Wirtschaftsprüfer-Jahrbuch 2016

I. S. 350Einleitung

Die österreichische Privatstiftung besteht seit 1993 und damit seit mehr als zwanzig Jahren. Sie hat die Aufgabe der Vermögensbindung und Hintanhaltung der Teilung von Vermögen, insbesondere von Familienvermögen, im vertikalen Erbweg und auf horizontaler Ebene durch steten Verkauf und Weitergabe der Anteile einzelner Personen. Das Instrument der Privatstiftung ist – funktional – als Parallele zum – aus dem anglosächsischen Recht stammenden – Trust konzipiert. Die Rechtstechnik der Vermögensbindung in einem eigenständigen Rechtsträger und die Konzentration der Verfügungsbefugnis auf den Stiftungsvorstand und die offene Gestaltungsmöglichkeit der Kontrolle der Verwaltung sind ebenso sachgerecht wie die Anerkennung der eigentümerähnlichen Gestaltungs- und Einwirkungsrechte des Stifters. Allerdings schränkte die Judikatur des OGH und ihm folgend die tägliche Gerichtspraxis der Firmenbuchgerichte die Gestaltungsoffenheit und die Einsetzbarkeit der Privatstiftung für die Bindung und Erhaltung unternehmerischen Vermögens massiv ein, sodass ein deutlicher Änderungsbedarf besteht. Auch im Bereich der Stiftungsprüfung gab es im Jahr 2015 ein eindeutiges Urteil bezüglich der Best...