Bewertung von Unternehmen

I. S. 542Einleitung

Mit den bilanziellen Auswirkungen einer Kapitalrückzahlung (offene Kapitalherabsetzung, Rückzahlung von Kapitalrücklagen) auf den Wertansatz der Anteilsrechte in der Unternehmensbilanz des Anteilsinhabers hat sich die Wissenschaft in den letzten beiden Jahrzehnten kaum beschäftigt. Dies mag daran gelegen haben, dass die für die Praxis relevanteren steuerlichen Konsequenzen der Einlagenrückzahlung (so der Begriff im Steuerrecht) seit 1996 – losgelöst von der unternehmensrechtlichen Behandlung – explizit in § 4 Abs 12 EStG normiert waren.

Mit der Steuerreform 2015/2016 kam es zu einer grundlegenden Änderung hinsichtlich der steuerlichen Behandlung sog ausgeschütteter Beträge. Unter ausgeschütteten Beträgen versteht das Gesetz sämtliche Mittel, die causa societatis an die Anteilseigner gewährt werden, ohne Rücksicht auf deren Herkunft. Es kann sich dabei um ausgeschüttete operative Gewinne, die Rückzahlung von Kapitalrücklagen oder die Rückzahlung von Nennkapital im Wege einer offenen Kapitalherabsetzung handeln. Die große Änderung zwischen der Rechtslage vor und nach der Steuerreform 2015/2016 besteht nun darin, dass aus steuerlicher Sicht Einlagen erst dann zurückgezahlt werden können,...