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ÖBA 8, August 2019, Seite 555

Zehn Jahre danach: Weniger wäre mehr!

Eine kritische Zwischenbilanz zu Fragen der Bankenregulierung und Finanzmarktstabilität.

Wilfried Stadler

Am Montag, dem stürzte die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers das internationale Bankensystem in seine tiefste Krise seit den Dreißigerjahren. Die Zahlungsunfähigkeit des noch am Freitag davor als unsinkbares Schiff geltenden Finanz-Kolosses löste eine Kaskade von drastischen Folgewirkungen aus. Das ominöse Datum hat sich auch deshalb tief im kollektiven Gedächtnis eingenistet, weil sich die Finanzkrise gerade in Europa in der Folge zu einer handfesten politischen Krise ausgewachsen hat. Ein gutes Jahrzehnt danach scheint die Bankenwelt bei oberflächlicher Betrachtung wieder weitgehend in Ordnung zu sein. Dennoch liegt eine neue Normalität wohl noch in weiter Ferne.

Eine Überfülle an seit damals in die Welt gekommenen Regulierungen bietet vermeintlichen Schutz vor neuerlichen Blitzgewittern. Die permanente Vermessung des Handelns aller Mitwirkenden erweckt den Anschein der Messbarkeit ihres Tuns. Doch weder das Regulierungsausmaß noch die Treffsicherheit der seit der Finanzkrise ins Uferlose angestiegenen Anforderungen können überzeugen. In beiden Bereichen besteht hoher und durchaus dringender Handlungsbedarf.

Zwei Beispiele seien stellvertretend für zahlre...

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