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SWK 25, 1. September 2010, Seite 121

"Was Sie da machen, ist Liebhaberei"

Eine Steueranekdote zum Nachdenken

Josef Schlager

Die österreichisch-polnische Extrembergsteigerin Wanda Rutkiewicz erhielt im März 1988 - sie hatte damals vier Achttausender bestiegen - von der Veranlagungsleitstelle des Finanzamts Innsbruck eine Aufforderung um Auskunftserteilung über erhaltene Provisionen, Honorare und Vergütungen. Man sagte ihr, es gebe in Linz einen Steuerberater, der selbst geklettert ist, da koste es wohl nichts. Man trifft sich vor dem Universitätsteich in Linz. Im Büro des Steuerberaters sagt dieser, nachdem er die zerknitterten Belege durchgesehen hat, mit denen nicht viel anzufangen war, und er als Alternative die pauschalen Tag- und Nachtsätze ihrer Anwesenheit in Nepal und Karakorum im Jahr 1987 durchgerechnet und diese mit den Einnahmen verglichen hat: "Was Sie da machen, ist Liebhaberei."

Wanda Rutkiewicz, die als geborene Polin fast akzentfrei Deutsch sprach, meinte nun, der Steuerberater werde anzüglich. Dieser bemühte sich sofort, zu erläutern, dass "Liebhaberei" ein steuerlicher Fachausdruck sei, der bedeutet, dass eine Betätigung vorliegt, die über einen längeren Zeitraum einen Gesamtverlust aufweist (vgl. Jakom/Laudacher, EStG [2010] § 2 Rz. 220). Dem Finanzamt Innsbruck schrieb der Steuerberater a...

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