit abgeschlossen.

Das Entgelt von 60 € pro Tag plus 100 € Fahrtkosten plus "aktuelle SVA" sei auf ein näher angeführtes Konto zu leisten.

Schreiben

Dazu folgendes Schreiben der Bf, ***[6]*** ***[7]***, ***[3]*** ***[4]*** ***[5]***, Slowkei, an das Finanzamt Wien 2/20/21/22 (OZ 5):

Ich könnte Sie um eine monatliche Zahlung von Familienbeihilfe ***[16]***. Danke schön ***[2]***

Meldebestätigung

Am langte beim Finanzamt eine Meldebestätigung (Potvrdenie o trvalom pobyte, Daueraufenthaltsbescheinigung) der Gemeinde (Obec) ***[4]*** ***[5]*** vom beim Finanzamt ein, wonach die Gemeinde (auf Slowakisch) bestätigt, dass ***[1]*** ***[2]***, ***[13]*** ***[2]*** und ***[14]*** ***[15]*** in ***[4]*** ***[5]*** ***[7]*** wohnhaft seien (OZ 6).

Rückforderungsbescheid

Mit dem angefochtenen Bescheid vom forderte das Finanzamt von der Bf per Adresse ***[3]*** ***[4]*** ***[5]*** ("...v..." statt "...u..."), ***[6]*** ***[7]***, Slowakische Republik zu Unrecht bezogene Beträge an Ausgleichszahlung gem. Verordnung (EG) 883/2004 (DZ) von 3.740,94 € und Kinderabsetzbetrag (KG) von 1.892,70 € für ***[13]*** ***[2]*** und ***[14]*** ***[15]*** im Zeitraum Dezember 2017 bis Mai 2019 zurück und begründete dies folgendermaßen:

Da Sie trotz Aufforderung die abverlangten Unterlagen zur Überprüfung der Rechtmäßigkeit über den Erhalt der Familienbeihilfe/Differenzzahlung nicht vorgelegt haben, waren die Monate Dezember 2017 bis Mai 2019 rückzufordern.

Eine zahlenmäßige Aufgliederung der Rückforderungsbeträge enthält der Bescheid nicht.

Beschwerde

Am langte laut Eingangsstempel ein am selben Tag eingeschrieben zur Post gegebenes Schreiben der Bf, Adresse ***[3]*** ***[4]*** ***[5]***, ***[6]*** ***[7]***, Slowakei, beim Finanzamt ein, mit welchem diese Beschwerde gegen den Rückforderungsbescheid erhob:

Ich einlege eine Beschwerde über Bescheid über Rückforderung zu unrecht bezogene Betrege in

Höhe 5 633,64

Ale nottwendige Finanzamt Wien hat mein Brief am bekommen./sehe Bestätigung Post/

/Honorarnote,Bestätigungen aus Schule ,SVA,..../Und noch dazu am 4.7.auch alle Bankauszuge

/Rückzahlungen von November 2018 /

Deschalb ich bitte Sie um die Überprüfung...

Beigefügt war ein Ausdruck von Slovenská Pošta vom über den Sendungsverlauf einer näher bezeichneten Postsendung (Zásielka podaná na pošte ***[9]*** 1 [zur Post gegeben bei der Poststelle ***[9]*** 1] am , Zásielka doručená adresátovi [an den Empfänger übergeben] am ). Bemerkt wird, dass ein Schreiben vom , das am eingelangt ist, sich nicht im elektronisch vorgelegten Akt des Finanzamts befindet.

Ferner wurden Überweisungsbelege über jeweils 205,44 mit dem Vermerk Prfjemca Finanzamt (Empfänger: Finanzamt) und unter Angabe der Sozialversicherungsnummer der Bf vorgelegt, und zwar vom , , , , . Am  ,  erfolgte eine Überweisung von jeweils 347,04.

Beigelegt war ferner die bereits aktenkundige Honorarnote betreffend das Jahr 2017, ferner eine Honorarnote für das Jahr 2018 (bis ) mit folgender Aufschlüsselung:

Außerdem eine Verständigung des Magistrats der Stadt Wien, Magistratisches Bezirksamt für den 21. Bezirk vom , wonach die Bf, ***[3]*** ***[9]***, ***[10]*** ***[11]*** ***[12]***, zur Ausübung des Gewerbes Personenbetreuung am Standort ***[17]*** Wien, ***[18]*** ***[19]*** berechtigt gewesen sei und die mit Wirksamkeit vom angezeigte Zurücklegung der Gewerbeberechtigung gemäß § 345 Abs. 4 GewO 1994 i. V. m. § 85 Z 7 GewO 1994 in das Gewerbeinformationssystem Austria - GISA - eingetragen worden sei.

Schließlich ein Kontoauszug der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft vom , wonach das Beitragskonto der Bf einen Saldo von 0,00 € aufweise.

Dazu:

  • Die aktenkundige Mitteilung von Úrad Práce, Soziálnych vecí a rodiny Lučenec, vom über im Jahr 2017 bezogene Familienleistungen. Diese betrugen von Jänner bis November (Dezember fehlt offenkundig irrtümlich) 2017 jeweils 47,04 €, zusammen 564,48 €.

  • Die aktenkundige Mitteilung von Úrad Práce, Soziálnych vecí a rodiny Lučenec, vom über die Bezugsberechtigung hinsichtlich slowakischer Familienleistungen.

  • Eine Schulbesuchsbestätigung einer Mittelfachschule für Handel und Dienstleistungen vom , wonach ***[13]******[2]*** im Schuljahr 2017/2018 die 1. Klasse besuche und der Schulbesuch fünf Jahre dauern werde.

  • Ein Zeugnis einer Volksschule für ***[14]******[15]*** für das Schuljahr 2018/2019.

Schreiben vom

Am langte beim Finanzamt ein Schreiben der Bf (Anschrift: ***[8]*** ***[9]***, ***[10]*** ***[11]*** ***[12]***) folgenden Inhalts ein (OZ 7):

BETREFF: VSNR ***[16]***

Ersuchen um Ergänzung - Antwort

Ich habe Ihre Brief bekommen. Verstehe leider nicht, warum soll ich mehrere Dokumente nottwendige zum Familienbeihilfe zu schicken, wenn seit....Verständigung ...arbeite in Österreich nicht mehr/Gewerbebeendigung habe zu Finanzamt geschickt/ und habe keinen Anspruch auf Familienbeihilfe.

Bitte Sie um Prüffung meines Falles. ...

Beschwerdevorentscheidung

Mit Beschwerdevorentscheidung vom , adressiert an die Bf per Anschrift ***[3]*** ***[4]*** ***[5]***, ***[6]*** ***[7]***, wies das Finanzamt die Beschwerde vom  als unbegründet ab:

Begründung:

Sachverhalt:

Es wurde Ihnen die Familienbeihilfe für obigen Zeitraum aberkannt, weil für die Bearbeitung des Aktes Unterlagen gefehlt haben.

Ihrer Beschwerde haben Sie Unterlagen beigelegt und bitten um Überprüfung des Aktes.

Rechtliche Grundlagen:

Artikel 11 der EU-Verordnung 883/2004 Allgemeine Regelung:

(1) Personen, für die diese Verordnung gilt, unterliegen den Rechtsvorschriften nur eines Mitgliedstaats. Welche Rechtsvorschriften dies sind, bestimmt sich nach diesem Titel

(2) Für die Zwecke dieses Titels wird bei Personen, die aufgrund oder infolge ihrer Beschäftigung oder selbstständigen Erwerbstätigkeit eine Geldleistung beziehen, davon ausgegangen, dass sie diese Beschäftigung oder Tätigkeit ausüben. Dies gilt nicht für Invaliditäts-, Alters- oder Hinterbliebenenrenten oder für Renten bei Arbeitsunfällen oder Berufskrankheiten oder für Geldleistungen bei Krankheit, die eine Behandlung von unbegrenzter Dauer abdecken.

Nach den Bestimmungen der VO(EG) 883/2004 besteht in einem Mitgliedstaat Anspruch auf Familienleistungen für in einem anderen EU/EWR-Staat lebende Kinder, wenn im ersten Mitgliedstaat eine Beschäftigung ausgeübt wird oder eine einer Beschäftigung gleichgestellte Situation (zB rechtmäßiger Bezug von Arbeitslosengeld, Notstandshilfe, Krankengeld, etc.) vorliegt.

Anspruch auf letztgenannte Bezüge besteht grundsätzlich nur dann, wenn Sie in Österreich wohnen und sich auch hier aufhalten.

Gemäß § 115 BAO trifft die Partei im Abgabeverfahren (was auch die Beihilfe einschließt) eine Mitwirkungspflicht. Diese wird umso größer, je weniger Ermittlungsmöglichkeiten der Behörde offenstehen. Bei Auslandsachverhalten besteht daher eine erhöhte Mitwirkungspflicht.

Würdigung:

Sie wurden aufgrund der Aktenlage mittels Ergänzungsersuchen vom aufgefordert div. Unterlagen nachzureichen. Da bis heute nicht alle abverlangten Unterlagen eingelangt sind, muss davon ausgegangen werden, dass kein Anspruch auf Familienbeihilfe bestand.

Ihre Beschwerde war daher abzuweisen.

Schreiben vom

Am langte beim Finanzamt ein Schreiben der Bf (Anschrift: ***[8]*** ***[9]***, ***[10]*** ***[11]*** ***[12]***) folgenden Inhalts ein (OZ 9):

BETREFF: VSNR ***[16]***

Ersuchen um Ergänzung - Antwort

Ich habe Ihre Brief bekommen. Verstehe leider nicht, warum soll ich mehrere Dokumente nottwendige zum Familienbeihilfe zu schicken, wenn seit....Verständigung ...arbeite in Österreich nicht mehr/Gewerbebeendigung habe zu Finanzamt geschickt/ und habe keinen Anspruch auf Familienbeihilfe.

Bitte Sie um Prüffung meines Falles. ...

Beilage: Gewerbebeendigung.

Diesem inhaltlich mit dem Schreiben vom identen Schreiben war beigefügt (ist jedenfalls im Finanzamtsakt nach dem Schreiben abgelegt):

  • Eine Mitteilung von Úrad Práce, Soziálnych vecí a rodiny Lučenec, vom über im Jahr 2017 bezogene Familienleistungen. Diese betrugen von Jänner bis Dezember 2017 jeweils 47,04 €, zusammen 564,48 €.

  • Eine Mitteilung von Úrad Práce, Soziálnych vecí a rodiny Lučenec, vom über im Jahr 2018 bezogene Familienleistungen. Diese betrugen von Jänner bis Dezember 2087 jeweils 47,04 €, zusammen 564,48 €.

Die Beilage "Gewerbebeendigung" findet sich im Finanzamtsakt nicht unter dieser OZ.

Vorlageantrag

Mit am eingeschrieben zur Post gegebenen und laut Eingangsvermerk am selben Tag beim Finanzamt eingelangtem Schreiben stellte die Bf, Anschrift ***[8]*** ***[9]***, ***[10]*** ***[11]*** ***[12]***, Vorlageantrag:

Liebe Frau ***[20]***,

vor paar Tagen ich habe von ihnen eine Beschwerdevorentscheidung bekommen. Ich habe mit Ihnen auch telefoniert.

In meine letzte Beschwerde ich habe erklärt, wann und welche Dokumente /komplet/ habe schon zweimall geschickt. Zum dritte mall ich schicke alle Unterlagen nocheinmall in Beilage meines Brieffes.

ich will mich Ihrer Chef Herr ***[21]*** persönlich zu treffen,lieder am Montag der 3.2 ich muss nach Krankenhaus,weill ich werde operriert.Dann,wenn ich komme nachhause,melde mich wieder.

Ich bitte Sie um genaue Untersuchung meines Falles. ...

Beigefügt waren folgende Urkunden:

  • Der schon aktenkundige Werkvertrag über Leistungen in der Personenbetreuung gemäß § 159 GewO 1994 vom .

  • Die schon aktenkundigen Honorarnoten für die Jahre 2017 und 2018.

  • Die schon aktenkundigen Mitteilungen von Úrad Práce, Soziálnych vecí a rodiny Lučenec, vom über in den Jahren 2017 und 2018 bezogene Familienleistungen.

  • Ein an die Bf ergangener österreichischer Einkommensteuerbescheid für das Jahr 2018 vom , wonach die Einkommensteuer ausgehend von einem Einkommen von 5.238,15 € mit -669,00 € (Erstattung des Alleinerzieherabsetzbetrags) festgesetzt wurde.

  • Die bereits aktenkundige Schulbesuchsbestätigung vom betreffend ***[13]******[2]***.

  • Zeugnisse einer Volksschule für ***[14]******[15]*** für die Schuljahre 2017/2018 und 2016/2017.

  • Die aktenkundige Verständigung des Magistrats vom über die Gewerbezurücklegung.

  • Eine Meldebestätigung für die Bf des Magistrats der Stadt Wien, wonach diese von April 2016 bis Oktober 2018 in ***[17]*** Wien, ***[18]******[19]*** mit Nebenwohnsitz gemeldet gewesen sei.

  • Der aktenkundige Kontoauszug der SVA vom .

  • Die aktenkundigen Zahlungsanweisungen über Rückzahlungen an das Finanzamt.

Vorlage

Mit Bericht vom legte das Finanzamt die Beschwerde vom dem Bundesfinanzgericht zur Entscheidung vor und führte unter anderem aus:

Inhaltsverzeichnis zu den vorgelegten Aktenteilen (Aktenverzeichnis)

Beschwerde

1 Beschwerde

Bescheide

2 Familienbeihilfe (Zeitraum: 12.2017-05.2019)

Beschwerdevorentscheidung

3 Beschwerdevorentscheidung

Vorlageantrag

4 Vorlageantrag

Vorgelegte Aktenteile

5 29112017 Antwort auf Überprüfungsschreiben

6 04122017 Schreiben vom 04122017

7 15112019 Vorhaltsbeantwortung

8 13122019 Urgenz AS

9 21012020 Vorhaltsbeantwortung

Bezughabende Normen

Verordnung (EG) 883/2004

Sachverhalt und Anträge

Sachverhalt:

Mit Bescheid vom wurde die Differenzzahlung und der Kinderabsetzbetrag für die Kinder, ***[2]*** ***[13]*** und ***[15]*** ***[14]***, für den Zeitraum Dezember 2017 bis Mai 2019 zurückgefordert. Strittig ist, ob im genannten Zeitraum ein Anspruch auf Differenzzahlung bestand.

Die Bf., eine slowakische Staatsbürgerin, war bis September 2018 selbstständig als Personenbetreuerin in Österreich tätig. Bis war die Bf. in Österreich gemeldet. Mit legte sie ihre Gewerbeberechtigung zurück.

Während ihrer Tätigkeit in Österreich lebte die Bf. bei ihren Kunden. Die beiden Kinder, ***[13]*** und ***[14]***, lebten am Familienwohnsitz in der Slowakei, wo die beiden auch die Schule besuchten.

In den Jahren 2017 und 2018 wurde slowakisches Kindergeld bezogen.

Ab September 2018 (= letzter Tätigkeitstag für ***[22]*** ***[23]***) stellte die Bf. Ihre selbstständige Tätigkeit in Österreich ein. Seitdem besteht kein Österreichbezug mehr.

Beweismittel:

Siehe Inhaltsverzeichnis

Stellungnahme:

Soweit die ausständigen Beweismittel (= Schulbesuchsbestätigung 2018/2019 für ***[13]*** und eine slowakische Meldebestätigung [übersetzt] zum Nachweis des gemeinsamen Haushaltes mit den Kindern) im Verfahren vor dem Bundesfinanzgericht vorgelegt werden, kann der Beschwerde hinsichtlich des Zeitraumes Dezember 2017 bis September 2018 stattgegeben werden. Ab Oktober 2018 besteht jedoch keinerlei Österreichbezug mehr, da sich weder die Bf. noch die Kinder in Österreich aufgehalten haben. Auch die selbständige Tätigkeit der Bf. wurde zu diesem Zeitpunkt nicht mehr ausgeübt.

Für den Fall, dass die fehlenden Dokumente vorgelegt werden, wird die teilweise Stattgabe beantragt; sollten keine Dokumente mehr vorgelegt werden, wird die Abweisung der Beschwerde beantragt.

Bericht des Finanzamts

Über Anfrage des Gerichts legte das Finanzamt am Screenshots aus dem elektronischen Beihilfenprogramm vor, aus denen sich ergibt, dass der Bf im Zeitraum Dezember 2017 bis Mai 2019 insgesamt die im Spruch des angefochtenen Bescheids angeführten Beträge an österreichischen Familienleistungen ausbezahlt worden sind.

Das Finanzamt teilte ferner mit, dass im Zeitraum Oktober 2018 bis Mai 2019 insgesamt 2.068,32 € ausbezahlt worden seien. Dieser Betrag setze sich aus 1.343,62 € für die Differenzzahlung und 724,70 € für den Kinderabsetzbetrag zusammen. Diese Summe wäre entsprechend auch für den Zeitraum Oktober 2018 bis Mai 2019 zurückzufordern.

Dem liege folgende Berechnung zugrunde:


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Zeitraum
Monatlich
Zahlung
DZ
12/17-12/17
225,16
225,16
DZ
01/18-07/18
230,24
1611,68
KG
12/17-07/18
116,8
934,40
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Zahlung am
2771,24
 
 
 
 
DZ
Aug.18
230,24
230,24
KG
Aug.18
116,8
116,8
 
 
 
 
 
Zahlung am
347,04
 
 
 
 
DZ
Sep.18
330,24
330,24
KG
Sep.18
116,8
116,8
 
 
 
 
 
Zahlung am
447,04
 
 
 
 
DZ
Okt.18
230,24
230,24
KG
Okt.18
116,8
116,8
 
 
 
 
 
Zahlung am
347,04
 
 
 
 
DZ
Nov.18
230,24
230,24
KG
Nov.18
116,8
116,8
 
 
 
 
 
Zahlung
347,04
 
 
 
 
DZ
Dez.18
230,24
230,24
KG
Dez.18
116,8
116,8
 
 
 
 
 
Zahlung am
347,04
 
 
 
 
DZ
Jän.19
130,58
130,58
KG
Jän.19
74,86
74,86
 
 
 
 
 
Zahlung am
205,44
 
 
 
 
DZ
Feb.19
130,58
130,58
KG
Feb.19
74,86
74,86
 
 
 
 
 
Zahlung am
205,44
 
 
 
 
DZ
Mär.19
130,58
130,58
KG
Mär.19
74,86
74,86
 
 
 
 
 
Zahlung am
205,44
 
 
 
 
DZ
Apr.19
130,58
130,58
KG
Apr.19
74,86
74,86
 
 
 
 
 
Zahlung am
205,44
 
 
 
 
DZ
Mai.19
130,58
130,58
KG
Mai.19
74,86
74,86
 
 
 
 
 
Zahlung am
205,44


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Gesamte Auszahlung 12/17 bis 05/19
5633,64
 
 
 
 
Teilt sich in 
DZ
3740,94
 
 
KG
1892,70
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Auszahlung Oktober 2018 bis Mai 2019
2068,32
 
 
 
 
Teilt sich in
DZ
1343,62
 
 
KG
724,7
 

Weitere Mitteilung der belangten Behörde

Das Finanzamt teilte dem Bundesfinanzgericht am weiters mit, dass es auf Grund der Meldebestätigung der Gemeinde ***[4]*** ***[5]*** von einem gemeinsamen Haushalt der Bf mit ihren Kindern ausgehe. Eine Schulbesuchsbestätigung sei, da ***[13]*** ***[2]*** im Beschwerdezeitraum minderjährig war, nicht erforderlich.

Das Bundesfinanzgericht hat erwogen:

Sachverhalt

Die Beschwerdeführerin (Bf) ***[1]*** ***[2]*** ist slowakische Staatsbürgerin. Sie ist Alleinerzieherin und wohnt mit ihren beiden Kindern, der im August 2001 geborene ***[13]*** ***[2]*** und dem im August 2009 geborenen ***[14]*** ***[15]*** in einem gemeinsamen Haushalt in der Slowakei.

In den Jahren 2017 und 2018 erhielt die Bf für ihre beiden Kinder Familienleistungen von der Slowakischen Republik i. H. v. 47,04 Euro monatlich.

Die Bf war in Österreich in Zeit zwischen und als Personenbetreuerin nach § 159 GewO 1994 (24 Stunden-Pflege) zeitweise im Haushalt einer Person in ***[17]*** Wien, ***[18]*** ***[19]*** tätig und erzielte hieraus Einkünfte aus Gewerbebetrieb in Österreich. Nach Beendigung des Vertragsverhältnisses war die Bf an einer Fortführung einer Erwerbstätigkeit in Österreich nicht interessiert und legte die Bf im Oktober 2018 ihre Gewerbeberechtigung zurück.

Die beiden im Beschwerdezeitraum minderjährigen Kinder gingen in der Slowakei zur Schule.

Die Bf erhielt vom Finanzamt im Beschwerdezeitraum Ausgleichszahlung bzw. Differenzzahlung und Kinderabsetzbetrag im Gesamtumfang von 5.633,64 €.

Beweiswürdigung

Die getroffenen Feststellungen stützen sich auf die Aktenlage. Sie sind - Mitteilung des Finanzamts vom - nicht mehr strittig.

Hinweise darauf, dass die Bf nach der Beendigung des Vertragsverhältnisses mit ***[22]*** ***[23]*** als Personenbetreuerin in Österreich weiter erwerbstätig sein wollte, bestehen nicht. Dies wird von der Bf auch nicht behauptet. Daher ist davon auszugehen, dass die Erwerbstätigkeit bereits im September 2018 mit den Auslaufen des Vertrags mit ***[22]*** ***[23]*** beendet wurde und nicht erst mit der Zurücklegung der Gewerbeberechtigung im Oktober 2018.

Zu den beiden vom Finanzamt ursprünglich als nicht nachgewiesen erachteten Punkten:

Für ***[13]*** ***[2]*** ist eine Schulbesuchsbestätigung einer Mittelfachschule für Handel und Dienstleistungen vom aktenkundig, wonach diese im Schuljahr 2017/2018 die 1. Klasse besuche und der Schulbesuch fünf Jahre dauern werde. Es besteht kein Anhaltspunkt dafür, dass der Schulbesuch während oder nach der ersten Klasse abgebrochen worden wäre.

In rechtlicher Hinsicht steht für ein minderjähriges Kind, und um ein solches handelt es sich bei der im August 2001 geborenen ***[13]*** ***[2]*** im Beschwerdezeitraum, gemäß § 2 Abs. 1 lit. a FLAG 1967 Familienbeihilfe unabhängig von einer Berufsausbildung zu. Der Nachweis einer Berufsausbildung i. S. d. § 2 Abs. 1 lit. b FLAG 1967 ist daher nur bei volljährigen Kindern erforderlich; das Abverlangen einer Schulbesuchsbestätigung durch die belangte Behörde war daher nicht geboten. Es ist somit auch unerheblich, ob die Bf, wie im Vorlagebericht des Finanzamts angesprochen, eine Schulbesuchsbestätigung für das Schuljahr 2018/2019 nachbringt oder nicht.

Hinsichtlich des Zusammenlebens im gemeinsamen Haushalt liegt eine Meldebestätigung vom vor. Auch wenn diese in slowakischer Sprache abgefasst ist, geht aus ihr auch für nicht der slowakischen Sprache Kundige eindeutig hervor, dass die gemeinsame Meldung von ***[1]*** ***[2]***, ***[13]*** ***[2]*** und ***[14]*** ***[15]*** in ***[4]*** ***[5]*** ***[7]*** bestätigt wird.

Im Verfahren wurde in weiterer Folge von der Bf die Anschrift in ***[9]*** angegeben. Diese Anschrift findet sich auch auf dem Kontoauszug der SVA vom , der Verständigung des Magistrats vom

Nach der Aktenlage befindet sich die Volksschule, deren Zeugnisse vom , vom und vom aktenkundig sind, in ***[9]***, die berufsbildende mittlere Schule (Schulbesuch ab ) im rund 17 km von ***[9]*** entfernten ***[24]***. Hingegen ist ***[9]*** von ***[4]*** ***[5]*** ***[7]*** rund 110 km entfernt.

Das Bundesfinanzgericht hält es mit der belangten Behörde für erwiesen, dass die Bf im Beschwerdezeitraum einen gemeinsamen Haushalt mit ihren minderjährigen Kindern geführt hat.

Dahingestellt bleiben kann, ob dieser gemeinsame Haushalt in ***[4]*** ***[5]*** oder in ***[9]*** bestanden hat oder besteht oder ob sowohl in ***[4]*** ***[5]*** (Wochenende?) als auch in ***[9]*** ein gemeinsamer Wohnsitz besteht.  

Die Kinder gingen in ***[9]*** bzw. ***[24]*** zu Schule. Die Anschrift der Bf wird seit längerem in ***[9]*** angegeben. 

Es keinen Anhaltspunkt dafür, dass sich an der gemeinsamen Haushaltsführung nach dem etwas geändert hat, mag auch die Wohnung gewechselt haben.

Gemäß § 115 BAO haben die Abgabenbehörden die abgabepflichtigen Fälle zu erforschen und von Amts wegen die tatsächlichen und rechtlichen Verhältnisse zu ermitteln, die für die Abgabepflicht und die Erhebung der Abgaben wesentlich sind.

Eine erhöhte Mitwirkungspflicht der Bf gemäß § 115 BAO Satz 2 besteht hier nicht, da auf Grund der VO (EG) 883/2004 uneingeschränkte Amtshilfe besteht.

Wenn die belangte Behörde an der Richtigkeit der von der Bf angegebenen Daten und der Weitergeltung der beurkundeten Umstände Zweifel hat, wäre es an ihr gelegen, im Rahmen der sie (und nicht die Partei i. S. d. § 78 BAO!) treffenden amtswegigen Ermittlungspflicht gemäß Art. 76 VO (EG) 883/2004 Erhebungen im Wege des zuständigen slowakischen Trägers (Úrad Práce, Soziálnych vecí a rodiny Lučenec) vorzunehmen und beispielsweise Anfragen mittels der Formulare E 401 und E 402 (direkt ohne Zwischenschaltung der Partei i. S. d. § 78 BAO durchzuführen. Von einer erhöhten Mitwirkungspflicht der Bf kann, soweit es sich um Daten handelt, die von der zuständigen Behörde oder vom zuständigen Träger im anderen Mitgliedstaat beauskunftet werden können, keine Rede sein.

Für das Bundesfinanzgericht bestehen (wie auch mittlerweile für das Finanzamt) keine Zweifel daran, dass die Bf - wie sie selbst angibt und grundsätzlich durch Urkunden belegt - als Alleinerzieherin während des gesamten Beschwerdezeitraums mit ihren beiden Kindern im gemeinsamen Haushalt gewohnt hat.

Rechtsgrundlagen

Unionsrecht

Verordnung (EG) Nr. 883/2004 des Europäischen Parlaments und des Rates vom zur Koordinierung der Systeme der sozialen Sicherheit

Für den Streitzeitraum ist die Verordnung (EG) Nr. 883/2004 des Europäischen Parlaments und des Rates vom zur Koordinierung der Systeme der sozialen Sicherheit (im Folgenden: VO 883/2004) maßgebend.

Die VO 883/2004 gilt für alle Rechtsvorschriften über Zweige der sozialen Sicherheit, welche Familienleistungen betreffen (Art. 3 Abs. 1 Buchstabe j VO 883/2004). Die in Rede stehende Familienbeihilfe ist eine Familienleistung.

Art. 1 VO 883/2004 lautet auszugsweise:

Definitionen

Für die Zwecke dieser Verordnung bezeichnet der Ausdruck:

a) „Beschäftigung“ jede Tätigkeit oder gleichgestellte Situation, die für die Zwecke der Rechtsvorschriften der sozialen Sicherheit des Mitgliedstaats, in dem die Tätigkeit ausgeübt wird oder die gleichgestellte Situation vorliegt, als solche gilt;

b) „selbstständige Erwerbstätigkeit“ jede Tätigkeit oder gleichgestellte Situation, die für die Zwecke der Rechtsvorschriften der sozialen Sicherheit des Mitgliedstaats, in dem die Tätigkeit ausgeübt wird oder die gleichgestellte Situation vorliegt, als solche gilt;

...

i) „Familienangehöriger“:

1. i) jede Person, die in den Rechtsvorschriften, nach denen die Leistungen gewährt werden, als Familienangehöriger bestimmt oder anerkannt oder als Haushaltsangehöriger bezeichnet wird;

ii) in Bezug auf Sachleistungen nach Titel III Kapitel 1 über Leistungen bei Krankheit sowie Leistungen bei Mutterschaft und gleichgestellte Leistungen bei Vaterschaft jede Person, die in den Rechtsvorschriften des Mitgliedstaats, in dem sie wohnt, als Familienangehöriger bestimmt oder anerkannt wird oder als Haushaltsangehöriger bezeichnet wird;

2. unterscheiden die gemäß Nummer 1 anzuwendenden Rechtsvorschriften eines Mitgliedstaats die Familienangehörigen nicht von anderen Personen, auf die diese Rechtsvorschriften anwendbar sind, so werden der Ehegatte, die minderjährigen Kinder und die unterhaltsberechtigten volljährigen Kinder als Familienangehörige angesehen;

3. wird nach den gemäß Nummern 1 und 2 anzuwendenden Rechtsvorschriften eine Person nur dann als Familien- oder Haushaltsangehöriger angesehen, wenn sie mit dem Versicherten oder dem Rentner in häuslicher Gemeinschaft lebt, so gilt diese Voraussetzung als erfüllt, wenn der Unterhalt der betreffenden Person überwiegend von dem Versicherten oder dem Rentner bestritten wird;

j) „Wohnort“ den Ort des gewöhnlichen Aufenthalts einer Person;

k) „Aufenthalt“ den vorübergehenden Aufenthalt;

l) „Rechtsvorschriften“ für jeden Mitgliedstaat die Gesetze, Verordnungen, Satzungen und alle anderen Durchführungsvorschriften in Bezug auf die in Artikel 3 Absatz 1 genannten Zweige der sozialen Sicherheit.

...

m) „zuständige Behörde“ in jedem Mitgliedstaat den Minister, die Minister oder eine entsprechende andere Behörde, die im gesamten Gebiet des betreffenden Mitgliedstaates oder einem Teil davon für die Systeme der sozialen Sicherheit zuständig sind;

...

p) „Träger“ in jedem Mitgliedstaat die Einrichtung oder Behörde, der die Anwendung aller Rechtsvorschriften oder eines Teils hiervon obliegt;

q) „zuständiger Träger“:

i) den Träger, bei dem die betreffende Person zum Zeitpunkt der Stellung des Antrags auf Leistungen versichert ist,

oder

ii) den Träger, gegenüber dem die betreffende Person einen Anspruch auf Leistungen hat oder hätte, wenn sie selbst oder ihr Familienangehöriger bzw. ihre Familienangehörigen in dem Mitgliedstaat wohnen würden, in dem dieser Träger seinen Sitz hat,

oder

iii) den von der zuständigen Behörde des betreffenden Mitgliedstaats bezeichneten Träger,

oder

iv) bei einem System, das die Verpflichtungen des Arbeitgebers hinsichtlich der in Artikel 3 Absatz 1 genannten Leistungen betrifft, den Arbeitgeber oder den betreffenden Versicherer oder, falls es einen solchen nicht gibt, die von der zuständigen Behörde des betreffenden Mitgliedstaats bezeichnete Einrichtung oder Behörde;

r) „Träger des Wohnorts“ und „Träger des Aufenthaltsorts“ den Träger, der nach den Rechtsvorschriften, die für diesen Träger gelten, für die Gewährung der Leistungen an dem Ort zuständig ist, an dem die betreffende Person wohnt oder sich aufhält, oder, wenn es einen solchen Träger nicht gibt, den von der zuständigen Behörde des betreffenden Mitgliedstaats bezeichneten Träger;

s) „zuständiger Mitgliedstaat“ den Mitgliedstaat, in dem der zuständige Träger seinen Sitz hat;

z) „Familienleistungen“ alle Sach- oder Geldleistungen zum Ausgleich von Familienlasten, mit Ausnahme von Unterhaltsvorschüssen und besonderen Geburts- und Adoptionsbeihilfen nach Anhang I.

Art. 2 Abs. 1 VO 883/2004 lautet:

Persönlicher Geltungsbereich

(1)  Diese Verordnung gilt für Staatsangehörige eines Mitgliedstaats, Staatenlose und Flüchtlinge mit Wohnort in einem Mitgliedstaat, für die die Rechtsvorschriften eines oder mehrerer Mitgliedstaaten gelten oder galten, sowie für ihre Familienangehörigen und Hinterbliebenen.

Art. 4 VO 883/2004 lautet:

Gleichbehandlung

Sofern in dieser Verordnung nichts anderes bestimmt ist, haben Personen, für die diese Verordnung gilt, die gleichen Rechte und Pflichten aufgrund der Rechtsvorschriften eines Mitgliedstaats wie die Staatsangehörigen dieses Staates.

Art. 7 VO 883/2004 lautet:

Aufhebung der Wohnortklauseln

Sofern in dieser Verordnung nichts anderes bestimmt ist, dürfen Geldleistungen, die nach den Rechtsvorschriften eines oder mehrerer Mitgliedstaaten oder nach dieser Verordnung zu zahlen sind, nicht aufgrund der Tatsache gekürzt, geändert, zum Ruhen gebracht, entzogen oder beschlagnahmt werden, dass der Berechtigte oder seine Familienangehörigen in einem anderen als dem Mitgliedstaat wohnt bzw. wohnen, in dem der zur Zahlung verpflichtete Träger seinen Sitz hat.

Personen, für die diese Verordnung gilt, unterliegen nach Art. 11 Abs. 1 VO 883/2004 den Rechtsvorschriften nur eines Mitgliedstaats.

Art. 11 VO 883/2004 lautet:

Allgemeine Regelung

(1) Personen, für die diese Verordnung gilt, unterliegen den Rechtsvorschriften nur eines Mitgliedstaats. Welche Rechtsvorschriften dies sind, bestimmt sich nach diesem Titel.

(2) Für die Zwecke dieses Titels wird bei Personen, die aufgrund oder infolge ihrer Beschäftigung oder selbstständigen Erwerbstätigkeit eine Geldleistung beziehen, davon ausgegangen, dass sie diese Beschäftigung oder Tätigkeit ausüben. Dies gilt nicht für Invaliditäts-, Alters- oder Hinterbliebenenrenten oder für Renten bei Arbeitsunfällen oder Berufskrankheiten oder für Geldleistungen bei Krankheit, die eine Behandlung von unbegrenzter Dauer abdecken.

(3) Vorbehaltlich der Artikel 12 bis 16 gilt Folgendes:

a) eine Person, die in einem Mitgliedstaat eine Beschäftigung oder selbstständige Erwerbstätigkeit ausübt, unterliegt den Rechtsvorschriften dieses Mitgliedstaats;

b) ein Beamter unterliegt den Rechtsvorschriften des Mitgliedstaats, dem die ihn beschäftigende Verwaltungseinheit angehört;

c) eine Person, die nach den Rechtsvorschriften des Wohnmitgliedstaats Leistungen bei Arbeitslosigkeit gemäß Artikel 65 erhält, unterliegt den Rechtsvorschriften dieses Mitgliedstaats;

d) eine zum Wehr- oder Zivildienst eines Mitgliedstaats einberufene oder wiedereinberufene Person unterliegt den Rechtsvorschriften dieses Mitgliedstaats;

e) jede andere Person, die nicht unter die Buchstaben a bis d fällt, unterliegt unbeschadet anders lautender Bestimmungen dieser Verordnung, nach denen ihr Leistungen aufgrund der Rechtsvorschriften eines oder mehrerer anderer Mitgliedstaaten zustehen, den Rechtsvorschriften des Wohnmitgliedstaats.

(4) Für die Zwecke dieses Titels gilt eine Beschäftigung oder selbstständige Erwerbstätigkeit, die gewöhnlich an Bord eines unter der Flagge eines Mitgliedstaats fahrenden Schiffes auf See ausgeübt wird, als in diesem Mitgliedstaat ausgeübt. Eine Person, die einer Beschäftigung an Bord eines unter der Flagge eines Mitgliedstaats fahrenden Schiffes nachgeht und ihr Entgelt für diese Tätigkeit von einem Unternehmen oder einer Person mit Sitz oder Wohnsitz in einem anderen Mitgliedstaat erhält, unterliegt jedoch den Rechtsvorschriften des letzteren Mitgliedstaats, sofern sie in diesem Staat wohnt. Das Unternehmen oder die Person, das bzw. die das Entgelt zahlt, gilt für die Zwecke dieser Rechtsvorschriften als Arbeitgeber.

Nach Art. 11 Abs. 3 Buchst. a VO 883/2004 unterliegt daher eine Person, die (nur) in einem Mitgliedstaat eine Beschäftigung oder selbstständige Erwerbstätigkeit ausübt, den Rechtsvorschriften dieses Mitgliedstaats.

Artikel 13 VO 883/2004 lautet:

Artikel 13

Ausübung von Tätigkeiten in zwei oder mehr Mitgliedstaaten

(1) Eine Person, die gewöhnlich in zwei oder mehr Mitgliedstaaten eine Beschäftigung ausübt, unterliegt

a) den Rechtsvorschriften des Wohnmitgliedstaats, wenn sie dort einen wesentlichen Teil ihrer Tätigkeit ausübt oder wenn sie bei mehreren Unternehmen oder Arbeitgebern beschäftigt ist, die ihren Sitz oder Wohnsitz in verschiedenen Mitgliedstaaten haben, oder

b) den Rechtsvorschriften des Mitgliedstaats, in dem das Unternehmen oder der Arbeitgeber, das bzw. der sie beschäftigt, seinen Sitz oder Wohnsitz hat, sofern sie keinen wesentlichen Teil ihrer Tätigkeiten in dem Wohnmitgliedstaat ausübt.

(2) Eine Person, die gewöhnlich in zwei oder mehr Mitgliedstaaten eine selbstständige Erwerbstätigkeit ausübt, unterliegt

a) den Rechtsvorschriften des Wohnmitgliedstaats, wenn sie dort einen wesentlichen Teil ihrer Tätigkeit ausübt, oder

b) den Rechtsvorschriften des Mitgliedstaats, in dem sich der Mittelpunkt ihrer Tätigkeiten befindet, wenn sie nicht in einem der Mitgliedstaaten wohnt, in denen sie einen wesentlichen Teil ihrer Tätigkeit ausübt.

(3) Eine Person, die gewöhnlich in verschiedenen Mitgliedstaaten eine Beschäftigung und eine selbstständige Erwerbstätigkeit ausübt, unterliegt den Rechtsvorschriften des Mitgliedstaats, in dem sie eine Beschäftigung ausübt, oder, wenn sie eine solche Beschäftigung in zwei oder mehr Mitgliedstaaten ausübt, den nach Absatz 1 bestimmten Rechtsvorschriften.

(4) Eine Person, die in einem Mitgliedstaat als Beamter beschäftigt ist und die eine Beschäftigung und/oder eine selbstständige Erwerbstätigkeit in einem oder mehreren anderen Mitgliedstaaten ausübt, unterliegt den Rechtsvorschriften des Mitgliedstaats, dem die sie beschäftigende Verwaltungseinheit angehört.

(5) Die in den Absätzen 1 bis 4 genannten Personen werden für die Zwecke der nach diesen Bestimmungen ermittelten Rechtsvorschriften so behandelt, als ob sie ihre gesamte Beschäftigung oder selbstständige Erwerbstätigkeit in dem betreffenden Mitgliedstaat ausüben und dort ihre gesamten Einkünfte erzielen würden.

Art. 67 VO 883/2004 lautet:

Familienangehörige, die in einem anderen Mitgliedstaat wohnen

Eine Person hat auch für Familienangehörige, die in einem anderen Mitgliedstaat wohnen, Anspruch auf Familienleistungen nach den Rechtsvorschriften des zuständigen Mitgliedstaats, als ob die Familienangehörigen in diesem Mitgliedstaat wohnen würden. Ein Rentner hat jedoch Anspruch auf Familienleistungen nach den Rechtsvorschriften des für die Rentengewährung zuständigen Mitgliedstaats.

Art. 68 VO 883/2004 lautet:

Prioritätsregeln bei Zusammentreffen von Ansprüchen

(1) Sind für denselben Zeitraum und für dieselben Familienangehörigen Leistungen nach den Rechtsvorschriften mehrerer Mitgliedstaaten zu gewähren, so gelten folgende Prioritätsregeln:

a) Sind Leistungen von mehreren Mitgliedstaaten aus unterschiedlichen Gründen zu gewähren, so gilt folgende Rangfolge: an erster Stelle stehen die durch eine Beschäftigung oder eine selbstständige Erwerbstätigkeit ausgelösten Ansprüche, darauf folgen die durch den Bezug einer Rente ausgelösten Ansprüche und schließlich die durch den Wohnort ausgelösten Ansprüche.

b) Sind Leistungen von mehreren Mitgliedstaaten aus denselben Gründen zu gewähren, so richtet sich die Rangfolge nach den folgenden subsidiären Kriterien:

i) bei Ansprüchen, die durch eine Beschäftigung oder eine selbstständige Erwerbstätigkeit ausgelöst werden: der Wohnort der Kinder, unter der Voraussetzung, dass dort eine solche Tätigkeit ausgeübt wird, und subsidiär gegebenenfalls die nach den widerstreitenden Rechtsvorschriften zu gewährende höchste Leistung. Im letztgenannten Fall werden die Kosten für die Leistungen nach in der Durchführungsverordnung festgelegten Kriterien aufgeteilt;

ii) bei Ansprüchen, die durch den Bezug einer Rente ausgelöst werden: der Wohnort der Kinder, unter der Voraussetzung, dass nach diesen Rechtsvorschriften eine Rente geschuldet wird, und subsidiär gegebenenfalls die längste Dauer der nach den widerstreitenden Rechtsvorschriften zurückgelegten Versicherungs- oder Wohnzeiten;

iii) bei Ansprüchen, die durch den Wohnort ausgelöst werden: der Wohnort der Kinder.

(2) Bei Zusammentreffen von Ansprüchen werden die Familienleistungen nach den Rechtsvorschriften gewährt, die nach Absatz 1 Vorrang haben. Ansprüche auf Familienleistungen nach anderen widerstreitenden Rechtsvorschriften werden bis zur Höhe des nach den vorrangig geltenden Rechtsvorschriften vorgesehenen Betrags ausgesetzt; erforderlichenfalls ist ein Unterschiedsbetrag in Höhe des darüber hinausgehenden Betrags der Leistungen zu gewähren. Ein derartiger Unterschiedsbetrag muss jedoch nicht für Kinder gewährt werden, die in einem anderen Mitgliedstaat wohnen, wenn der entsprechende Leistungsanspruch ausschließlich durch den Wohnort ausgelöst wird.

(3) Wird nach Artikel 67 beim zuständigen Träger eines Mitgliedstaats, dessen Rechtsvorschriften gelten, aber nach den Prioritätsregeln der Absätze 1 und 2 des vorliegenden Artikels nachrangig sind, ein Antrag auf Familienleistungen gestellt, so gilt Folgendes:

a) Dieser Träger leitet den Antrag unverzüglich an den zuständigen Träger des Mitgliedstaats weiter, dessen Rechtsvorschriften vorrangig gelten, teilt dies der betroffenen Person mit und zahlt unbeschadet der Bestimmungen der Durchführungsverordnung über die vorläufige Gewährung von Leistungen erforderlichenfalls den in Absatz 2 genannten Unterschiedsbetrag;

b) der zuständige Träger des Mitgliedstaats, dessen Rechtsvorschriften vorrangig gelten, bearbeitet den Antrag, als ob er direkt bei ihm gestellt worden wäre; der Tag der Einreichung des Antrags beim ersten Träger gilt als der Tag der Einreichung bei dem Träger, der vorrangig zuständig ist.

Art. 76 VO 883/2004 lautet:

Zusammenarbeit

(1)  Die zuständigen Behörden der Mitgliedstaaten unterrichten einander über:

a) alle zur Anwendung dieser Verordnung getroffenen Maßnahmen;

b) alle Änderungen ihrer Rechtsvorschriften, die die Anwendung dieser Verordnung berühren können.

(2)  Für die Zwecke dieser Verordnung unterstützen sich die Behörden und Träger der Mitgliedstaaten, als handelte es sich um die Anwendung ihrer eigenen Rechtsvorschriften. Die gegenseitige Amtshilfe dieser Behörden und Träger ist grundsätzlich kostenfrei. Die Verwaltungskommission legt jedoch die Art der erstattungsfähigen Ausgaben und die Schwellen für die Erstattung dieser Ausgaben fest.

(3)  Die Behörden und Träger der Mitgliedstaaten können für die Zwecke dieser Verordnung miteinander sowie mit den betroffenen Personen oder deren Vertretern unmittelbar in Verbindung treten.

(4)  Die Träger und Personen, die in den Geltungsbereich dieser Verordnung fallen, sind zur gegenseitigen Information und Zusammenarbeit verpflichtet, um die ordnungsgemäße Anwendung dieser Verordnung zu gewährleisten.

Die Träger beantworten gemäß dem Grundsatz der guten Verwaltungspraxis alle Anfragen binnen einer angemessenen Frist und übermitteln den betroffenen Personen in diesem Zusammenhang alle erforderlichen Angaben, damit diese die ihnen durch diese Verordnung eingeräumten Rechte ausüben können.

Die betroffenen Personen müssen die Träger des zuständigen Mitgliedstaats und des Wohnmitgliedstaats so bald wie möglich über jede Änderung ihrer persönlichen oder familiären Situation unterrichten, die sich auf ihre Leistungsansprüche nach dieser Verordnung auswirkt.

(5)  Die Verletzung der Informationspflicht gemäß Absatz 4 Unterabsatz 3 kann angemessene Maßnahmen nach dem nationalen Recht nach sich ziehen. Diese Maßnahmen müssen jedoch denjenigen entsprechen, die für vergleichbare Tatbestände der nationalen Rechtsordnung gelten, und dürfen die Ausübung der den Antragstellern durch diese Verordnung eingeräumten Rechte nicht praktisch unmöglich machen oder übermäßig erschweren.

(6)  Werden durch Schwierigkeiten bei der Auslegung oder Anwendung dieser Verordnung die Rechte einer Person im Geltungsbereich der Verordnung in Frage gestellt, so setzt sich der Träger des zuständigen Mitgliedstaats oder des Wohnmitgliedstaats der betreffenden Person mit dem Träger des anderen betroffenen Mitgliedstaats oder den Trägern der anderen betroffenen Mitgliedstaaten in Verbindung. Wird binnen einer angemessenen Frist keine Lösung gefunden, so können die betreffenden Behörden die Verwaltungskommission befassen.

(7)  Die Behörden, Träger und Gerichte eines Mitgliedstaats dürfen die bei ihnen eingereichten Anträge oder sonstigen Schriftstücke nicht deshalb zurückweisen, weil sie in einer Amtssprache eines anderen Mitgliedstaats abgefasst sind, die gemäß Artikel 290 des Vertrags als Amtssprache der Organe der Gemeinschaft anerkannt ist.

Slowakische Fassung:

Článok 1

Definície

Na účely tohto nariadenia:

a) "činnosť ako zamestnanec" znamená každú činnosť alebo rovnocennú situáciu, ktorá sa za takú považuje na účely právnych predpisov v oblasti sociálneho zabezpečenia členského štátu, v ktorom takáto činnosť alebo rovnocenná situácia existuje;

b) "činnosť ako samostatne zárobkovo činná osoba" znamená každú činnosť alebo rovnocennú situácia, ktorá sa za takú považuje na účely právnych predpisov v oblasti sociálneho zabezpečenia členského štátu, v ktorom takáto činnosť alebo rovnocenná situácia existuje;

i) "rodinný príslušník" znamená:

1. i) každú osobu definovaná alebo uznanú za rodinného príslušníka, alebo označenú za člena domácnosti právnymi predpismi, podľa ktorých sa poskytujú dávky;

ii) so zreteľom na vecné dávky podľa hlavy III, kapitola 1 o nemocenských dávkach, dávkach v materstve a rovnocenných dávkach v otcovstve, každú osobu definovanú alebo uznanú za rodinného príslušníka, alebo označenú za člena domácnosti podľa právnych predpisov členského štátu, v ktorom má daná osoba bydlisko;

2. ak právne predpisy členského štátu, ktorá sú uplatniteľné podľa pododseku 1, nerozlišujú medzi rodinnými príslušníkmi a inými osobami, na ktoré sú uplatniteľné, manžel/manželka, neplnoleté deti a nezaopatrené deti, ktoré dosiahli vek plnoletosti, sa považujú za rodinných príslušníkov;

3. ak podľa právnych predpisov, ktoré je uplatniteľná podľa pododsekov 1 a 2, osoba sa považuje za rodinného príslušníka alebo člena domácnosti iba vtedy, ak daná osoba žije v tej istej domácnosti ako poistenec alebo dôchodca, táto podmienka sa považuje za splnenú, ak daná osoba je závislá hlavne od poistenca alebo dôchodcu;

j) "bydlisko" znamená miesto, kde osoba zvyčajne býva;

k) "pobyt" znamená prechodné bydlisko;

l) "právne predpisy" znamenajú v súvislosti s každým členským štátom zákony, nariadenia a iné povinné ustanovenia a všetky ostatné vykonávajúce opatrenia týkajúce sa odvetví sociálneho zabezpečenia, na ktoré sa uplatňuje článok 3 ods. 1;

...

m) "príslušný orgán" znamená v súvislosti s každým členským štátom ministra, ministrov alebo iné obdobné orgány zodpovedné za systémy sociálneho zabezpečenia na celom území alebo časti územia daného členského štátu;

...

p) "inštitúcia" znamená v súvislosti s každým jednotlivým členským štátom úrad alebo úrad zodpovedný za uplatňovanie všetkých alebo niektorých právnych predpisov;

q) "príslušná inštitúcia" znamená:

i) inštitúciu, v ktorej je daná osoba poistená v čase žiadosti o dávku; alebo

ii) inštitúciu, v ktorej je daná osoba oprávnená alebo by bola oprávnená nárokovať si dávky, ak táto osoba alebo jej rodinní príslušníci majú bydlisko na území členského štátu, v ktorom sa inštitúcia nachádza; alebo

iii) inštitúciu určenú príslušným orgánom daného členského štátu; alebo

iv) v prípade systému týkajúceho sa povinností zamestnávateľa v súvislosti s dávkami ustanovenými v článku 3 ods. 1, zamestnávateľ alebo daný poisťovateľ, alebo v prípade ich neplnenia úrad alebo orgán určený príslušným orgánom daného členského štátu;

r) "inštitúcia miesta bydliska" a "inštitúcia miesta pobytu" znamená inštitúciu, ktorá je príslušná poskytovať dávky v mieste, kde má daná osoba bydlisko a inštitúciu, ktorá je príslušná poskytovať dávky v mieste, kde sa má daná osoba pobyt podľa právnych predpisov uplatňovaných touto inštitúciou, alebo, ak takáto inštitúcia neexistuje, inštitúciu určenú príslušným orgánom daného členského štátu;

s) "príslušný členský štát" znamená členský štát, na území ktorého sa príslušná inštitúcia nachádza;

...

z) "rodinná dávka" znamená všetky vecné alebo peňažné dávky, ktorú sú určené na pokrytie rodinných výdajov, okrem preddavkov na výživné a osobitné prídavky pri narodení dieťaťa a osvojení dieťaťa, ako sú uvedené v prílohe I.

Článok 2

Osoby, na ktoré sa toto nariadenie vzťahuje

1. Toto nariadenie sa vzťahuje na štátnych príslušníkov členského štátu, osoby bez štátnej príslušnosti a utečencov, ktorí majú bydlisko v členskom štáte a podliehajú alebo podliehali právnym predpisom jedného alebo viacerých členských štátov, ako aj na ich rodinných príslušníkov a ich pozostalých.

...

Článok 4

Rovnosť zaobchádzania

Pokiaľ nie je v tomto nariadení ustanovené inak, osoby, na ktoré sa toto nariadenie vzťahuje, poberajú tie isté dávky a majú tie isté povinnosti podľa právnych predpisov ktoréhokoľvek členského štátu ako štátni príslušníci daného členského štátu.

...

Článok 7

Upustenie od pravidiel bydliska

Pokiaľ nie je v tomto nariadení ustanovené inak, peňažné dávky splatné podľa právnych predpisov jedného alebo viacerých členských štátov alebo podľa tohto nariadenia nepodliehajú žiadnemu zníženiu, zmenám a doplneniam, pozastaveniu, odňatiu alebo odobratiu na základe skutočnosti, že príjemca alebo jeho rodinní príslušníci majú bydlisko v členskom štáte inom, ako je štát, kde sa nachádza inštitúcia zodpovedná za poskytovanie dávok.

...

Článok 11

Všeobecné pravidlá

1. Osoby, na ktoré sa toto nariadenie vzťahuje, podliehajú právnym predpisom len jedného členského štátu. Tieto právne predpisy sa určia v súlade s touto hlavou.

2. Na účely tejto hlavy osoby, ktoré prijímajú peňažné dávky na základe ich činnosti ako zamestnanca alebo samostatne zárobkovo činnej osoby, alebo ako dôsledok tejto činnosti, sa považujú za osoby, ktoré vykonávajú túto činnosť. Toto sa nevzťahuje na dôchodky v invalidite, starobné dôchodky alebo pozostalostné dôchodky alebo, na dôchodky v súvislosti s pracovným úrazom alebo chorobou z povolania, alebo na nemocenské peňažné dávky vzťahujúce sa na ošetrenie počas neobmedzenej doby.

3. S výhradou článkov 12 až 16:

a) osoba vykonávajúca činnosť ako zamestnanec alebo samostatne zárobkovo činná osoba v členskom štáte podlieha právnym predpisom tohto členského štátu;

b) štátny zamestnanec podlieha právnym predpisom členského štátu, ktorého správa ho zamestnáva;

c) osoba prijímajúca dávku v nezamestnanosti v súlade s článkom 65 podľa právnych predpisov členského štátu bydliska podlieha právnym predpisom tohto členského štátu;

d) osoba povolaná alebo opätovne povolaná na výkon služby v ozbrojených silách alebo civilnej služby členského štátu podlieha právnym predpisom tohto členského štátu;

e) ktorákoľvek iná osoba, na ktorú sa písm. a) až d) nevzťahujú, podlieha právnym predpisom členského štátu bydliska bez toho, aby boli dotknuté ustanovenia tohto nariadenia zaručujúce tejto osobe dávky podľa právnych predpisov jedného alebo viacerých členských štátov.

4. Na účely tejto hlavy činnosť zamestnanca alebo samostatne zárobkovo činnej osoby zvyčajne vykonávanej na palube plavidla na mori plávajúceho pod vlajkou členského štátu sa považuje za činnosť vykonávanú v danom členskom štáte. Avšak osoba zamestnaná na palube plavidla plávajúceho sa pod vlajkou členského štátu a odmeňovaná za takúto činnosť podnikom alebo osobou, ktorej registrované sídlo alebo miesto podnikania je v inom členskom štáte, podlieha právnym predpisom tohto iného členského štátu, ak daná osoba má bydlisko v tomto štáte. Podnik alebo osoba, ktorá vypláca odmenu sa na účely týchto právnych predpisov považuje za zamestnávateľa.

...

Článok 13

Vykonávanie činností v dvoch alebo viacerých členských štátoch

1. Osoba, ktorá zvyčajne vykonáva činnosť ako zamestnanec v dvoch alebo viacerých členských štátoch podlieha:

a) právnym predpisom členského štátu bydliska, ak takáto osoba vykonáva podstatnú časť svojej činnosti v tomto členskom štáte, alebo ak je zamestnaná vo viacerých podnikoch, alebo ju zamestnáva viacero zamestnávateľov, ktorých registrované sídlo alebo miesto podnikania je v odlišných členských štátoch, alebo

b) právnym predpisom členského štátu, v ktorom je registrované sídlo alebo miesto podnikania podniku alebo zamestnávateľa zamestnávajúceho danú osobu, ak táto osoba nevykonáva podstatnú časť svojich činností v členskom štáte svojho bydliska.

2. Osoba, ktorá zvyčajne vykonáva činnosť ako samostatne zárobkovo činná osoba v dvoch alebo viacerých členských štátoch, podlieha:

a) právnym predpisom členského štátu bydliska, ak podstatnú časť svojej činnosti vykonáva v tomto členskom štáte; alebo

b) právnym predpisom členského štátu, v ktorom sa nachádza centrum jej záujmu, ak nemá bydlisko v jednom z členských štátov, v ktorých vykonáva podstatnú časť svojej činnosti.

3. Osoba, ktorá zvyčajne vykonáva činnosť ako zamestnaná osoba a činnosť ako samostatne zárobkovo činná osoba v odlišných členských štátoch, podlieha právnym predpisom členského štátu, v ktorom vykonáva činnosť ako zamestnanec, alebo ak vykonáva takúto činnosť v dvoch alebo viacerých členských štátoch, právnym predpisom určeným v súlade s odsekom 1.

4. Osoba, ktoré je zamestnaná ako štátny zamestnanec niektorým členským štátom a vykonáva činnosť ako zamestnanec a/alebo ako samostatne zárobkovo činná osoba v jednom alebo vo viacerých členských štátoch, podlieha právnym predpisom členského štátu, ktorého správa ju zamestnáva.

5. Osoby uvedené v odsekoch 1 až 4 sa na účely právnych predpisov určených v súlade s týmito ustanoveniami považujú za osoby, ktoré vykonávajú všetky svoje činnosti ako zamestnanci alebo samostatne zárobkovo činné osoby a ktoré získavajú celý svoj príjem v danom členskom štáte.

...

Článok 67

Rodinní príslušníci s bydliskom v inom členskom štáte

Osoba má nárok na rodinné dávky v súlade s právnymi predpismi príslušného členského štátu, vrátane jej rodinných príslušníkov s bydliskom v inom členskom štáte, ako keby mali bydliská v takomto príslušnom štáte. Avšak dôchodca má nárok na rodinné dávky v súlade s právnymi predpismi členského štátu príslušného pre jeho dôchodok.

Článok 68

Pravidlá prednosti v prípade súbehu

1. Ak sa počas rovnakého obdobia a pre tých istých rodinných príslušníkov dávky poskytujú podľa právnych predpisov viac ako jedného členského štátu, uplatňujú sa tieto pravidlá prednosti:

a) v prípade dávok splatných viacerými ako jedným členským štátom na rozličných základoch, je poradie prednosti takéto: po prvé, nároky vznikajúce na základe činnosti ako zamestnanec alebo samostatne zárobkovo činná osoba; po druhé, nároky vznikajúce na základe poberania dôchodku, a napokon nároky vznikajúce na základe bydliska;

b) v prípade dávok splatných viac ako jedným členským štátom na rovnakom základe, poradie prednosti sa stanoví s odkazom na tieto pomocné kritériá:

i) v prípade nárokov, ktoré existujú na základe činnosti ako zamestnanec osoba alebo samostatne zárobkovo činná osoba: miesto bydliska detí, za podmienky, že existuje takáto činnosť, a prípadne navyše najvyššia čiastka dávok poskytovaných podľa protichodných právnych predpisov. V takomto prípade sa náklady na dávky delia v súlade s kritériami ustanovenými vo vykonávacom nariadení;

ii) v prípade nárokov, ktoré existujú na základe poberania dôchodkov: miesto bydliska detí, ak takýto dôchodok je splatný podľa jeho právnych predpisov a prípadne navyše najdlhšia doba poistenia alebo bydliska podľa protichodných právnych predpisov;

iii) v prípade nárokov získaných na základe bydliska: miesto bydliska detí.

2. V prípade súbehu nárokov, rodinné dávky sa poskytujú v súlade s právnymi predpismi určenými za prednostné právne predpisy v súlade s odsekom 1. Nároky na rodinné dávky na základe iného protichodného právneho predpisu alebo právnych predpisov sa pozastavia až do výšky poskytovanej podľa prvých právnych predpisov a rozdielový doplatok sa v prípade potreby poskytne v sume, ktorá prevyšuje túto čiastku. Rozdielový doplatok však sa nemusí poskytovať na deti s bydliskom v inom členskom štáte, ak nárok na danú dávku je založený iba na bydlisku.

3. Ak sa podľa článku 67 predloží žiadosť na rodinné dávky príslušnej inštitúcii členského štátu, ktorého právne predpisy sú uplatniteľné, ale nie na základe prednostného nároku v súlade s odsekmi 1 a 2 tohto článku:

a) táto inštitúcia bezodkladne postúpi žiadosť príslušnej inštitúcii členského štátu, ktorého právne predpisy sú uplatniteľné podľa poradia prednosti, informuje danú osobu a bez toho, aby boli dotknuté ustanovenia vykonávacieho nariadenia o predbežnom priznaní dávok poskytne v prípade potreby rozdielový doplatok uvedený v odseku 2;

b) príslušná inštitúcia členského štátu, ktorého právne predpisy sú uplatniteľné podľa poradia prednosti rieši túto žiadosť, ako keby bola predložená priamo jej a dátum predloženia takejto žiadosti prvej inštitúcii sa považuje za dátum nároku predloženého inštitúcii s prednosťou.

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Článok 76

Spolupráca

1. Príslušné orgány členských štátov sa vzájomne informujú o všetkom, čo sa týka:

a) opatrení uskutočnených na vykonávanie tohto nariadenia;

b) zmien ich právnych predpisov, ktoré môžu ovplyvniť vykonávanie tohto nariadenia.

2. Na účely vykonávania tohto nariadenia si poskytnú orgány a inštitúcie členských štátov svoje služby a konajú tak, akoby vykonávali svoje vlastné právne predpisy. správna pomoc poskytnutá uvedenými orgánmi a inštitúciami je zvyčajne bezplatná. Správna Komisia však určí povahu náhrady výdavkov a ich obmedzenia, nad ktoré je úhrada splatná.

3. Orgány a inštitúcie členských štátov môžu na účely vykonávania tohto nariadenia komunikovať medzi sebou a zahrnutými osobami alebo ich zástupcami priamo.

4. Inštitúcie a osoby, na ktoré sa vzťahuje toto nariadenie, majú povinnosť vzájomného informovania a spolupráce, aby sa zabezpečilo riadne vykonávanie tohto nariadenia.

Inštitúcie v súlade s princípmi dobrej administratívy odpovedajú na všetky otázky v rámci primeranej doby a v tejto súvislosti poskytujú daným osobám všetky informácie potrebné na uplatňovanie práv, ktoré im udeľuje toto nariadenie.

Dané osoby musia čo najskôr informovať inštitúcie príslušného členského štátu a členského štátu bydliska o všetkých zmenách v ich osobnej alebo rodinnej situácii, ktoré ovplyvňujú ich nárok na dávky podľa tohto nariadenia.

5. Nerešpektovanie povinnosti informovať, podľa tretieho pododseku odseku 4, môže viesť k uplatňovaniu pomerných opatrení v súlade s vnútroštátnym právom. Tieto opatrenia však musia byť rovnocenné opatreniam uplatniteľným na podobné situácie podľa domáceho práva a nesmú oprávneným osobám znemožňovať, ani neprimerane prakticky sťažovať uplatňovanie práv, ktoré im udeľuje toto nariadenie.

6. V prípade ťažkostí pri výklade alebo uplatňovaní tohto nariadenia, ktoré by mohlo ohroziť práva osoby, na ktorú sa vzťahuje, inštitúcia príslušného členského štátu alebo členského štátu bydliska danej osoby kontaktuje inštitúciu (inštitúcie) daného členského štátu (členských štátov). Ak sa nemôže nájsť riešenie v rámci primeranej doby, dané orgány môžu prizvať správnu komisiu, aby zasiahla.

7. Orgány, inštitúcie a súdy jedného členského štátu nesmú odmietnuť žiadosti ani iné dokumenty z toho dôvodu, že sú predložené v úradnom jazyku iného členského štátu, uznaného ako úradný jazyk inštitúcií spoločenstva v súlade s článkom 290 zmluvy.

Verordnung (EG) Nr. 987/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates vom zur Festlegung der Modalitäten für die Durchführung der Verordnung (EG) Nr. 883/2004 über die Koordinierung der Systeme der sozialen Sicherheit

Die Verordnung enthält Durchführungsbestimmungen zur VO 883/2004.

Art. 58 VO 987/2009 lautet:

Artikel 58

Prioritätsregeln bei Zusammentreffen von Ansprüchen

Ermöglicht der Wohnort der Kinder bei Anwendung des Artikels 68 Absatz 1 Buchstabe b Ziffern i und ii der Grundverordnung keine Bestimmung der Rangfolge, so berechnet jeder betroffene Mitgliedstaat den Leistungsbetrag unter Einschluss der Kinder, die nicht in seinem Hoheitsgebiet wohnen. Im Falle der Anwendung von Artikel 68 Absatz 1 Buchstabe b Ziffer i zahlt der zuständige Träger des Mitgliedstaats, dessen Rechtsvorschriften den höheren Leistungsbetrag vorsehen, diesen ganzen Betrag aus. Der zuständige Träger des anderen Mitgliedstaats erstattet ihm die Hälfte dieses Betrags, wobei der nach den Rechtsvorschriften des letzteren Mitgliedstaats vorgesehene Leistungssatz die obere Grenze bildet.

Art. 59 VO 987/2009 lautet:

Artikel 59

Regelungen für den Fall, in dem sich die anzuwendenden Rechtsvorschriften und/oder die Zuständigkeit für die Gewährung von Familienleistungen ändern

(1) Ändern sich zwischen den Mitgliedstaaten während eines Kalendermonats die Rechtsvorschriften und/oder die Zuständigkeit für die Gewährung von Familienleistungen, so setzt der Träger, der die Familienleistungen nach den Rechtsvorschriften gezahlt hat, nach denen die Leistungen zu Beginn dieses Monats gewährt wurden, unabhängig von den in den Rechtsvorschriften dieser Mitgliedstaaten für die Gewährung von Familienleistungen vorgesehenen Zahlungsfristen die Zahlungen bis zum Ende des laufenden Monats fort.

(2) Er unterrichtet den Träger des anderen betroffenen Mitgliedstaats oder die anderen betroffenen Mitgliedstaaten von dem Zeitpunkt, zu dem er die Zahlung dieser Familienleistungen einstellt. Ab diesem Zeitpunkt übernehmen der andere betroffene Mitgliedstaat oder die anderen betroffenen Mitgliedstaaten die Zahlung der Leistungen.

Art. 60 VO 987/2009 lautet:

Artikel 60

Verfahren bei der Anwendung von Artikel 67 und 68 der Grundverordnung

(1) Die Familienleistungen werden bei dem zuständigen Träger beantragt. Bei der Anwendung von Artikel 67 und 68 der Grundverordnung ist, insbesondere was das Recht einer Person zur Erhebung eines Leistungsanspruchs anbelangt, die Situation der gesamten Familie in einer Weise zu berücksichtigen, als würden alle beteiligten Personen unter die Rechtsvorschriften des betreffenden Mitgliedstaats fallen und dort wohnen. Nimmt eine Person, die berechtigt ist, Anspruch auf die Leistungen zu erheben, dieses Recht nicht wahr, berücksichtigt der zuständige Träger des Mitgliedstaats, dessen Rechtsvorschriften anzuwenden sind, einen Antrag auf Familienleistungen, der von dem anderen Elternteil, einer als Elternteil behandelten Person oder von der Person oder Institution, die als Vormund des Kindes oder der Kinder handelt, gestellt wird.

(2) Der nach Absatz 1 in Anspruch genommene Träger prüft den Antrag anhand der detaillierten Angaben des Antragstellers und berücksichtigt dabei die gesamten tatsächlichen und rechtlichen Umstände, die die familiäre Situation des Antragstellers ausmachen.

Kommt dieser Träger zu dem Schluss, dass seine Rechtsvorschriften nach Artikel 68 Absätze 1 und 2 der Grundverordnung prioritär anzuwenden sind, so zahlt er die Familienleistungen nach den von ihm angewandten Rechtsvorschriften.

Ist dieser Träger der Meinung, dass aufgrund der Rechtsvorschriften eines anderen Mitgliedstaats ein Anspruch auf einen Unterschiedsbetrag nach Artikel 68 Absatz 2 der Grundverordnung bestehen könnte, so übermittelt er den Antrag unverzüglich dem zuständigen Träger des anderen Mitgliedstaats und informiert die betreffende Person; außerdem unterrichtet er den Träger des anderen Mitgliedstaats darüber, wie er über den Antrag entschieden hat und in welcher Höhe Familienleistungen gezahlt wurden.

(3) Kommt der Träger, bei dem der Antrag gestellt wurde, zu dem Schluss, dass seine Rechtsvorschriften zwar anwendbar, aber nach Artikel 68 Absätze 1 und 2 der Grundverordnung nicht prioritär anwendbar sind, so trifft er unverzüglich eine vorläufige Entscheidung über die anzuwendenden Prioritätsregeln, leitet den Antrag nach Artikel 68 Absatz 3 der Grundverordnung an den Träger des anderen Mitgliedstaats weiter und informiert auch den Antragsteller darüber. Dieser Träger nimmt innerhalb einer Frist von zwei Monaten zu der vorläufigen Entscheidung Stellung.

Falls der Träger, an den der Antrag weitergeleitet wurde, nicht innerhalb von zwei Monaten nach Eingang des Antrags Stellung nimmt, wird die oben genannte vorläufige Entscheidung anwendbar und zahlt dieser Träger die in seinen Rechtsvorschriften vorgesehenen Leistungen und informiert den Träger, an den der Antrag gerichtet war, über die Höhe der gezahlten Leistungen.

(4) Sind sich die betreffenden Träger nicht einig, welche Rechtsvorschriften prioritär anwendbar sind, so gilt Artikel 6 Absätze 2 bis 5 der Durchführungsverordnung. Zu diesem Zweck ist der in Artikel 6 Absatz 2 der Durchführungsverordnung genannte Träger des Wohnorts der Träger des Wohnorts des Kindes oder der Kinder.

(5) Der Träger, der eine vorläufige Leistungszahlung vorgenommen hat, die höher ist als der letztlich zu seinen Lasten gehende Betrag, kann den zu viel gezahlten Betrag nach dem Verfahren des Artikels 73 der Durchführungsverordnung vom vorrangig zuständigen Träger zurückfordern.

Slowakische Fassung:

Článok 58

Pravidlá prednosti v prípade súbehu dávok

Na účely uplatňovania článku 68 ods. 1 písm. b) bodov i) a ii) základného nariadenia v prípade, že bydlisko detí neumožňuje určiť poradie prednosti, každý dotknutý členský štát vypočíta výšku dávok s prihliadnutím na deti, ktoré nemajú bydlisko na jeho území. V prípade, že sa uplatňuje článok 68 ods. 1 písm. b) bod i), príslušná inštitúcia členského štátu, ktorého právne predpisy ustanovujú najvyššie dávky, vyplatí tieto dávky v ich plnej výške a príslušná inštitúcia druhého členského štátu jej nahradí polovicu tejto sumy, maximálne však do hornej hranice sumy stanovenej právnymi predpismi tohto druhého členského štátu.

Článok 59

Pravidlá uplatniteľné v prípade, že sa menia uplatniteľné právne predpisy a/alebo príslušnosť na priznávanie rodinných dávok

1.   Ak sa uplatniteľné právne predpisy a/alebo príslušnosť na priznávanie rodinných dávok v členských štátoch zmení v priebehu kalendárneho mesiaca bez ohľadu na dátumy splatnosti rodinných dávok podľa právnych predpisov týchto členských štátov, inštitúcia, ktorá platila rodinné dávky podľa právnych predpisov, na ktorých základe sa dávky priznali na začiatku mesiaca, ich naďalej poskytuje do konca daného mesiaca.

2.   Inštitúcia oznámi inštitúcii druhého členského štátu alebo dotknutých členských štátov dátum, od ktorého prestáva vyplácať predmetné rodinné dávky. Druhý členský štát alebo dotknuté členské štáty začínajú vyplácať dávky od tohto dátumu.

Článok 60

Postup uplatňovania článkov 67 a 68 základného nariadenia

1.   Žiadosť o poskytovanie rodinných dávok sa predkladá príslušnej inštitúcii. Na účely uplatňovania článkov 67 a 68 základného nariadenia sa zohľadní situácia celej rodiny, ako keby sa na všetky zúčastnené osoby vzťahovali právne predpisy dotknutého členského štátu a ako keby všetky mali bydlisko v tomto členskom štáte, najmä pokiaľ ide o nárok osoby na takéto dávky. Ak si osoba, ktorá má nárok na dávky, svoje právo neuplatní, príslušná inštitúcia členského štátu, ktorého právne predpisy sa uplatňujú, zohľadní žiadosť o priznanie rodinných dávok predloženú druhým rodičom, osobou, ktorá sa za rodiča považuje, alebo osobou alebo inštitúciou, ktorá vystupuje ako opatrovateľ dieťaťa alebo detí.

2.   Inštitúcia, ktorej bola predložená žiadosť podľa odseku 1, preskúma žiadosť na základe podrobných informácií poskytnutých žiadateľom, pričom zohľadní všetky skutočnosti a právne okolnosti, ktoré charakterizujú situáciu rodiny žiadateľa.

Ak táto inštitúcia dospeje k záveru, že jej právne predpisy sú uplatniteľné na základe prednostného práva v súlade s článkom 68 ods. 1 a 2 základného nariadenia, poskytne rodinné dávky v súlade s právnymi predpismi, ktoré uplatňuje.

Ak táto inštitúcia zistí, že na základe právnych predpisov iného členského štátu v súlade s článkom 68 ods. 2 základného nariadenia môže vzniknúť nárok na rozdielový doplatok, bezodkladne zašle žiadosť príslušnej inštitúcii druhého členského štátu a oznámi to dotknutej osobe; okrem toho oznámi inštitúcii druhého členského štátu svoje rozhodnutie týkajúce sa žiadosti a výšku vyplácaných rodinných dávok.

3.   Ak inštitúcia, v ktorej sa podáva žiadosť, dospeje k záveru, že jej právne predpisy sú uplatniteľné, ale nie na základe prednostného práva podľa článku 68 ods. 1 a 2 základného nariadenia, bezodkladne prijme predbežné rozhodnutie o pravidlách prednosti, ktoré sa majú uplatniť, a v súlade s článkom 68 ods. 3 základného nariadenia postúpi žiadosť inštitúcii druhého členského štátu a oznámi túto skutočnosť aj žiadateľovi. Táto inštitúcia zaujme stanovisko k predbežnému rozhodnutiu do dvoch mesiacov.

Ak inštitúcia, ktorej sa žiadosť postúpila, nezaujme stanovisko do dvoch mesiacov od prijatia žiadosti, uplatní sa uvedené predbežné rozhodnutie a inštitúcia vyplatí dávky podľa jej právnych predpisov a inštitúcii, v ktorej sa žiadosť podala, oznámi výšku vyplácaných dávok.

4.   Ak medzi dotknutými inštitúciami vznikne rozpor o tom, ktoré právne predpisy sa majú na základe prednostného práva uplatniť, uplatňuje sa článok 6 ods. 2 až 5 vykonávacieho nariadenia. Na tento účel je inštitúciou miesta bydliska podľa článku 6 ods. 2 vykonávacieho nariadenia inštitúcia miesta bydliska dieťaťa alebo detí.

5.   Inštitúcia, ktorá predbežne vyplatila dávky v sume vyššej, ako je suma, za ktorú je nakoniec zodpovedná, môže žiadať vrátenie preplatku od inštitúcie s prvotnou zodpovednosťou v súlade s postupom stanoveným v článku 73 vykonávacieho nariadenia.

Nationales Recht Österreich

Gemäß § 2 lit. a BAO ist die Bundesabgabenordnung sinngemäß in Angelegenheiten der Familienbeihilfe anzuwenden.

§ 115 BAO lautet:

§ 115. (1) Die Abgabenbehörden haben die abgabepflichtigen Fälle zu erforschen und von Amts wegen die tatsächlichen und rechtlichen Verhältnisse zu ermitteln die für die Abgabepflicht und die Erhebung der Abgaben wesentlich sind. Diese Verpflichtung wird durch eine erhöhte Mitwirkungspflicht des Abgabepflichtigen, wie beispielsweise bei Auslandssachverhalten, eingeschränkt.

(2) Den Parteien ist Gelegenheit zur Geltendmachung ihrer Rechte und rechtlichen Interessen zu geben.

(3) Die Abgabenbehörden haben Angaben der Abgabepflichtigen und amtsbekannte Umstände auch zugunsten der Abgabepflichtigen zu prüfen und zu würdigen.

(4) Solange die Abgabenbehörde nicht entschieden hat, hat sie auch die nach Ablauf einer Frist vorgebrachten Angaben über tatsächliche oder rechtliche Verhältnisse zu prüfen und zu würdigen.

§ 119 BAO lautet:

§ 119. (1) Die für den Bestand und Umfang einer Abgabepflicht oder für die Erlangung abgabenrechtlicher Begünstigungen bedeutsamen Umstände sind vom Abgabepflichtigen nach Maßgabe der Abgabenvorschriften offenzulegen. Die Offenlegung muß vollständig und wahrheitsgemäß erfolgen.

(2) Der Offenlegung dienen insbesondere die Abgabenerklärungen, Anmeldungen, Anzeigen, Abrechnungen und sonstige Anbringen des Abgabepflichtigen, welche die Grundlage für abgabenrechtliche Feststellungen, für die Festsetzung der Abgaben, für die Freistellung von diesen oder für Begünstigungen bilden oder die Berechnungsgrundlagen der nach einer Selbstberechnung des Abgabepflichtigen zu entrichtenden Abgaben bekanntgeben.

§§ 166 f BAO lauten:

§ 166. Als Beweismittel im Abgabenverfahren kommt alles in Betracht, was zur Feststellung des maßgebenden Sachverhaltes geeignet und nach Lage des einzelnen Falles zweckdienlich ist.

§ 167. (1) Tatsachen, die bei der Abgabenbehörde offenkundig sind, und solche, für deren Vorhandensein das Gesetz eine Vermutung aufstellt, bedürfen keines Beweises.

(2) Im übrigen hat die Abgabenbehörde unter sorgfältiger Berücksichtigung der Ergebnisse des Abgabenverfahrens nach freier Überzeugung zu beurteilen, ob eine Tatsache als erwiesen anzunehmen ist oder nicht.

Wird die Aufnahme eines Beweises durch Sachverständige notwendig, so sind gemäß § 177 Abs. 1 BAO die für Gutachten der erforderlichen Art öffentlich bestellten Sachverständigen beizuziehen.

§ 183 BAO lautet:

§ 183. (1) Beweise sind von Amts wegen oder auf Antrag aufzunehmen.

(2) Die Abgabenbehörde kann die Beweisaufnahme auch im Wege der Amtshilfe durch andere Abgabenbehörden vornehmen lassen.

(3) Von den Parteien beantragte Beweise sind aufzunehmen, soweit nicht eine Beweiserhebung gemäß § 167 Abs. 1 zu entfallen hat. Von der Aufnahme beantragter Beweise ist abzusehen, wenn die unter Beweis zu stellenden Tatsachen als richtig anerkannt werden oder unerheblich sind, wenn die Beweisaufnahme mit unverhältnismäßigem Kostenaufwand verbunden wäre, es sei denn, daß die Partei sich zur Tragung der Kosten bereit erklärt und für diese Sicherheit leistet, oder wenn aus den Umständen erhellt, daß die Beweise in der offenbaren Absicht, das Verfahren zu verschleppen, angeboten worden sind. Gegen die Ablehnung der von den Parteien angebotenen Beweise ist ein abgesondertes Rechtsmittel nicht zulässig.

(4) Den Parteien ist vor Erlassung des abschließenden Sachbescheides Gelegenheit zu geben, von den durchgeführten Beweisen und vom Ergebnis der Beweisaufnahme Kenntnis zu nehmen und sich dazu zu äußern.

§ 269 Abs. 2 BAO lautet:

(2) Die Verwaltungsgerichte können das zur Feststellung des maßgebenden Sachverhaltes erforderliche Ermittlungsverfahren durch eine von ihnen selbst zu bestimmende Abgabenbehörde durchführen oder ergänzen lassen.

§ 2 FLAG 1967 lautet:

§ 2. (1) Anspruch auf Familienbeihilfe haben Personen, die im Bundesgebiet einen Wohnsitz oder ihren gewöhnlichen Aufenthalt haben,

a) für minderjährige Kinder,

b) für volljährige Kinder, die das 24. Lebensjahr noch nicht vollendet haben und die für einen Beruf ausgebildet oder in einem erlernten Beruf in einer Fachschule fortgebildet werden, wenn ihnen durch den Schulbesuch die Ausübung ihres Berufes nicht möglich ist. Bei volljährigen Kindern, die eine in § 3 des Studienförderungsgesetzes 1992, BGBl. Nr. 305, genannte Einrichtung besuchen, ist eine Berufsausbildung nur dann anzunehmen, wenn sie die vorgesehene Studienzeit pro Studienabschnitt um nicht mehr als ein Semester oder die vorgesehene Ausbildungszeit um nicht mehr als ein Ausbildungsjahr überschreiten. Wird ein Studienabschnitt in der vorgesehenen Studienzeit absolviert, kann einem weiteren Studienabschnitt ein Semester zugerechnet werden. Die Studienzeit wird durch ein unvorhergesehenes oder unabwendbares Ereignis (zB Krankheit) oder nachgewiesenes Auslandsstudium verlängert. Dabei bewirkt eine Studienbehinderung von jeweils drei Monaten eine Verlängerung der Studienzeit um ein Semester. Zeiten als Studentenvertreterin oder Studentenvertreter nach dem Hochschülerschaftsgesetz 1998, BGBl. I Nr. 22/1999, sind unter Berücksichtigung der Funktion und der zeitlichen Inanspruchnahme bis zum Höchstausmaß von vier Semestern nicht in die zur Erlangung der Familienbeihilfe vorgesehene höchstzulässige Studienzeit einzurechnen. Gleiches gilt für die Vorsitzenden und die Sprecher der Heimvertretungen nach dem Studentenheimgesetz, BGBl. Nr. 291/1986. Der Bundesminister für Umwelt, Jugend und Familie hat durch Verordnung die näheren Voraussetzungen für diese Nichteinrechnung festzulegen. Zeiten des Mutterschutzes sowie die Pflege und Erziehung eines eigenen Kindes bis zur Vollendung des zweiten Lebensjahres hemmen den Ablauf der Studienzeit. Bei einem Studienwechsel gelten die in § 17 Studienförderungsgesetz 1992, BGBl. Nr. 305, angeführten Regelungen auch für den Anspruch auf Familienbeihilfe. Die Aufnahme als ordentlicher Hörer gilt als Anspruchsvoraussetzung für das erste Studienjahr. Anspruch ab dem zweiten Studienjahr besteht nur dann, wenn für ein vorhergehendes Studienjahr die Ablegung einer Teilprüfung der ersten Diplomprüfung oder des ersten Rigorosums oder von Prüfungen aus Pflicht- und Wahlfächern des betriebenen Studiums im Gesamtumfang von acht Semesterwochenstunden oder im Ausmaß von 16 ECTS-Punkten nachgewiesen wird. Der Nachweis ist unabhängig von einem Wechsel der Einrichtung oder des Studiums durch Bestätigungen der im § 3 des Studienförderungsgesetzes 1992 genannten Einrichtungen zu erbringen. Für eine Verlängerung des Nachweiszeitraumes gelten die für die Verlängerung der Studienzeit genannten Gründe sinngemäß,

c) für volljährige Kinder, die wegen einer vor Vollendung des 21. Lebensjahres oder während einer späteren Berufsausbildung, jedoch spätestens vor Vollendung des 25. Lebensjahres, eingetretenen körperlichen oder geistigen Behinderung voraussichtlich dauernd außerstande sind, sich selbst den Unterhalt zu verschaffen,

d) für volljährige Kinder, die das 24. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, für die Zeit zwischen dem Abschluss der Schulausbildung und dem Beginn einer weiteren Berufsausbildung, wenn die weitere Berufsausbildung zum frühestmöglichen Zeitpunkt nach Abschluss der Schulausbildung begonnen wird,

e) für volljährige Kinder, die das 24. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, für die Zeit zwischen der Beendigung des Präsenz- oder Ausbildungs- oder Zivildienstes und dem Beginn oder der Fortsetzung der Berufsausbildung, wenn die Berufsausbildung zum frühestmöglichen Zeitpunkt nach dem Ende des Präsenz- oder Zivildienstes begonnen oder fortgesetzt wird,

f) (Anm.: aufgehoben durch BGBl. I Nr. 111/2010)

g) für volljährige Kinder, die in dem Monat, in dem sie das 24. Lebensjahr vollenden, den Präsenz- oder Ausbildungsdienst oder Zivildienst leisten oder davor geleistet haben, bis längstens zur Vollendung des 25. Lebensjahres, sofern sie nach Ableistung des Präsenz- oder Ausbildungsdienstes oder Zivildienstes für einen Beruf ausgebildet oder in einem erlernten Beruf in einer Fachschule fortgebildet werden, wenn ihnen durch den Schulbesuch die Ausübung ihres Berufes nicht möglich ist; für Kinder, die eine in § 3 des Studienförderungsgesetzes 1992 genannte Einrichtung besuchen, jedoch nur im Rahmen der in § 2 Abs. 1 lit. b vorgesehenen Studiendauer,

h) für volljährige Kinder, die erheblich behindert sind (§ 8 Abs. 5), das 25 Lebensjahr noch nicht vollendet haben und die für einen Beruf ausgebildet oder in einem erlernten Beruf in einer Fachschule fortgebildet werden, wenn ihnen durch den Schulbesuch die Ausübung ihres Berufes nicht möglich ist; § 2 Abs. 1 lit. b zweiter bis letzter Satz sind nicht anzuwenden,

i) für volljährige Kinder, die sich in dem Monat, in dem sie das 24. Lebensjahr vollenden, in Berufsausbildung befinden und die vor Vollendung des 24. Lebensjahres ein Kind geboren haben oder an dem Tag, an dem sie das 24. Lebensjahr vollenden, schwanger sind, bis längstens zur Vollendung des 25. Lebensjahres; für Kinder, die eine in § 3 des Studienförderungsgesetzes 1992 genannte Einrichtung besuchen, jedoch nur im Rahmen der in § 2 Abs. 1 lit. b vorgesehenen Studiendauer,

j) für volljährige Kinder, die das 24. Lebensjahr vollendet haben bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres, bis längstens zum erstmöglichen Abschluss eines Studiums, wenn sie

aa) bis zu dem Kalenderjahr, in dem sie das 19. Lebensjahr vollendet haben, dieses Studium begonnen haben, und

bb) die gesetzliche Studiendauer dieses Studiums bis zum erstmöglichen Studienabschluss zehn oder mehr Semester beträgt, und

cc) die gesetzliche Studiendauer dieses Studiums nicht überschritten wird,

k) für volljährige Kinder, die das 24. Lebensjahr vollendet haben bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres, und die sich in Berufsausbildung befinden, wenn sie vor Vollendung des 24. Lebensjahres einmalig in der Dauer von acht bis zwölf Monaten eine freiwillige praktische Hilfstätigkeit bei einer von einem gemeinnützigen Träger der freien Wohlfahrtspflege zugewiesenen Einsatzstelle im Inland ausgeübt haben; für Kinder, die eine in § 3 des Studienförderungsgesetzes 1992 genannte Einrichtung besuchen, jedoch nur im Rahmen der in § 2 Abs. 1 lit. b vorgesehenen Studiendauer,

l) für volljährige Kinder, die das 24. Lebensjahr noch nicht vollendet haben und die teilnehmen am

aa) Freiwilligen Sozialjahr nach Abschnitt 2 des Freiwilligengesetzes, BGBl. I Nr. 17/2012,

bb) Freiwilligen Umweltschutzjahr nach Abschnitt 3 des Freiwilligengesetzes, BGBl. I Nr. 17/2012,

cc) Gedenkdienst, Friedens- und Sozialdienst im Ausland nach Abschnitt 4 des Freiwilligengesetzes, BGBl. I Nr. 17/2012,

dd) Europäischen Freiwilligendienst nach dem Beschluss Nr. 1719/2006/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom über die Einführung des Programms „Jugend in Aktion“ im Zeitraum 2007 - 2013.

(2) Anspruch auf Familienbeihilfe für ein im Abs 1 genanntes Kind hat die Person, zu deren Haushalt das Kind gehört. Eine Person, zu deren Haushalt das Kind nicht gehört, die jedoch die Unterhaltskosten für das Kind überwiegend trägt, hat dann Anspruch auf Familienbeihilfe, wenn keine andere Person nach dem ersten Satz anspruchsberechtigt ist.

(3) Im Sinne dieses Abschnittes sind Kinder einer Person

a) deren Nachkommen,

b) deren Wahlkinder und deren Nachkommen,

c) deren Stiefkinder,

d) deren Pflegekinder (§§ 186 und 186 a des allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuches).

(4) Die Kosten des Unterhalts umfassen bei minderjährigen Kindern auch die Kosten der Erziehung und bei volljährigen Kindern, die für einen Beruf ausgebildet oder in ihrem Beruf fortgebildet werden, auch die Kosten der Berufsausbildung oder der Berufsfortbildung.

(5) Zum Haushalt einer Person gehört ein Kind dann, wenn es bei einheitlicher Wirtschaftsführung eine Wohnung mit dieser Person teilt. Die Haushaltszugehörigkeit gilt nicht als aufgehoben, wenn

a) sich das Kind nur vorübergehend außerhalb der gemeinsamen Wohnung aufhält,

b) das Kind für Zwecke der Berufsausübung notwendigerweise am Ort oder in der Nähe des Ortes der Berufsausübung eine Zweitunterkunft bewohnt,

c) sich das Kind wegen eines Leidens oder Gebrechens nicht nur vorübergehend in Anstaltspflege befindet, wenn die Person zu den Kosten des Unterhalts mindestens in Höhe der Familienbeihilfe für ein Kind beiträgt; handelt es sich um ein erheblich behindertes Kind, erhöht sich dieser Betrag um den Erhöhungsbetrag für ein erheblich behindertes Kind (§ 8 Abs 4).

Ein Kind gilt bei beiden Elternteilen als haushaltszugehörig, wenn diese einen gemeinsamen Haushalt führen, dem das Kind angehört.

(6) Bezieht ein Kind Einkünfte, die durch Gesetz als einkommensteuerfrei erklärt sind, ist bei Beurteilung der Frage, ob ein Kind auf Kosten einer Person unterhalten wird, von dem um jene Einkünfte geminderten Betrag der Kosten des Unterhalts auszugehen; in diesen Fällen trägt eine Person die Kosten des Unterhalts jedoch nur dann überwiegend, wenn sie hiezu monatlich mindestens in einem Ausmaß beiträgt, das betragsmäßig der Familienbeihilfe für ein Kind (§ 8 Abs 2) oder, wenn es sich um ein erheblich behindertes Kind handelt, der Familienbeihilfe für ein erheblich behindertes Kind (§ 8 Abs 2 und 4) entspricht.

(7) Unterhaltsleistungen auf Grund eines Ausgedinges gelten als auf Kosten des Unterhaltsleistenden erbracht, wenn der Unterhaltsleistende mit dem Empfänger der Unterhaltsleistungen verwandt oder verschwägert ist; solche Unterhaltsleistungen zählen für den Anspruch auf Familienbeihilfe auch nicht als eigene Einkünfte des Kindes.

(8) Personen haben nur dann Anspruch auf Familienbeihilfe, wenn sie den Mittelpunkt der Lebensinteressen im Bundesgebiet haben. Eine Person hat den Mittelpunkt ihrer Lebensinteressen in dem Staat, zu dem sie die engeren persönlichen und wirtschaftlichen Beziehungen hat.

Gemäß § 5 Abs. 3 FLAG 1967 besteht  kein Anspruch auf Familienbeihilfe für Kinder, die sich ständig im Ausland aufhalten.

§§ 10, 11, 12, 13, 14 FLAG 1967 lauten:

§ 10. (1) Die Familienbeihilfe wird, abgesehen von den Fällen des § 10a, nur auf Antrag gewährt; die Erhöhung der Familienbeihilfe für ein erheblich behindertes Kind (§ 8 Abs. 4) ist besonders zu beantragen.(2) Die Familienbeihilfe wird vom Beginn des Monats gewährt, in dem die Voraussetzungen für den Anspruch erfüllt werden. Der Anspruch auf Familienbeihilfe erlischt mit Ablauf des Monats, in dem eine Anspruchsvoraussetzung wegfällt oder ein Ausschließungsgrund hinzukommt.(3) Die Familienbeihilfe und die erhöhte Familienbeihilfe für ein erheblich behindertes Kind (§ 8 Abs. 4) werden höchstens für fünf Jahre rückwirkend vom Beginn des Monats der Antragstellung gewährt. In bezug auf geltend gemachte Ansprüche ist § 209 Abs. 3 der Bundesabgabenordnung, BGBl. Nr. 194/1961, anzuwenden.(4) Für einen Monat gebührt Familienbeihilfe nur einmal.(5) Minderjährige, die das 16. Lebensjahr vollendet haben, bedürfen zur Geltendmachung des Anspruches auf die Familienbeihilfe und zur Empfangnahme der Familienbeihilfe nicht der Einwilligung des gesetzlichen Vertreters.

§ 11. (1) Die Familienbeihilfe wird, abgesehen von den Fällen des § 4, monatlich durch das Wohnsitzfinanzamt automationsunterstützt ausgezahlt.

(2) Die Auszahlung erfolgt durch Überweisung auf ein Girokonto bei einer inländischen oder ausländischen Kreditunternehmung. Bei berücksichtigungswürdigen Umständen erfolgt die Auszahlung mit Baranweisung.

(3) Die Gebühren für die Auszahlung der Familienbeihilfe im Inland sind aus allgemeinen Haushaltsmitteln zu tragen.

§ 12. (1) Das Wohnsitzfinanzamt hat bei Entstehen oder Wegfall eines Anspruches auf Familienbeihilfe eine Mitteilung auszustellen. Eine Mitteilung über den Bezug der Familienbeihilfe ist auch über begründetes Ersuchen der die Familienbeihilfe beziehenden Person auszustellen.

(2) Wird die Auszahlung der Familienbeihilfe eingestellt, ist die Person, die bislang die Familienbeihilfe bezogen hat, zu verständigen.

§ 13. Über Anträge auf Gewährung der Familienbeihilfe hat das nach dem Wohnsitz oder dem gewöhnlichen Aufenthalt der antragstellenden Person zuständige Finanzamt zu entscheiden. Insoweit einem Antrag nicht oder nicht vollinhaltlich stattzugeben ist, ist ein Bescheid zu erlassen.

§ 14. (1) Ein volljähriges Kind, für das Anspruch auf die Familienbeihilfe besteht, kann beim zuständigen Finanzamt beantragen, dass die Überweisung der Familienbeihilfe auf sein Girokonto erfolgt. Der Antrag kann sich nur auf Zeiträume beziehen, für die noch keine Familienbeihilfe ausgezahlt wurde.(2) Eine Überweisung nach Abs. 1 bedarf der Zustimmung der Person, die Anspruch auf die Familienbeihilfe hat. Diese Zustimmung kann jederzeit widerrufen werden, allerdings nur für Zeiträume, für die noch keine Familienbeihilfe ausgezahlt wurde.(3) Es kann auch die Person, die Anspruch auf die Familienbeihilfe für ein Kind hat, beantragen, dass die Überweisung der Familienbeihilfe auf ein Girokonto dieses Kindes erfolgt. Der Antrag kann sich nur auf Zeiträume beziehen, für die noch keine Familienbeihilfe ausgezahlt wurde. Dieser Antrag kann jederzeit widerrufen werden, allerdings nur für Zeiträume, für die noch keine Familienbeihilfe ausgezahlt wurde.(4) Der Betrag an Familienbeihilfe für ein Kind, der nach Abs. 1 oder 3 zur Überweisung gelangt, richtet sich nach § 8 Abs. 2 bis 4.

§ 53 FLAG 1967 lautet:

§ 53. (1) Staatsbürger von Vertragsparteien des Übereinkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) sind, soweit es sich aus dem genannten Übereinkommen ergibt, in diesem Bundesgesetz österreichischen Staatsbürgern gleichgestellt. Hiebei ist der ständige Aufenthalt eines Kindes in einem Staat des Europäischen Wirtschaftsraums nach Maßgabe der gemeinschaftsrechtlichen Bestimmungen dem ständigen Aufenthalt eines Kindes in Österreich gleichzuhalten.

(2) Die Gleichstellung im Sinne des Abs. 1 gilt auch im Bereich der Amtssitzabkommen sowie Privilegienabkommen, soweit diese für Angestellte internationaler Einrichtungen und haushaltszugehörige Familienmitglieder nicht österreichischer Staatsbürgerschaft einen Leistungsausschluss aus dem Familienlastenausgleich vorsehen.

(3) § 41 ist im Rahmen der Koordinierung der sozialen Sicherheit im Europäischen Wirtschaftsraum mit der Maßgabe anzuwenden, dass ein Dienstnehmer im Bundesgebiet als beschäftigt gilt, wenn er den österreichischen Rechtsvorschriften über soziale Sicherheit unterliegt.

§ 33 Abs. 3 EStG 1988 lautet:

(3) Steuerpflichtigen, denen auf Grund des Familienlastenausgleichsgesetzes 1967 Familienbeihilfe gewährt wird, steht im Wege der gemeinsamen Auszahlung mit der Familienbeihilfe ein Kinderabsetzbetrag von monatlich 58,40 Euro für jedes Kind zu. Für Kinder, die sich ständig außerhalb eines Mitgliedstaates der Europäischen Union, eines Staates des Europäischen Wirtschaftsraumes oder der Schweiz aufhalten, steht kein Kinderabsetzbetrag zu. Wurden Kinderabsetzbeträge zu Unrecht bezogen, ist § 26 des Familienlastenausgleichsgesetzes 1967 anzuwenden.

Nationales Recht Slowakei

Laut Missoc, Gegenseitiges Informationssystem für soziale Sicherheit:

Rechtsgrundlage: Kindergeldgesetz (Zákon o prídavku na dieťa) Nr. 600/2003.

Kindergeld (Prídavok na dieťa):

24,34 € pro Kind im Monat.

Anspruchsberechtigt sind folgende Personen mit ständigem oder zeitweiligem Wohnsitz:

  • Eltern;

  • Pflegeeltern;

  • volljährige unterhaltsberechtigte Kinder.

Kindergeld wird bis zum Ablauf der Schulpflicht (16 Jahre) und bis zum 25. Lebensjahr für Auszubildende in einer Vollzeitberufsausbildung, Universitätsstudenten und diejenigen Personen, die aufgrund einer Krankheit oder Verletzung nicht in der Lage sind, einen Beruf auszuüben oder zu studieren.

Im Fall einer fehlgeschlagenen beruflichen Ausbildung und bei langfristigen Erkrankungen wird die Leistung bezahlt, bis das Kind das 18. Jahre alt ist. Ab dem 18. Lebensjahr verliert ein Kind mit einer langfristigen Erkrankung den Anspruch auf Kindergeld und hat Anspruch auf eine Erwerbsunfähigkeitsrente.

Erwerbstätigkeitsmitgliedstaat und Wohnmitgliedstaat

Während des gesamten Beschwerdezeitraums ist Wohnmitgliedstaat sowohl der Bf als auch ihrer Kinder die Slowakische Republik.

Zufolge der Erwerbstätigkeit der Bf in Österreich im Zeitraum April 2016 bis September 2018 ist Österreich Erwerbstätigkeitsmitgliedstaat. In diesem Zeitraum unterlag die Bf gemäß Art. 11 Abs. 3 Buchst. a VO 883/2004 den österreichischen Rechtsvorschriften in Bezug auf Familienleistungen.

Dafür, dass Art. 13 VO 883/2004 (Beschäftigung oder Erwerbstätigkeit in zwei oder mehreren Mitgliedstaaten) anwendbar wäre, bietet die Aktenlage keinen Anhaltspunkt. Selbst wenn die Bf auch in der Slowakei beschäftigt oder erwerbstätig gewesen wäre, befand sich im Beschwerdezeitraum der Tätigkeitsmittelpunkt i. S. v. Art. 13 Abs. 2 Buchst. b sicherlich in Österreich.

Zeitraum Dezember 2017 bis September 2018

Im Zeitraum Dezember 2017 bis September 2018 war Österreich als Erwerbstätigkeitsmitgliedstaat für die Erbringung von Familienleistungen gemäß Art. 11 Abs. 3 Buchst. a VO 883/2004 zuständig.

Die alleinerziehende Bf war bis September 2018 als Personenbetreuerin tätig und entschloss sich nach Auslaufen des Betreuungsvertrags, keine weitere Erwerbstätigkeit in Österreich vorzunehmen. Dies manifestierte sich im Oktober 2018 mit der Abmeldung des Gewerbes. Die Beendigung der Erwerbstätigkeit in Österreich erfolgte daher mit der Beendigung des Vertragsverhältnisses als Personenbetreuerin und dem zugleich getroffenen Entschluss, nicht anderweitig gewerblich in Österreich tätig werden und diesbezüglich werbend auf dem Markt auftreten zu wollen, sondern die Gewerbeberechtigung zurückzulegen.

Im Rückforderungsverfahren kann es dahingestellt bleiben, ob Österreich für diesen Zeitraum Familienleistungen in vollem Umfang gemäß Art. 68 Abs. 1 VO 883/2004 i. V. m. Art. 68 Abs. 2 VO 883/2004 Satz 1 als vorrangig zuständiger Mitgliedstaat oder bloß im Wege einer Differenz- oder Ausgleichszahlung als nachrangig zuständiger Mitgliedstaat zu gewähren hatte (vgl. ). Zurückzufordern ist - gegebenenfalls - nur der tatsächlich ausbezahlte Betrag und nicht der Betrag, auf den möglicherweise Anspruch bestanden hat.

Zeitraum Oktober 2018 bis Mai 2019

Ob Oktober 2018 war Österreich nicht mehr Erwerbstätigkeitsmitgliedstaat.

Die Bf räumt auch selbst ein, dass sie ab Oktober 2018 in Österreich nicht mehr erwerbstätig gewesen ist.

Gemäß Art. 59 VO 987/2009 sind die österreichischen Familienleistungen bis Ende September 2018 (dem Monat der Beendigung der Erwerbstätigkeit) fortzuzahlen.

Eine Anspruchsgrundlage ab Oktober 2018 auf österreichische Familienleistungen ist nicht ersichtlich.

Die Bf erklärt auch nicht, warum ihr ab Oktober 2018 österreichische Familienleistungen zustehen sollten.

Anspruchsvoraussetzungen im Zeitraum Dezember 2017 bis September 2018 gegeben

Nach § 2 Abs. 1 lit. a FLAG 1967 besteht ein Anspruch auf Familienbeihilfe für minderjährige Kinder unabhängig davon, ob sich diese in Berufsausbildung befinden oder nicht (vgl. Reinalter in Lenneis/Wanke FLAG 2.A. § 2 Rz 27).

Da beide Kinder der Bf im Beschwerdezeitraum minderjährig waren, stellt sich die Frage nach einem Schulbesuch nicht. Abgesehen davon erachtet es das Bundesfinanzgericht, wie ausgeführt, als erwiesen, dass beide Kinder im Beschwerdezeitraum zur Schule gegangen sind.

Gemäß § 2 Abs. 2 FLAG 1967 Satz 1 hat Anspruch auf Familienbeihilfe hat die Person, zu deren Haushalt das Kind gehört. Eine Person, zu deren Haushalt das Kind nicht gehört, die jedoch die Unterhaltskosten für das Kind überwiegend trägt, hat nach § 2 Abs. 2 FLAG 1967 Satz 2 Anspruch auf Familienbeihilfe, wenn keine andere Person nach § 2 Abs. 2 FLAG 1967 Satz 1 anspruchsberechtigt ist.

Eine Meldebestätigung der zuständigen Behörde vom November 2017, in der das Zusammenleben von Mutter und Kindern bestätigt wird, liegt vor.

Zum im Vorlagebericht des Finanzamts geäußerten Begehren nach einer (in die deutsche Sprache) übersetzen Meldebestätigung ist zum einen zu sagen, dass sich jede Unionsbürgerin und jeder Unionsbürger im Anwendungsbereich der VO 883/2004 jeder in der Union anerkannten Amtssprache, wozu auch - Art. 1 Verordnung Nr. 1 zur Regelung der Sprachenfrage für die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, abgedruckt bei Lenneis/Wanke FLAG 2.A. 1048 - die slowakische Sprache gehört, bedienen darf, sodass die Unionsbürgerin oder der Unionsbürger nicht zur Vorlage von Übersetzungen verpflichtet ist (vgl. ).

Zum anderen ist auch ohne tiefere Kenntnis der slowakischen Sprache der Inhalt aktenkundigen Meldebestätigung, allenfalls unter Zuhilfenahme eines üblichen Computerübersetzungsprogramms wie etwa Google Translate, klar erkenntlich. Dies räumt auch das Finanzamt (Mitteilung vom ) mittlerweile ein.

Wie ebenfalls zur Beweiswürdigung ausgeführt, bestehen für das Bundesfinanzgericht keine Anhaltspunkte, dass nach dem November 2017 im Zeitraum Dezember 2017 bis September 2018 eine Änderung in Bezug auf den gemeinsamen Haushalt der Mutter mit ihren Kindern eingetreten ist.

Im Zeitraum Dezember 2017 bis September 2018 hat die Bf daher zu Recht österreichische Familienleistungen erhalten.

Rückzahlung zu Unrecht bezogener Familienleistungen

Aus § 26 Abs. 1 FLAG 1967 und § 33 Abs. 3 EStG 1988 ergibt sich eine objektive Rückzahlungs­pflicht desjenigen, der Familienbeihilfe (allenfalls in Form einer Ausgleichszahlung / Differenzzahlung) und Kinderabsetzbetrag zu Unrecht bezogen hat (vgl. die bei Wanke in Lenneis/Wanke, FLAG 2. A. § 26 Rz 12 zitierte Rechtsprechung).

Fehlt es an einem Anspruch auf Familienbeihilfe (Ausgleichszahlung / Differenzzahlung), ist auch der Kinderabsetzbetrag zurückzufordern.

Es kommt nur auf die objektive Rechtswidrigkeit des Bezugs der Familienleistungen an (vgl. etwa ; ), also auf das Fehlen der Anspruchs­voraussetzungen für den Leistungs­bezug (vgl. ; ). Subjektive Momente, wie Verschulden an der (ursprünglichen oder weiteren) Auszahlung der Familienleistungen (etwa durch unrichtige Angaben im Antrag gemäß § 10 FLAG 1967 oder Verstoß gegen die Melde­pflicht gemäß § 25 FLAG 1967), Gutgläubigkeit des Empfangs der Familienbeihilfe und des Kinderabsetzbetrags oder die Verwendung der Familienbeihilfe und des Kinderabsetzbetrags, sind nach ständiger Rechtsprechung des Verwaltungsgerichtshofes für die Verpflichtung zur Rückerstattung unrechtmäßiger Beihilfen­bezüge unerheblich. Gleiches gilt für den gutgläubigen Verbrauch der Beträge (vgl. die bei Wanke in Lenneis/Wanke, FLAG 2. A. § 26 Rz 13 zitierte Rechtsprechung). Entscheidend ist lediglich, ob der Empfänger die Beträge zu Unrecht erhalten hat (vgl etwa oder ).

Einer Rückforderung steht auch nicht entgegen, wenn der unrechtmäßige Bezug ausschließlich durch das Finanzamt verursacht worden ist (die bei Wanke in Lenneis/Wanke, FLAG 2. A. § 26 Rz 16 zitierte Rechtsprechung). Allerdings kann ein Grund für eine Nachsicht nach § 236 BAO vorliegen (vgl. ; ).

Diese objektive Erstattungs­pflicht hat zur Folge, dass der Behörde, sobald die Anspruchs­voraussetzungen für den Bezug von Familienbeihilfe und Kinderabsetzbetrag nicht mehr gegeben sind, hinsichtlich der Rückforderung von bereits bezogener Familienbeihilfe und Kinderabsetzbetrag kein Ermessensspielraum bleibt (vgl. ).

Zur Rückzahlung eines unrechtmäßigen Bezuges an Familienbeihilfe und Kinderabsetzbetrag ist nach § 26 Abs. 1 FLAG 1967 derjenige verpflichtet, der Familienbeihilfe und Kinderabsetzbetrag zu Unrecht bezogen hat (vgl. ). Die Familienbeihilfe und der Kinderabsetzbetrag muss demjenigen, von dem sie zurückgefordert wird, tatsächlich ausbezahlt worden sein.

Wird Familienbeihilfe  zurückgefordert, ist notwendiger Inhalt des vom Finanzamt gemäß § 266 Abs. 1 BAO vorzulegenden Verwaltungsaktes eine Urkunde (etwa ein Bildschirmausdruck aus dem Familienbeihilfenprogramm DB7 bzw FABIAN), aus der sich ergibt, dass die zurückgeforderten Beträge dem Bescheidadressaten auch ausbezahlt wurden. Im Hinblick auf das Amtswegigkeitsgebot ( § 269 Abs. 1 BAO i. V. m. § 115 BAO) ist es dabei nicht von Bedeutung, ob die Höhe des Rückforderungs­betrags von der Partei ( § 78 BAO) im Beschwerde­verfahren bestritten wurde oder nicht (vgl. ).

Teilweise zu Unrecht bezogene Familienleistungen

Nach den vorstehenden Ausführungen hat die Bf im Zeitraum Oktober 2018 bis Mai 2019 zu Unrecht eine Ausgleichszahlung / Differenzzahlung und Kinderabsetzbetrag erhalten.

Diese Familienleistungen sind daher gemäß § 26 Abs. 1 FLAG 1967 und § 33 Abs. 3 EStG 1988 zurückzufordern.

Hingegen bestand ein Anspruch auf Ausgleichszahlung / Differenzzahlung und Kinderabsetzbetrag im Zeitraum Dezember 2017 bis September 2018 zu Recht.

Der angefochtene Bescheid erweist sich daher hinsichtlich des Zeitraums Dezember 2017 bis September 2018 als rechtswidrig (Art. 130 Abs. 1 Z 1 B-VG), er ist insoweit gemäß § 279 BAO ersatzlos aufzuheben.

Hingegen ist der angefochtene Bescheid insoweit zu bestätigen, als er eine Rückforderung für den Zeitraum Oktober 2018 bis Mai 2019 vornimmt.

Revisionsnichtzulassung

Gemäß Art. 133 Abs. 4 B-VG ist gegen ein Erkenntnis des Verwaltungsgerichtes die Revision zulässig, wenn sie von der Lösung einer Rechtsfrage abhängt, der grundsätzliche Bedeutung zukommt, insbesondere weil das Erkenntnis von der Rechtsprechung des Verwaltungsgerichtshofes abweicht, eine solche Rechtsprechung fehlt oder die zu lösende Rechtsfrage in der bisherigen Rechtsprechung des Verwaltungsgerichtshofes nicht einheitlich beantwortet wird.

Da das Bundesfinanzgericht der dargestellten ständigen Rechtsprechung des Verwaltungsgerichtshofes folgt, ist eine (ordentliche) Revision nicht zuzulassen.

Hinweis zum 2. COVID-19-Gesetz

Abweichend von der folgenden Rechtsbelehrung beginnt die Frist zur Erhebung einer Beschwerde an den Verfassungsgerichtshof oder einer Revision an den Verwaltungsgerichtshof gegen diese Entscheidung – sofern diese vor dem zugestellt wurde -  mit zu laufen (§ 6 Abs. 2 i. V. m. § 1 Abs. 1 Art. 16 2. COVID-19-Gesetz BGBl. I Nr. 16/2020).

Wien, am

Zusatzinformationen


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Materie
Steuer
FLAG
betroffene Normen
§ 115 BAO, Bundesabgabenordnung, BGBl. Nr. 194/1961
§ 159 GewO 1994, Gewerbeordnung 1994, BGBl. Nr. 194/1994
§ 2 Abs. 1 lit. a FLAG 1967, Familienlastenausgleichsgesetz 1967, BGBl. Nr. 376/1967
Art. 76 VO 883/2004, ABl. Nr. L 166 vom S. 1
Art. 11 VO 883/2004, ABl. Nr. L 166 vom S. 1
Art. 67 VO 883/2004, ABl. Nr. L 166 vom S. 1
Art. 68 VO 883/2004, ABl. Nr. L 166 vom S. 1
§ 119 BAO, Bundesabgabenordnung, BGBl. Nr. 194/1961
§ 10 FLAG 1967, Familienlastenausgleichsgesetz 1967, BGBl. Nr. 376/1967
§ 53 FLAG 1967, Familienlastenausgleichsgesetz 1967, BGBl. Nr. 376/1967
§ 33 Abs. 3 EStG 1988, Einkommensteuergesetz 1988, BGBl. Nr. 400/1988
Art. 59 VO 987/2009, ABl. Nr. L 284 vom S. 1
§ 2 Abs. 2 FLAG 1967, Familienlastenausgleichsgesetz 1967, BGBl. Nr. 376/1967
§ 266 Abs. 1 BAO, Bundesabgabenordnung, BGBl. Nr. 194/1961
Verweise
ECLI
ECLI:AT:BFG:2020:RV.7100963.2020

Datenquelle: Findok — https://findok.bmf.gv.at