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Bescheidbeschwerde – Einzel – Erkenntnis, BFG vom 17.08.2022, RV/7104149/2020

Gemeinsamer Haushalt mit einem Kleinkind

Entscheidungstext

IM NAMEN DER REPUBLIK

Das Bundesfinanzgericht hat durch die Richterin Elisabeth Wanke über die Beschwerde der ***1*** ***2***, ***17*** ***14***, U ***18*** bzw. ***3*** ***4***, Scota ***5***, Tschechische Republik, nunmehr vertreten durch Dagmar Schellerová, 669 02 Znojmo, Gagarinova 72, Tschechische Republik, vom gegen den Bescheid des damaligen Finanzamts Wien 2/20/21/22, nunmehr Finanzamt Österreich, 1220 Wien, Dr. Adolf Schärf-Platz 2, vom , mit welchem der Antrag vom auf Familienbeihilfe für den im September 2018 geborenen ***6*** ***7*** ab November 2018 und für den im Jänner 2000 geborenen ***8*** ***9*** ab Februar 2018 abgewiesen wurde, Sozialversicherungsnummer ***10***, zu Recht erkannt:

I. Die Beschwerde gegen den Bescheid vom wird, soweit der Antrag vom auf Familienbeihilfe für den im Jänner 2000 geborenen ***8*** ***9*** ab Februar 2018 abgewiesen wird, gemäß § 279 BAO als unbegründet abgewiesen.

Der Spruch des Bescheids bleibt insoweit unverändert.

II. Soweit der Bescheid vom den Antrag vom auf Familienbeihilfe für den im September 2018 geborenen ***6*** ***7*** ab November 2018 abweist, wird der Beschwerde Folge gegeben und der Bescheid insoweit gemäß § 279 BAO ersatzlos aufgehoben.

III. Gegen diese Entscheidung ist gemäß Art. 133 Abs. 4 B-VG eine Revision nicht zulässig.

Entscheidungsgründe

Antrag vom

Am wurde von der Beschwerdeführerin (Bf) ***1*** ***2*** über FinanzOnline ein Antrag auf Familienbeihilfe gestellt. Die Bf sei tschechische Staatsbürgerin, geschieden, unselbständig erwerbstätig und wohne in ***3*** ***4***, Scota ***5***, Tschechische Republik. Sie sei bei einem näher angegebenen Arbeitgeber in Österreich seit beschäftigt.Ein Aufenthaltstitel sei nicht vorhanden.

Anderer Elternteil sei ***11*** ***7***, tschechischer Staatsbürger, arbeitssuchend, wohnhaft ***3*** ***4***, Scota ***5***, Tschechische Republik. "Lebt und arbeitet in CZ"

Beantragt werde eine Änderung der Familienleistungen wegen "Karenz" ab 11.2018 für den im September 2018 geborenen Sohn ***6*** ***7***, tschechischer Staatsbürger. Dieser wohne bei seiner Mutter (und seinem Vater) in ***3*** ***4***, Scota ***5***, Tschechische Republik, die auch den überwiegenden Unterhalt trage. Ein Aufenthaltstitel sei nicht vorhanden.

Beantragt werde weiters eine Änderung der Familienleistungen wegen "Studium" ab 02.2018 für den im Jänner 2000 geborenen Sohn ***8*** ***9***, tschechischer Staatsbürger. Dieser wohne bei seiner Mutter in ***3*** ***4***, Scota ***5***, Tschechische Republik, die auch den überwiegenden Unterhalt trage.

***8*** ***9*** gehe in die 8. Klasse eines näher bezeichneten Gymnasium in ***4***, die Ausbildung werde voraussichtlich bis dauern.

Anspruch auf ausländische Familienleistungen bestehe jeweils nicht.

Antrag vom

Am wurde von der Beschwerdeführerin (Bf) ***1*** ***2*** über FinanzOnline ein (weiterer) Antrag auf Familienbeihilfe gestellt.

Die Bf sei tschechische Staatsbürgerin, geschieden, unselbständig erwerbstätig und wohne in ***3*** ***4***, Scota ***5***, Tschechische Republik. Sie sei bei einem näher angegebenen Arbeitgeber in Österreich seit beschäftigt. Ein Aufenthaltstitel sei nicht vorhanden.

Anderer Elternteil sei ***11*** ***7***, tschechischer Staatsbürger, arbeitssuchend, wohnhaft ***3*** ***4***, Scota ***5***, Tschechische Republik. "Lebt und arbeitet in CZ"

Beantragt werde Gewährung wegen "Studium" ab 02.2018 für den im Jänner 2000 geborenen Sohn ***8*** ***9***, tschechischer Staatsbürger. Dieser wohne bei seiner Mutter in ***3*** ***4***, Scota ***5***, Tschechische Republik, die auch den überwiegenden Unterhalt trage.

***8*** ***9*** besuche eine "Maturaschule" als "Maturaschüler". Ein Aufenthaltstitel sei nicht vorhanden.

Beantragt werde Gewährung wegen "Kind" ab 11.2018 für den im September 2018 geborenen Sohn ***6*** ***7***, tschechischer Staatsbürger. Dieser wohne bei seiner Mutter (und seinem Vater) in ***3*** ***4***, Scota ***5***, Tschechische Republik, die auch den überwiegenden Unterhalt trage. Ein Aufenthaltstitel sei nicht vorhanden.

Anspruch auf ausländische Familienleistungen bestehe jeweils nicht.

Kein Antrag vom ersichtlich

Am und am wurde laut elektronisch vorgelegtem Finanzamtsakt jeweils über FinanzOnline ein Antrag auf Familienbeihilfe gestellt.

Ein Antrag vom auf Familienbeihilfe war zunächst nicht aktenkundig.

Abweisungsbescheid

Mit Bescheid vom wies das Finanzamt den Antrag der Bf "vom " auf Familienbeihilfe für den im September 2018 geborenen ***6*** ***7*** ab November 2018 und für den im Jänner 2000 geborenen ***8*** ***9*** ab Februar 2018 ab und führte dazu aus:

Da Sie trotz Ersuchen die abverlangten Unterlagen nicht eingebracht haben und dadurch Ihrer Mitwirkungspflicht nach § 119 Bundesabgabenordnung nicht nachgekommen sind, muss angenommen werden, dass kein Anspruch auf Ausgleichszahlung bestanden hat bzw. besteht.

Trotz Ersuchen um Ergänzung vom haben Sie keine Unterlagen nachgereicht, daher ist Ihr Antrag abzuweisen.

Beschwerde

Mit Schreiben vom erhob die Bf Beschwerde gegen den Abweisungsbescheid vom und gab an:

Sämtliche von Ihnen gewünschten Unterlagen ( Karenzgeldbestätigung, Schulbesuchsbestätigung ) habe ich am beim Finanzamt abgegeben

Ich ersuche um Gewährung der FB und bitte um eine rasche Erledigung. da ich den Nachweis bei der GKK benötige.

Eine Kopie des angefochtenen Bescheids war beigeschlossen.

Eine Unterschrift ist auf der im elektronischen Akt befindlichen Beschwerde nicht ersichtlich.

Beschwerdevorentscheidung

Mit Beschwerdevorentscheidung vom wies das Finanzamt die Beschwerde als unbegründet ab und führte unter anderem aus:

Begründung:

Sachverhalt:

Sie sind tschechische Staatsbürgerin, geschieden und in Österreich beschäftigt.

Es wurde Ihnen die Familienbeihilfe für obigen Zeitraum aberkannt, weil für die Bearbeitung des Aktes Unterlagen gefehlt haben.

Ihrer Beschwerde haben Sie Unterlagen beigelegt und bitten um Überprüfung des Aktes.

Rechtliche Grundlagen:

Artikel 11 der EU-Verordnung 883/2004 Allgemeine Regelung:

(1) Personen, für die diese Verordnung gilt, unterliegen den Rechtsvorschriften nur eines Mitgliedstaats. Welche Rechtsvorschriften dies sind, bestimmt sich nach diesem Titel

(2) Für die Zwecke dieses Titels wird bei Personen, die aufgrund oder infolge ihrer Beschäftigung oder selbstständigen Erwerbstätigkeit eine Geldleistung beziehen, davon ausgegangen, dass sie diese Beschäftigung oder Tätigkeit ausüben. Dies gilt nicht für Invaliditäts-, Alters- oder Hinterbliebenenrenten oder für Renten bei Arbeitsunfällen oder Berufskrankheiten oder für Geldleistungen bei Krankheit, die eine Behandlung von unbegrenzter Dauer abdecken.

Nach den Bestimmungen der VO(EG) 883/2004 besteht in einem Mitgliedstaat Anspruch auf Familienleistungen für in einem anderen EU/EWR-Staat lebende Kinder, wenn im ersten Mitgliedstaat eine Beschäftigung ausgeübt wird oder eine einer Beschäftigung gleichgestellte Situation (zB rechtmäßiger Bezug von Arbeitslosengeld, Notstandshilfe, Krankengeld, etc.) vorliegt.

Anspruch auf letztgenannte Bezüge besteht grundsätzlich nur dann, wenn Sie in Österreich wohnen und sich auch hier aufhalten.

Gemäß § 2 Abs. 2 FLAG 1967 hat Anspruch auf Familienbeihilfe für ein (im Abs. 1 genanntes) Kind die Person, zu deren Haushalt das Kind gehört. Eine Person, zu deren Haushalt das Kind nicht gehört, die jedoch die Unterhaltskosten für das Kind überwiegend trägt, hat dann Anspruch auf Familienbeihilfe, wenn keine andere Person nach dem ersten Satz anspruchsberechtigt ist.

§ 2 Abs. 2 erster Satz FLAG 1967 stellt hinsichtlich des Familienbeihilfenanspruchs primär auf die Haushaltszugehörigkeit mit einem Kind ab und nur subsidiär (§ 2 Abs. 2 zweiter Satz FLAG 1967) darauf, welche Person die Unterhaltskosten für das Kind überwiegend trägt.

Gemäß § 115 BAO trifft die Partei im Abgabeverfahren (was auch die Beihilfe einschließt) eine Mitwirkungspflicht. Diese wird umso größer, je weniger Ermittlungsmöglichkeiten der Behörde offenstehen. Bei Auslandsachverhalten besteht daher eine erhöhte Mitwirkungspflicht.

Würdigung:

Sie wurden aufgrund der Aktenlage mittels Ergänzungsersuchen vom aufgefordert diverse Unterlagen nachzureichen. Da bis heute nicht alle abverlangten Unterlagen ha. eingelangt sind, musste über Ihren Familienbeihilfenanspruch laut Aktenlage entschieden werden.

Aufgrund vorgelegter Bestätigungen scheinen verschiedene Wohnadressen von Ihnen und den Kindern auf und es ist nicht ersichtlich wie lange Sie mit welchem Kind auf welcher Adresse gewohnt haben. Es konnte daher kein eindeutiger gemeinsamer Wohnsitz von Ihnen und den Kindern im strittigen Zeitraum festgestellt werden.

Ihre Beschwerde war daher abzuweisen.

Vorlageantrag

Mit undatierem Schreiben, beim Finanzamt eingelangt am , stellte die Bf Vorlageantrag:

Ich habe zu jeder Zeit mit meinen Kindern im gemeinsamen Haushalt gelebt - also auch mit meinem Sohn ***8*** geb. am ***12***

Die Ihnen vorgelegte Bestätigung bezog sich nur auf den Sohn ***6***, der erst am ***13*** geboren wurde.

Eine Meldebestätigung für den Sohn ***8*** wird Ihnen nach Ende der Coronakrise nachgereicht:

Die Familienbeihilfe steht mir wie folgt zu :

***8*** 2/2018 bis laufend

***6*** 11/2018 bis laufend

Eine Unterschrift ist auf dem im elektronischen Akt befindlichen Vorlageantrag nicht ersichtlich.

Akteninhalt

Aus dem vom Finanzamt elektronisch vorgelegten Verwaltungsakt ergibt sich:

Schulbestätigung

Die Integrovaná středni škola ***4*** bestätigte am , soweit ersichtlich (eine Übersetzung ist nicht aktenkundig) dass gegenüber der Schule von ***8*** ***9*** keine Verpflichtungen bestehen.

Meldebestätigung

Am bestätigte Obecní úřad (Gemeindeamt) in ***14***, dass in ***14***, U ***18***, zum Daueraufenthalt angemeldet sind (jsou hlášeni k trvalému pobytu): ***11*** ***7***, ***1*** ***2*** und ***6*** ***7*** (tschechisches Original ohne Übersetzung).

Schulmatrik

Ausdruck von Schulmatrik-Erfassungszahlen der Integrovaná středni škola (Integrierten Fachschule) ***4*** betreffend ***8*** ***9*** vom . Anschrift von Kind und Mutter: ***3*** ***4***, Scota ***5***, Zeitraum bis , Zeitraum bis (tschechisches Original ohne Übersetzung).

Karenzvereinbarung

Am wurde von der Bf mit ihrem österreichischen Arbeitgeber eine Karenz von bis vereinbart. Das Dienstverhältnis bleibe aufrecht. Infolge Karenz habe der bisherige Anspruch auf monatliche Geldbezüge von € 1.540 ab geendet.

Vorhalt vom

Das Finanzamt ersuchte die Bf mit Schreiben vom bezugnehmend auf ihren Antrag vom um Ergänzung, wobei sich der vollständige Text des Ergänzungsersuchens nicht im elektronischen Verwaltungsakt befindet. Auf dem Ersuchen befindet sich ein Eingangsstempel .

Danach ist im Akt eine Bestätigung über den Bezug von Familienbeihilfe und Kinderabsetzbetrag durch das Finanzamt Wien 2/20/21/22 vom enthalten, wonach die Bf "Familienbeihilfe für folgende 2 Kinder bezogen haben bzw. voraussichtlich beziehen werden:"

***7*** ***6*** von 09/2018 - 10/2018 (handschriftlich ergänzt "-laufend")

***8*** ***9*** von 05/2013 - 03/2015, 10/2015 - 01/2016, 02/2016 - 02/2016, 04/2016 - 12/2016, 02/2017 - 01/2018 (handschriftlich ergänzt "-laufend")

Bei ***6*** ist handschriftlich angemerkt "Karenzgeldbestätigung folgt", bei ***8*** "Schulbesuchsbestätigung folgt".

Bestätigung Arbeitsamt

Das Úřad práce ČR, Büro ***4***, bestätigte am , dass seit ***13*** "bei der Sozialleistung- Kindergeld von ***8*** ***9***, geboren ***12*** und Kindergeld für ***6*** ***7***, geboren ***13*** gemeinsam beurteilte Personen sind:

***9*** ***1***, geboren ***15***

***7*** ***11***, geboren ***16***

***9*** ***8***, geboren ***12***

***7*** ***6***, geboren ***13***

(Original und Übersetzung)

Schulmatriken

Ausdruck von Schulmatrik-Erfassungszahlen der Integrovaná středni škola (Integrierten Fachschule) ***4*** betreffend ***8*** ***9*** vom . Anschrift von Kind und Mutter: ***3*** ***4***, Scota ***5***, Zeitraum bis (tschechisches Original samt Übersetzung). Bei der Ausbildung handle es sich um eine "Mittlere Ausbildung mit dem Lehrbrief" Fachrichtung Zimmermann, die Ausbildung sei am aufgegeben worden. Zahlreiche Fächer seien nicht zensuriert worden, Fehlen entschuldigt: 0, Fehlen unentschuldigt: 291, kein Zeugnis, Gesamtfortgang nicht zensuriert.

Ausdruck von Schulmatrik-Erfassungszahlen der Integrovaná středni škola (Integrierten Fachschule) ***4*** betreffend ***8*** ***9*** vom . Anschrift von Kind: ***3*** ***4***, Scota ***5***, Zeitraum1.9.2017 bis (tschechisches Original samt Übersetzung). Bei der Ausbildung handle es sich um eine "Mittlere Ausbildung mit dem Lehrbrief", Fachrichtung Koch-Kellner. Ende der Ausbildung "hat nicht die Bedingungen erfüllt, sitzenbleiben". Fehlen entschuldigt: 106 und 39, Fehlen unentschuldigt: 221 und 186, Zeugnis, Gesamtfortgang nicht bestanden.

Bestätigung Arbeitsamt

Das Úřad práce ČR, Büro ***4***, bestätigte am , dass seit Febuar 2018 für die "Sozialleistung- Kindergeld von ***8*** ***9***, geboren ***12*** und Kindergeld für ***6*** ***7***, geboren ***13*** gemeinsam beurteilte Personen sind:

***9*** ***1***, geboren ***15***

***7*** ***11***, geboren ***16***

***9*** ***8***, geboren ***12***

***7*** ***6***, geboren ***13***

(Original und Übersetzung, in der Übersetzung fehlen ***7*** ***11*** und ***7*** ***6***)

Das Úřad práce ČR, Büro ***4***, bestätigte am , dass seit November 2018 für die "Sozialleistung- Kindergeld von ***8*** ***9***, geboren ***12*** und Kindergeld für ***6*** ***7***, geboren ***13*** gemeinsam beurteilte Personen sind:

***9*** ***1***, geboren ***15***

***7*** ***11***, geboren ***16***

***9*** ***8***, geboren ***12***

***7*** ***6***, geboren ***13***

(Original und Übersetzung)

Es wurde am vom Arbeitsamt der Tschechischen Republik, Kreisstelle in Brno, bestätigt, dass an die Bf von bis keine Sozialleistungen ausbezahlt worden sind.

Vorhalt

Mit Schreiben vom , zugestellt am selben Tag in die Databox, ersuchte das Finanzamt die Bf bis vorzulegen:

- Eine Meldebestätigung von Ihnen

- Eine Meldebestätigung von ***8***

- Eine Meldebestätigung von ***6***

Die Meldebestätigungen müssen jeweils mindestens den Zeitraum ab Februar 2018 abdecken.

Vorlage

Mit Bericht vom legte das Finanzamt die Beschwerde vom dem Bundesfinanzgericht zur Entscheidung vor und führte unter anderem aus:

Sachverhalt und Anträge

Sachverhalt:

Die Bf ist tschechische Staatsbürgerin und in Österreich beschäftigt. Sie hat zwei Kinder, ***9*** ***8***, geb. ***12*** und ***7*** ***6***, geb. ***13***. Die Bf stellte am den Antrag auf Gewährung der Familienbeihilfe für die beiden Kinder ab dem Zeitraum 11.2018 für ***7*** ***6***, ab 02.2018 für ***9*** ***8***. Trotz Ergänzungsansuchen am kam die Bf nicht der Aufforderung nach, die fehlenden Unterlagen nachzureichen beziehungsweise wurden auch ausländische, nicht übersetzte Dokumente eingereicht. Ein weiteres Ergänzungsansuchen wurde versendet, allerdings kam auch hier die Bf nicht der Aufforderung nach. Aus den vorhandenen Unterlagen ist nicht ersichtlich, ob und wie lange ein gemeinsamer Hauptwohnsitz ab 2018 der Bf mit den Kindern besteht.

Beweismittel:

siehe Inhaltsverzeichnis

Stellungnahme:

Für die Gewährung der Familienbeihilfe ist gem § 2 Abs. 2 FLAG 1967 eine gemeinsame Haushalszugehörigkeit erforderlich. Aus den vorgelegten Unterlagen erscheinen jedoch unterschiedliche Wohnsitze der Kinder und die Bf ist bislang nicht der Aufforderung nachgekommen, ihren gemeinsamen Wohnsitz nachzuweisen.

Des Weiteren hat die Bf fehlende Unterlagen, die für die Bearbeitung erforderlich waren, nicht eingereicht. Im Abgabeverfahren trifft eine Partei gem § 115 BAO eine Mitwirkungspflicht und je weniger Ermittlungsmöglichkeiten der Behörde gegeben sind, umso größer ist die Mitwirkungspflicht der Partei. In einem Sachverhalt mit einem Auslandsbezug, was in concreto gegeben ist, trifft die Bf eine größere Mitwirkungspflicht.

Die Aufforderung zur Ergänzung betreffend Vorlageantrag vom wurde am zugestellt, allerdings erfolgte bis dato keine Aushändigung der Meldezettel, um den gemeinsamen Haushalt der Bf mit ihren Kindern festzustellen, für die Familienbeihilfe beantragt wurde.

Beantragt wird aus derzeitiger Sicht die Abweisung der Beschwerde.

Sollte die Bf den Meldezettel nachreichen, woraus ein gemeinsamer Wohnsitz ersichtlich ist, kann Ihrer Beschwerde stattgegeben werden.

Meldebestätigung

Nach Vorlage der Beschwerde wurde vom Finanzamt ein von der Bf vorgelegtes Dokument elektronisch mit folgendem Vermerk übermittelt:

Vom Bf wurde ein Meldezettel nachgereicht, allerdings nicht in der Amtssprache, weshalb Bedenken über die Richtigkeit vorhanden sind und eine Übersetzung in die deutsche Sprache notwendig wäre.

Bei diesem am beim Finanzamt eingelangten Dokument handelt es sich um die Kopie des Vorlageberichts sowie ein Schreiben des Obecní úřad (Gemeindeamt) ***14*** vom mit folgendem Wortlaut:

Potvrzeni trvalého pobytu

Obecní úřad ***14*** potvrzuje:

***1*** ***2***, nar. ***15*** měla trvalý pobyt od 2/2018 do 3/2019 na adrese ***19***, ***20***. 4/2019 dosud ma trvalý pobybt na adreese ***14***, U ***18***.

***6*** ***7***, nar. ***13*** měl trvalý pobyt 9/2018 na adrese ***19***, ***20***. 4/2019 dosud ma trvalý pobybt na adreese ***14***, U ***18***.

***8*** ***9***, nar. ***12*** ma od 2/2018 dosud trvalý pobyt 9/2018 na adrese ***19***, ***20***.

Adaptierte Maschinenübersetzung translate.google.at:

Bestätigung des ständigen Wohnsitzes

Das Gemeindeamt von ***14*** bestätigt:

***1*** ***2***, geb. ***15*** hatte von 2/2018 bis 3/2019 einen ständigen Wohnsitz an der Adresse ***19***, ***20***. Von 4/2019 bis laufend ist der ständige Wohnsitz an der Adresse ***14***, U ***18***.

***6*** ***7***, geb. ***13*** hatte 9/2018 einen ständigen Wohnsitz an der Adresse ***19***, ***20***. Von 4/2019 bis laufend hat er noch einen ständigen Wohnsitz an der Adresse ***14***, U ***18***.

***8*** ***9***, geb ***12*** hat von 2/2018 laufend seinen ständigen Wohnsitz [9/2018?] an der Adresse ***19***, ***20***.

Mängelbehebungs- und Ermittlungsverfahren

Mit Beschluss vom trug das Bundesfinanzgericht den Parteien des verwaltungsgerichtlichen Verfahrens auf:

I. Der Beschwerdeführerin ***1*** ***2*** wird gemäß § 2a BAO i.V.m. § 85 BAO aufgetragen, folgenden Mangel ihrer Beschwerde innerhalb von einer Woche ab Zustellung dieses Beschlusses durch Bekanntgabe an das Bundesfinanzgericht schriftlich oder mit Telefax (E-Mail ist nicht ausreichend) zu beheben:

Die Beschwerde vom enthält keine Unterschrift. Die beigefügte Kopie der Beschwerde ist von der Beschwerdeführerin eigenhändig zu unterschreiben und dem Bundesfinanzgericht innerhalb der gesetzten Frist wiederum vorzulegen.

II. Der Beschwerdeführerin ***1*** ***2*** wird gemäß § 2a BAO i.V.m. § 85 BAO aufgetragen, folgenden Mangel ihres Vorlageantrags innerhalb von einer Woche ab Zustellung dieses Beschlusses durch Bekanntgabe an das Bundesfinanzgericht schriftlich oder mit Telefax (E-Mail ist nicht ausreichend) zu beheben:

Der Vorlageantrag vom enthält keine Unterschrift. Die beigefügte Kopie des Vorlageantrags ist von der Beschwerdeführerin eigenhändig zu unterschreiben und dem Bundesfinanzgericht innerhalb der gesetzten Frist wiederum vorzulegen.

III. Die belangte Behörde wird gemäß § 266 Abs. 4 BAO unter Hinweis auf die dort genannte Rechtsfolge ersucht, innerhalb von zwei Wochen ab Zustellung dieses Beschlusses den Antrag vom auf Familienbeihilfe, auf den sich der angefochtene Abweisungsbescheid vom bezieht, dem Bundesfinanzgericht vorzulegen oder anzugeben, dass ein solcher Antrag nicht existiert.

Zu Begründung wurde unter anderem ausgeführt:

Zu Spruchpunkt I

Anbringen gemäß § 85 BAO sind eigenhändig zu unterschreiben. Die Beschwerde vom enthält nach der Aktenlage (eingescannte Beschwerde) keine Unterschrift. Es ist daher der Beschwerdeführerin gemäß § 2a BAO i.V.m. § 85 BAO aufzutragen, diesen Mangel zu beheben.

Zu Spruchpunkt II

Der Vorlageantrag vom enthält nach der Aktenlage (eingescannter Vorlageantrag) keine Unterschrift. Es ist daher der Beschwerdeführerin gemäß § 2a BAO i.V.m. § 85 BAO aufzutragen, diesen Mangel zu beheben.

Zu Spruchpunkt III

Der Bescheid vom weist einen Antrag auf Familienbeihilfe vom ab. Ein derartiger Antrag ist im elektronisch vorgelegten Akt nicht enthalten. Das Finanzamt ist daher gemäß § 266 Abs. 4 BAO unter Hinweis auf die dort genannte Rechtsfolge zu ersuchen, den Antrag vom auf Familienbeihilfe, auf den sich der Abweisungsbescheid vom bezieht, dem Bundesfinanzgericht vorzulegen oder anzugeben, dass ein solcher Antrag nicht existiert.

Fristen

Die im Spruch gesetzten Fristen sind dem jeweils damit voraussichtlich verbundenen Aufwand angemessen.

Antrag vom

Das Finanzamt legte am elektronisch einen von der Bf am über FinanzOnline gestellten Antrag auf Familienbeihilfe vor. Die Bf sei tschechische Staatsbürgerin, seit Jänner 2017 geschieden, unselbständig erwerbstätig und wohne in ***3*** ***4***, Scota ***5***, Tschechische Republik. Sie sei bei einem näher angegebenen Arbeitgeber in Österreich seit beschäftigt. Ein Aufenthaltstitel sei nicht vorhanden.

Beantragt werde Familienbeihilfe (ohne Beginndatum) für den im September 2018 geborenen Sohn ***6*** ***7***, tschechischer Staatsbürger. Dieser wohne bei seiner Mutter (und seinem Vater) in ***3*** ***4***, Scota ***5***, Tschechische Republik, die auch den überwiegenden Unterhalt trage. Ein Aufenthaltstitel sei nicht vorhanden.

Beantragt werde eine Änderung der Familienleistungen wegen "Studium" ab 02.2018 für den im Jänner 2000 geborenen Sohn ***8*** ***9***, tschechischer Staatsbürger. Dieser wohne bei seiner Mutter in ***3*** ***4***, Scota ***5***, Tschechische Republik, die auch den überwiegenden Unterhalt trage.

***8*** ***9*** gehe in die 7. Klasse eines näher bezeichneten Gymnasiums in ***4***, die Ausbildung werde voraussichtlich bis dauern.

Anspruch auf ausländische Familienleistungen bestehe jeweils nicht.

Mängelbehebung

Innerhalb verlängerter Frist wurden mit Schreiben vom die von der Bf unterschriebenen Anbringen vorgelegt und damit die ursprünglichen Mängel behoben und eine Vollmacht für die einschreitende Vertreterin vorgelegt.

Das Bundesfinanzgericht hat erwogen:

Sachverhalt

Die Bf ***1*** ***2*** ist tschechische Staatsbürgerin. Sie wohnte von 2/2018 bis 3/2019 in ***19***, ***20*** und wohnt seit 4/2019 in ***14***, U ***18***, jeweils tschechische Republik.

Am wurde von der Bf mit ihrem österreichischen Arbeitgeber eine Karenz von bis vereinbart. Das Dienstverhältnis bleibe aufrecht. Die Bf wohnte mit dem im September 2018 geborenen Sohn ***6*** ***7*** und mit dem im Jänner 2000 geborenen Sohn ***8*** ***9***, beide tschechische Staatsbürger, im gemeinsamen Haushalt.

***8*** ***9*** hat im Zeitraum bis eine Ausbildung "Koch-Kellner" besucht, aber hohe Fehlzeiten aufgewiesen und die Ausbildung nicht erfolgreich betrieben. Von bis hat ***8*** ***9*** eine Ausbildung "Zimmermann" besucht, die am aufgegeben worden ist. Es habe hohe Fehlzeiten gegeben, zahlreiche Fächer seien nicht beurteilt worden. Der Bf wurden von bis keine Sozialleistungen vom tschechischen Träger ausbezahlt.

Am wurde über FinanzOnline ein Antrag auf Familienbeihilfe gestellt, dem Folgeanträge (Urgenzen) vom und folgten.

Beweiswürdigung

Zum ständigen Wohnsitz von ***1*** ***2*** im Zeitraum 2/2018 bis 3/2019 (***19***, ***20***) und ab 4/2019 (***14***, U ***18***) ist auf die Bestätigung des ständigen Wohnsitzes des Gemeindeamts von ***14*** vom zu verweisen. Gegen die Richtigkeit dieser Bestätigung bestehen keine Bedenken. Eine Übersetzung würde die Beweiskraft dieses Dokuments nicht erhöhen, daher schadet eine fehlende Übersetzung nicht, da der wesentliche Inhalt der Bestätigung auch mit Maschinenübersetzung festgestellt werden kann. Im Übrigen sieht Art. 76 Abs. 7 VO 883/2004 das Recht vor, sich im Anwendungsbereich dieser VO jeder gemäß Art 342 AEUV (zuvor Art 290 EGV) in der Union anerkannten Amtssprache eines Mitgliedstaats zu bedienen, sodass die Partei (§ 78 BAO) nicht zur Vorlage von Übersetzungen verpflichtet ist (vgl. Wanke in Lenneis/Wanke, FLAG 2.A. 2020 § 3 Rz 51k).

Die Bestätigung vom steht also insoweit im Widerspruch zur Bestätigung vom über den Daueraufenthalt in ***14***, U ***18***, der laut Bestätigung vom erst ab 4/2019 gegeben gewesen sein soll.

Laut Schulmatrik vom soll die Anschrift von ***1*** ***2*** und ***8*** ***9*** dagegen ***3*** ***4***, Scota ***5***, Tschechische Republik, gewesen sein. Laut Angaben in den Anträgen vom , und vom wohnt die Bf (nunmehr) in ***3*** ***4***, Scota ***5***, Tschechische Republik. Der tschechische Träger Úřad práce ČR, Büro ***4***, sieht in Bezug auf tschechische Familienleistungen ***9*** ***1***, ***7*** ***11***, ***9*** ***8*** und ***7*** ***6*** ab Februar 2018, ab ***13*** sowie ab November 2018 als gemeinsam zu beurteilende Personen an.

Zur Feststellung der gemeinsamen Haushaltsführung betreffend ***6*** ***7*** wird auf die Beurteilung durch den tschechischen Träger und auf die Lebenserfahrung verwiesen, dass ein Säugling bzw. Kleinkind bei seiner Mutter lebt, wenn keine besonderen Gründe dagegensprechen. Gründe dafür liegen nicht vor.

Rechtsgrundlagen

§ 2 FLAG 1967 lautet:

§ 2. (1) Anspruch auf Familienbeihilfe haben Personen, die im Bundesgebiet einen Wohnsitz oder ihren gewöhnlichen Aufenthalt haben,

a) für minderjährige Kinder,

b) für volljährige Kinder, die das 24. Lebensjahr noch nicht vollendet haben und die für einen Beruf ausgebildet oder in einem erlernten Beruf in einer Fachschule fortgebildet werden, wenn ihnen durch den Schulbesuch die Ausübung ihres Berufes nicht möglich ist. Bei volljährigen Kindern, die eine in § 3 des Studienförderungsgesetzes 1992, BGBl. Nr. 305, genannte Einrichtung besuchen, ist eine Berufsausbildung nur dann anzunehmen, wenn sie die vorgesehene Studienzeit pro Studienabschnitt um nicht mehr als ein Semester oder die vorgesehene Ausbildungszeit um nicht mehr als ein Ausbildungsjahr überschreiten. Wird ein Studienabschnitt in der vorgesehenen Studienzeit absolviert, kann einem weiteren Studienabschnitt ein Semester zugerechnet werden. Die Studienzeit wird durch ein unvorhergesehenes oder unabwendbares Ereignis (zB Krankheit) oder nachgewiesenes Auslandsstudium verlängert. Dabei bewirkt eine Studienbehinderung von jeweils drei Monaten eine Verlängerung der Studienzeit um ein Semester. Zeiten als Studentenvertreterin oder Studentenvertreter nach dem Hochschülerschaftsgesetz 1998, BGBl. I Nr. 22/1999, sind unter Berücksichtigung der Funktion und der zeitlichen Inanspruchnahme bis zum Höchstausmaß von vier Semestern nicht in die zur Erlangung der Familienbeihilfe vorgesehene höchstzulässige Studienzeit einzurechnen. Gleiches gilt für die Vorsitzenden und die Sprecher der Heimvertretungen nach dem Studentenheimgesetz, BGBl. Nr. 291/1986. Der Bundesminister für Umwelt, Jugend und Familie hat durch Verordnung die näheren Voraussetzungen für diese Nichteinrechnung festzulegen. Zeiten des Mutterschutzes sowie die Pflege und Erziehung eines eigenen Kindes bis zur Vollendung des zweiten Lebensjahres hemmen den Ablauf der Studienzeit. Bei einem Studienwechsel gelten die in § 17 Studienförderungsgesetz 1992, BGBl. Nr. 305, angeführten Regelungen auch für den Anspruch auf Familienbeihilfe. Die Aufnahme als ordentlicher Hörer gilt als Anspruchsvoraussetzung für das erste Studienjahr. Anspruch ab dem zweiten Studienjahr besteht nur dann, wenn für ein vorhergehendes Studienjahr die Ablegung einer Teilprüfung der ersten Diplomprüfung oder des ersten Rigorosums oder von Prüfungen aus Pflicht- und Wahlfächern des betriebenen Studiums im Gesamtumfang von acht Semesterwochenstunden oder im Ausmaß von 16 ECTS-Punkten nachgewiesen wird; Gleiches gilt, wenn alle Lehrveranstaltungen und Prüfungen der Studieneingangs- und Orientierungsphase nach § 66 des Universitätsgesetzes 2002, BGBl. I Nr. 120/2002, erfolgreich absolviert wurden, sofern diese mit mindestens 14 ECTS-Punkten bewertet werden. Der Nachweis ist unabhängig von einem Wechsel der Einrichtung oder des Studiums durch Bestätigungen der im § 3 des Studienförderungsgesetzes 1992 genannten Einrichtungen zu erbringen. Für eine Verlängerung des Nachweiszeitraumes gelten die für die Verlängerung der Studienzeit genannten Gründe sinngemäß,

c) für volljährige Kinder, die wegen einer vor Vollendung des 21. Lebensjahres oder während einer späteren Berufsausbildung, jedoch spätestens vor Vollendung des 25. Lebensjahres, eingetretenen körperlichen oder geistigen Behinderung voraussichtlich dauernd außerstande sind, sich selbst den Unterhalt zu verschaffen,

d) für volljährige Kinder, die das 24. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, für die Zeit zwischen dem Abschluss der Schulausbildung und dem Beginn einer weiteren Berufsausbildung, wenn die weitere Berufsausbildung zum frühestmöglichen Zeitpunkt nach Abschluss der Schulausbildung begonnen wird; für volljährige Kinder, die das 24. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, für die Zeit zwischen dem Abschluss der Schulausbildung und dem ehestmöglichen Beginn eines Freiwilligen Dienstes nach § 2 Abs. 1 lit. l sublit. aa bis dd für längstens drei Monate,

e) für volljährige Kinder, die das 24. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, für die Zeit zwischen der Beendigung des Präsenz- oder Ausbildungs- oder Zivildienstes oder eines Freiwilligen Dienstes nach § 2 Abs. 1 lit. l sublit. aa bis dd und dem Beginn oder der Fortsetzung der Berufsausbildung, wenn die Berufsausbildung zum frühestmöglichen Zeitpunkt nach dem Ende des Präsenz- oder Ausbildungs- oder Zivildienstes oder Freiwilligen Dienstes nach § 2 Abs. 1 lit. l sublit. aa bis dd begonnen oder fortgesetzt wird,

(Anm.: lit. f aufgehoben durch BGBl. I Nr. 111/2010)

g) für volljährige Kinder, die in dem Monat, in dem sie das 24. Lebensjahr vollenden, den Präsenz- oder Ausbildungsdienst oder Zivildienst leisten oder davor geleistet haben, bis längstens zur Vollendung des 25. Lebensjahres, sofern sie nach Ableistung des Präsenz- oder Ausbildungsdienstes oder Zivildienstes für einen Beruf ausgebildet oder in einem erlernten Beruf in einer Fachschule fortgebildet werden, wenn ihnen durch den Schulbesuch die Ausübung ihres Berufes nicht möglich ist; für Kinder, die eine in § 3 des Studienförderungsgesetzes 1992 genannte Einrichtung besuchen, jedoch nur im Rahmen der in § 2 Abs. 1 lit. b vorgesehenen Studiendauer. Diese Regelung findet in Bezug auf jene Kinder keine Anwendung, für die vor Vollendung des 24. Lebensjahres Familienbeihilfe nach lit. l gewährt wurde und die nach § 12c des Zivildienstgesetzes nicht zum Antritt des ordentlichen Zivildienstes herangezogen werden,

h) für volljährige Kinder, die erheblich behindert sind (§ 8 Abs. 5), das 25 Lebensjahr noch nicht vollendet haben und die für einen Beruf ausgebildet oder in einem erlernten Beruf in einer Fachschule fortgebildet werden, wenn ihnen durch den Schulbesuch die Ausübung ihres Berufes nicht möglich ist; § 2 Abs. 1 lit. b zweiter bis letzter Satz sind nicht anzuwenden,

i) für volljährige Kinder, die sich in dem Monat, in dem sie das 24. Lebensjahr vollenden, in Berufsausbildung befinden und die vor Vollendung des 24. Lebensjahres ein Kind geboren haben oder an dem Tag, an dem sie das 24. Lebensjahr vollenden, schwanger sind, bis längstens zur Vollendung des 25. Lebensjahres; für Kinder, die eine in § 3 des Studienförderungsgesetzes 1992 genannte Einrichtung besuchen, jedoch nur im Rahmen der in § 2 Abs. 1 lit. b vorgesehenen Studiendauer,

j) für volljährige Kinder, die das 24. Lebensjahr vollendet haben bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres, bis längstens zum erstmöglichen Abschluss eines Studiums, wenn sie

aa) bis zu dem Kalenderjahr, in dem sie das 19. Lebensjahr vollendet haben, dieses Studium begonnen haben, und

bb) die gesetzliche Studiendauer dieses Studiums bis zum erstmöglichen Studienabschluss zehn oder mehr Semester beträgt, und

cc) die gesetzliche Studiendauer dieses Studiums nicht überschritten wird,

k) für volljährige Kinder, die das 24. Lebensjahr vollendet haben bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres, und die sich in Berufsausbildung befinden, wenn sie vor Vollendung des 24. Lebensjahres einmalig in der Dauer von acht bis zwölf Monaten eine freiwillige praktische Hilfstätigkeit bei einer von einem gemeinnützigen Träger der freien Wohlfahrtspflege zugewiesenen Einsatzstelle im Inland ausgeübt haben; für Kinder, die eine in § 3 des Studienförderungsgesetzes 1992 genannte Einrichtung besuchen, jedoch nur im Rahmen der in § 2 Abs. 1 lit. b vorgesehenen Studiendauer,

l) für volljährige Kinder, die das 24. Lebensjahr noch nicht vollendet haben und die teilnehmen am

aa) Freiwilligen Sozialjahr nach Abschnitt 2 des Freiwilligengesetzes, BGBl. I Nr. 17/2012,

bb) Freiwilligen Umweltschutzjahr nach Abschnitt 3 des Freiwilligengesetzes, BGBl. I Nr. 17/2012,

cc) Gedenkdienst, Friedens- und Sozialdienst im Ausland nach Abschnitt 4 des Freiwilligengesetzes, BGBl. I Nr. 17/2012,

dd) Europäischen Freiwilligendienst nach der Verordnung (EU) Nr. 1288/2013 zur Einrichtung von "Erasmus+", ABl. Nr. L 347 vom S. 50.

(2) Anspruch auf Familienbeihilfe für ein im Abs. 1 genanntes Kind hat die Person, zu deren Haushalt das Kind gehört. Eine Person, zu deren Haushalt das Kind nicht gehört, die jedoch die Unterhaltskosten für das Kind überwiegend trägt, hat dann Anspruch auf Familienbeihilfe, wenn keine andere Person nach dem ersten Satz anspruchsberechtigt ist.

(3) Im Sinne dieses Abschnittes sind Kinder einer Person

a) deren Nachkommen,

b) deren Wahlkinder und deren Nachkommen,

c) deren Stiefkinder,

d) deren Pflegekinder (§§ 186 und 186a des allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuches).

(3a) Kinder im Sinne dieses Abschnittes sind auch Kinder, die aufgrund einer akut gefährdenden Lebenssituation kurzfristig von Krisenpflegepersonen betreut werden (Krisenpflegekinder). Krisenpflegepersonen im Sinne dieses Bundesgesetzes sind Personen, die im Auftrag des zuständigen Kinder- und Jugendhilfeträgers ausgebildet und von diesem mit der vorübergehenden Pflege und Erziehung eines Kindes für die Dauer der Gefährdungsabklärung betraut wurden.

(4) Die Kosten des Unterhalts umfassen bei minderjährigen Kindern auch die Kosten der Erziehung und bei volljährigen Kindern, die für einen Beruf ausgebildet oder in ihrem Beruf fortgebildet werden, auch die Kosten der Berufsausbildung oder der Berufsfortbildung.

(5) Zum Haushalt einer Person gehört ein Kind dann, wenn es bei einheitlicher Wirtschaftsführung eine Wohnung mit dieser Person teilt. Die Haushaltszugehörigkeit gilt nicht als aufgehoben, wenn

a) sich das Kind nur vorübergehend außerhalb der gemeinsamen Wohnung aufhält,

b) das Kind für Zwecke der Berufsausübung notwendigerweise am Ort oder in der Nähe des Ortes der Berufsausübung eine Zweitunterkunft bewohnt,

c) sich das Kind wegen eines Leidens oder Gebrechens nicht nur vorübergehend in Anstaltspflege befindet, wenn die Person zu den Kosten des Unterhalts mindestens in Höhe der Familienbeihilfe für ein Kind beiträgt; handelt es sich um ein erheblich behindertes Kind, erhöht sich dieser Betrag um den Erhöhungsbetrag für ein erheblich behindertes Kind (§ 8 Abs. 4).

Ein Kind gilt bei beiden Elternteilen als haushaltszugehörig, wenn diese einen gemeinsamen Haushalt führen, dem das Kind angehört.

(6) Bezieht ein Kind Einkünfte, die durch Gesetz als einkommensteuerfrei erklärt sind, ist bei Beurteilung der Frage, ob ein Kind auf Kosten einer Person unterhalten wird, von dem um jene Einkünfte geminderten Betrag der Kosten des Unterhalts auszugehen; in diesen Fällen trägt eine Person die Kosten des Unterhalts jedoch nur dann überwiegend, wenn sie hiezu monatlich mindestens in einem Ausmaß beiträgt, das betragsmäßig der Familienbeihilfe für ein Kind (§ 8 Abs. 2) oder, wenn es sich um ein erheblich behindertes Kind handelt, der Familienbeihilfe für ein erheblich behindertes Kind (§ 8 Abs. 2 und 4) entspricht.

(7) Unterhaltsleistungen auf Grund eines Ausgedinges gelten als auf Kosten des Unterhaltsleistenden erbracht, wenn der Unterhaltsleistende mit dem Empfänger der Unterhaltsleistungen verwandt oder verschwägert ist; solche Unterhaltsleistungen zählen für den Anspruch auf Familienbeihilfe auch nicht als eigene Einkünfte des Kindes.

(8) Personen haben nur dann Anspruch auf Familienbeihilfe, wenn sie den Mittelpunkt der Lebensinteressen im Bundesgebiet haben. Eine Person hat den Mittelpunkt ihrer Lebensinteressen in dem Staat, zu dem sie die engeren persönlichen und wirtschaftlichen Beziehungen hat.

(9) Die Anspruchsdauer nach Abs. 1 lit. b und lit. d bis j verlängert sich im Zusammenhang mit der COVID-19-Krise, unabhängig von der Dauer der Beeinträchtigung durch diese Krise, nach Maßgabe folgender Bestimmungen:

a) für volljährige Kinder, die eine Berufsausbildung absolvieren, über die Altersgrenze hinaus um längstens sechs Monate, bei einer vor Erreichung der Altersgrenze begonnenen Berufsausbildung infolge der COVID-19-Krise,

b) für volljährige Kinder, die eine in § 3 des Studienförderungsgesetzes genannte Einrichtung besuchen, abweichend von lit. a über die Altersgrenze und die Studiendauer, für die nach Abs. 1 Anspruch auf Familienbeihilfe besteht, hinaus um ein weiteres Semester oder um ein weiteres Ausbildungsjahr, bei einem vor Erreichung der Altersgrenze begonnenem Studium infolge der COVID-19-Krise,

c) für volljährige Kinder, die eine Berufsausbildung beginnen oder fortsetzen möchten (Abs. 1 lit. d bis g), über die Altersgrenze hinaus um längstens sechs Monate, wenn zum Zeitpunkt der Erreichung der Altersgrenze der Beginn oder die Fortsetzung der Berufsausbildung infolge der COVID-19-Krise nicht möglich ist,

d) für volljährige Kinder, die eine in § 3 des Studienförderungsgesetzes genannte Einrichtung besuchen möchten (Abs. 1 lit. d bis g), abweichend von lit. a über die Altersgrenze und die Studiendauer, für die nach Abs. 1 Anspruch auf Familienbeihilfe besteht, hinaus um ein Semester oder um ein Ausbildungsjahr, wenn zum Zeitpunkt der Erreichung der Altersgrenze der Beginn oder die Fortsetzung des Studiums infolge der COVID-19-Krise nicht möglich ist.

§ 3 FLAG 1967 lautet:

§ 3. (1) Personen, die nicht österreichische Staatsbürger sind, haben nur dann Anspruch auf Familienbeihilfe, wenn sie sich nach §§ 8 und 9 des Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetzes (NAG), BGBl. I Nr. 100/2005, oder nach § 54 des Asylgesetzes 2005 (AsylG 2005), BGBl. I Nr. 100/2005 idF BGBl. I Nr. 87/2012, rechtmäßig in Österreich aufhalten.

(2) Anspruch auf Familienbeihilfe besteht für Kinder, die nicht österreichische Staatsbürger sind, sofern sie sich nach §§ 8 und 9 NAG oder nach § 54 AsylG 2005 rechtmäßig in Österreich aufhalten.

(3) Abweichend von Abs. 1 haben Personen, denen Asyl nach dem Asylgesetz 2005 (AsylG 2005), BGBl. I Nr. 100, gewährt wurde, Anspruch auf Familienbeihilfe. Anspruch besteht auch für Kinder, denen nach dem Asylgesetz 2005 Asyl gewährt wurde.

(4) Abweichend von Abs. 1 haben Personen, denen der Status des subsidiär Schutzberechtigten nach dem Asylgesetz 2005 zuerkannt wurde, Anspruch auf Familienbeihilfe, sofern sie keine Leistungen aus der Grundversorgung erhalten und unselbständig oder selbständig erwerbstätig sind. Anspruch besteht auch für Kinder, denen der Status des subsidiär Schutzberechtigten nach dem Asylgesetz 2005 zuerkannt wurde.

(5) In den Fällen des Abs. 2, Abs. 3 letzter Satz und Abs. 4 letzter Satz wird für nachgeborene Kinder die Familienbeihilfe rückwirkend gewährt. Gleiches gilt für Adoptiv- und Pflegekinder, rückwirkend bis zur Begründung des Mittelpunktes der Lebensinteressen im Bundesgebiet (§ 2 Abs. 8) durch den Elternteil und das Kind. Als nachgeborene Kinder gelten jene Kinder, die nach dem Zeitpunkt der Erteilung des Aufenthaltstitels oder der Zuerkennung des Status des Asylberechtigten oder subsidiär Schutzberechtigten an den zusammenführenden Fremden geboren werden.

§ 5 Abs. 3 FLAG 1967 lautet:

(3) Kein Anspruch auf Familienbeihilfe besteht für Kinder, die sich ständig im Ausland aufhalten.

§ 10 FLAG 1967 lautet:

§ 10. (1) Die Familienbeihilfe wird, abgesehen von den Fällen des § 10a, nur auf Antrag gewährt; die Erhöhung der Familienbeihilfe für ein erheblich behindertes Kind (§ 8 Abs. 4) ist besonders zu beantragen.

(2) Die Familienbeihilfe wird vom Beginn des Monats gewährt, in dem die Voraussetzungen für den Anspruch erfüllt werden. Der Anspruch auf Familienbeihilfe erlischt mit Ablauf des Monats, in dem eine Anspruchsvoraussetzung wegfällt oder ein Ausschließungsgrund hinzukommt.

(3) Die Familienbeihilfe und die erhöhte Familienbeihilfe für ein erheblich behindertes Kind (§ 8 Abs. 4) werden höchstens für fünf Jahre rückwirkend vom Beginn des Monats der Antragstellung gewährt. In bezug auf geltend gemachte Ansprüche ist § 209 Abs. 3 der Bundesabgabenordnung, BGBl. Nr. 194/1961, anzuwenden.

(4) Für einen Monat gebührt Familienbeihilfe nur einmal.

(5) Minderjährige, die das 16. Lebensjahr vollendet haben, bedürfen zur Geltendmachung des Anspruches auf die Familienbeihilfe und zur Empfangnahme der Familienbeihilfe nicht der Einwilligung des gesetzlichen Vertreters.

§ 11 FLAG 1967 lautet:

§ 11. (1) Die Familienbeihilfe wird, abgesehen von den Fällen des § 4, monatlich durch das Finanzamt Österreich automationsunterstützt ausgezahlt.

(2) Die Auszahlung erfolgt durch Überweisung auf ein Girokonto bei einer inländischen oder ausländischen Kreditunternehmung. Bei berücksichtigungswürdigen Umständen erfolgt die Auszahlung mit Baranweisung.

(3) Die Gebühren für die Auszahlung der Familienbeihilfe im Inland sind aus allgemeinen Haushaltsmitteln zu tragen.

§ 12 FLAG 1967 lautet:

§ 12. (1) Das Finanzamt Österreich hat bei Entstehen oder Wegfall eines Anspruches auf Familienbeihilfe eine Mitteilung auszustellen. Eine Mitteilung über den Bezug der Familienbeihilfe ist auch über begründetes Ersuchen der die Familienbeihilfe beziehenden Person auszustellen.

(2) Wird die Auszahlung der Familienbeihilfe eingestellt, ist die Person, die bislang die Familienbeihilfe bezogen hat, zu verständigen.

§ 13 FLAG 1967 lautet:

§ 13. Über Anträge auf Gewährung der Familienbeihilfe hat das Finanzamt Österreich zu entscheiden. Insoweit einem Antrag nicht oder nicht vollinhaltlich stattzugeben ist, ist ein Bescheid zu erlassen.

§ 15 FLAG 1967 lautet:

§ 15. (1) Für Personen, die im Zeitraum von einschließlich März 2020 bis einschließlich Februar 2021 für zumindest einen Monat Anspruch auf Familienbeihilfe für ein Kind haben, finden die während dieses Zeitraumes vorliegenden Anspruchsvoraussetzungen im unmittelbaren Anschluss an den Anspruchszeitraum bis März 2021 in Bezug auf dieses Kind weiter Anwendung, solange während dieses Zeitraumes keine andere Person anspruchsberechtigt wird.

(2) Für die Maßnahme nach Abs. 1 ist ein Betrag von höchstens 102 Mio. Euro aus Mitteln des COVID 19-Krisenbewältigungsfonds bereitzustellen.

§ 53 FLAG 1967 lautet:

§ 53. (1) Staatsbürger von Vertragsparteien des Übereinkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) sind, soweit es sich aus dem genannten Übereinkommen ergibt, in diesem Bundesgesetz österreichischen Staatsbürgern gleichgestellt. Hiebei ist der ständige Aufenthalt eines Kindes in einem Staat des Europäischen Wirtschaftsraums nach Maßgabe der gemeinschaftsrechtlichen Bestimmungen dem ständigen Aufenthalt eines Kindes in Österreich gleichzuhalten.

(2) Die Gleichstellung im Sinne des Abs. 1 gilt auch im Bereich der Amtssitzabkommen sowie Privilegienabkommen, soweit diese für Angestellte internationaler Einrichtungen und haushaltszugehörige Familienmitglieder nicht österreichischer Staatsbürgerschaft einen Leistungsausschluss aus dem Familienlastenausgleich vorsehen.

(3) § 41 ist im Rahmen der Koordinierung der sozialen Sicherheit im Europäischen Wirtschaftsraum mit der Maßgabe anzuwenden, dass ein Dienstnehmer im Bundesgebiet als beschäftigt gilt, wenn er den österreichischen Rechtsvorschriften über soziale Sicherheit unterliegt.

(4) Abs. 1 zweiter Satz findet in Bezug auf § 8a Abs. 1 bis 3 keine Anwendung.

(5) § 26 Abs. 3 der Bundesabgabenordnung, BGBl. Nr. 194/1961, findet in Bezug auf Leistungen nach diesem Bundesgesetz bis Anwendung. Ab ist für Leistungen nach diesem Bundesgesetz § 26 Abs. 3 BAO nur für Personen mit Dienstort im Ausland, die im Auftrag einer Gebietskörperschaft tätig werden, sowie für deren Ehegatten und Kinder anwendbar.

§ 265 BAO lautet:

11. Vorlage der Beschwerde und der Akten

§ 265. (1) Die Abgabenbehörde hat die Bescheidbeschwerde, über die keine Beschwerdevorentscheidung zu erlassen ist oder über die infolge eines Vorlageantrages vom Verwaltungsgericht zu entscheiden ist, nach Durchführung der etwa noch erforderlichen Ermittlungen ohne unnötigen Aufschub dem Verwaltungsgericht vorzulegen.

(2) Die Vorlage der Bescheidbeschwerde hat jedenfalls auch die Vorlage von Ablichtungen (Ausdrucken) des angefochtenen Bescheides, der Beschwerdevorentscheidung, des Vorlageantrages und von Beitrittserklärungen zu umfassen.

(3) Der Vorlagebericht hat insbesondere die Darstellung des Sachverhaltes, die Nennung der Beweismittel und eine Stellungnahme der Abgabenbehörde zu enthalten.

(4) Die Abgabenbehörde hat die Parteien (§ 78) vom Zeitpunkt der Vorlage an das Verwaltungsgericht unter Anschluss einer Ausfertigung des Vorlageberichtes zu verständigen.

(5) Partei im Beschwerdeverfahren vor dem Verwaltungsgericht ist auch die Abgabenbehörde, deren Bescheid mit Bescheidbeschwerde angefochten ist.

(6) Die Abgabenbehörde ist ab der Vorlage der Bescheidbeschwerde verpflichtet, das Verwaltungsgericht über Änderungen aller für die Entscheidung über die Beschwerde bedeutsamen tatsächlichen und rechtlichen Verhältnisse unverzüglich zu verständigen. Diese Pflicht besteht ab Verständigung (Abs. 4) auch für den Beschwerdeführer.

§ 266 BAO lautet:

§ 266. (1) Die Abgabenbehörde hat, soweit nicht anderes angeordnet ist, gleichzeitig mit der Vorlage der Bescheidbeschwerde die Akten (samt Aktenverzeichnis) vorzulegen. Die Abgabenbehörde hat den Parteien (§ 78) eine Ausfertigung des Aktenverzeichnisses zu übermitteln.

(2) Mit Zustimmung des Verwaltungsgerichtes darf die Übermittlung der Beschwerde (§ 265) und die Aktenvorlage (Abs. 1) in Form von Ablichtungen erfolgen.

(3) Soweit Akten oder Beweismittel nur auf Datenträgern vorliegen, sind auf Verlangen des Verwaltungsgerichtes ohne Hilfsmittel lesbare, dauerhafte Wiedergaben von der Abgabenbehörde bzw. von der Partei (§ 78) beizubringen.

(4) Soweit die Abgabenbehörde die Vorlage von Akten (Abs. 1 bzw. bezüglich Maßnahmenbeschwerden oder Säumnisbeschwerden auf Verlangen des Verwaltungsgerichtes) unterlässt, kann das Verwaltungsgericht nach erfolgloser Aufforderung unter Setzung einer angemessenen Nachfrist auf Grund der Behauptungen des Beschwerdeführers erkennen.

§ 270 BAO lautet:

§ 270. Auf neue Tatsachen, Beweise und Anträge, die der Abgabenbehörde im Laufe des Beschwerdeverfahrens zur Kenntnis gelangen, ist von der Abgabenbehörde Bedacht zu nehmen, auch wenn dadurch das Beschwerdebegehren geändert oder ergänzt wird. Dies gilt sinngemäß für dem Verwaltungsgericht durch eine Partei oder sonst zur Kenntnis gelangte Umstände.

Art. 67 VO 883/2004 lautet:

Artikel 67 Familienangehörige, die in einem anderen Mitgliedstaat wohnen

Eine Person hat auch für Familienangehörige, die in einem anderen Mitgliedstaat wohnen, Anspruch auf Familienleistungen nach den Rechtsvorschriften des zuständigen Mitgliedstaats, als ob die Familienangehörigen in diesem Mitgliedstaat wohnen würden. Ein Rentner hat jedoch Anspruch auf Familienleistungen nach den Rechtsvorschriften des für die Rentengewährung zuständigen Mitgliedstaats.

Art. 68 VO 883/2004 lautet:

Prioritätsregeln bei Zusammentreffen von Ansprüchen

(1) Sind für denselben Zeitraum und für dieselben Familienangehörigen Leistungen nach den Rechtsvorschriften mehrerer Mitgliedstaaten zu gewähren, so gelten folgende Prioritätsregeln:

a) Sind Leistungen von mehreren Mitgliedstaaten aus unterschiedlichen Gründen zu gewähren, so gilt folgende Rangfolge: an erster Stelle stehen die durch eine Beschäftigung oder eine selbstständige Erwerbstätigkeit ausgelösten Ansprüche, darauf folgen die durch den Bezug einer Rente ausgelösten Ansprüche und schließlich die durch den Wohnort ausgelösten Ansprüche.

b) Sind Leistungen von mehreren Mitgliedstaaten aus denselben Gründen zu gewähren, so richtet sich die Rangfolge nach den folgenden subsidiären Kriterien:

i) bei Ansprüchen, die durch eine Beschäftigung oder eine selbstständige Erwerbstätigkeit ausgelöst werden: der Wohnort der Kinder, unter der Voraussetzung, dass dort eine solche Tätigkeit ausgeübt wird, und subsidiär gegebenenfalls die nach den widerstreitenden Rechtsvorschriften zu gewährende höchste Leistung. Im letztgenannten Fall werden die Kosten für die Leistungen nach in der Durchführungsverordnung festgelegten Kriterien aufgeteilt;

ii) bei Ansprüchen, die durch den Bezug einer Rente ausgelöst werden: der Wohnort der Kinder, unter der Voraussetzung, dass nach diesen Rechtsvorschriften eine Rente geschuldet wird, und subsidiär gegebenenfalls die längste Dauer der nach den widerstreitenden Rechtsvorschriften zurückgelegten Versicherungs- oder Wohnzeiten;

iii) bei Ansprüchen, die durch den Wohnort ausgelöst werden: der Wohnort der Kinder.

(2) Bei Zusammentreffen von Ansprüchen werden die Familienleistungen nach den Rechtsvorschriften gewährt, die nach Absatz 1 Vorrang haben. Ansprüche auf Familienleistungen nach anderen widerstreitenden Rechtsvorschriften werden bis zur Höhe des nach den vorrangig geltenden Rechtsvorschriften vorgesehenen Betrags ausgesetzt; erforderlichenfalls ist ein Unterschiedsbetrag in Höhe des darüber hinausgehenden Betrags der Leistungen zu gewähren. Ein derartiger Unterschiedsbetrag muss jedoch nicht für Kinder gewährt werden, die in einem anderen Mitgliedstaat wohnen, wenn der entsprechende Leistungsanspruch ausschließlich durch den Wohnort ausgelöst wird.

(3) Wird nach Artikel 67 beim zuständigen Träger eines Mitgliedstaats, dessen Rechtsvorschriften gelten, aber nach den Prioritätsregeln der Absätze 1 und 2 des vorliegenden Artikels nachrangig sind, ein Antrag auf Familienleistungen gestellt, so gilt Folgendes:

a) Dieser Träger leitet den Antrag unverzüglich an den zuständigen Träger des Mitgliedstaats weiter, dessen Rechtsvorschriften vorrangig gelten, teilt dies der betroffenen Person mit und zahlt unbeschadet der Bestimmungen der Durchführungsverordnung über die vorläufige Gewährung von Leistungen erforderlichenfalls den in Absatz 2 genannten Unterschiedsbetrag;

b) der zuständige Träger des Mitgliedstaats, dessen Rechtsvorschriften vorrangig gelten, bearbeitet den Antrag, als ob er direkt bei ihm gestellt worden wäre; der Tag der Einreichung des Antrags beim ersten Träger gilt als der Tag der Einreichung bei dem Träger, der vorrangig zuständig ist.

Verfahrensgegenstand

Verfahrensgegenstand ist der Abweisungsbescheid vom , mit welchem der Antrag vom auf Familienbeihilfe für den im September 2018 geborenen ***6*** ***7*** ab November 2018 und für den im Jänner 2000 geborenen ***8*** ***9*** ab Februar 2018 abgewiesen wurde.

Nach der Aktenlage wurde in den Anträgen vom und , die als Ergänzung des zu diesen Zeitpunkten unerledigten Antrags vom zu sehen sind, für ***6*** ***7*** Familienbeihilfe ab November 2018 beantragt. Laut Anträgen vom , und vom wird für ***8*** ***9*** Familienbeihilfe ab Februar 2018 beantragt. Der Bescheid spricht daher über die jeweils beantragten Zeiträume ab.

Nach der Rechtsprechung des Verwaltungsgerichtshofes ist im Fall, dass auf Grund eines seinerzeitigen Antrags weiterhin Anspruch auf Familienbeihilfe besteht, ohne dass es zwischendurch zu einem Erlöschen dieses Anspruchs kam, ein neuerlicher Antrag nicht als neuer Antrag i.S.v. § 10 Abs. 1 FLAG 1967, sondern als Urgenz der Erledigung des seinerzeitigen Antrags bzw. auf Fortzahlung von Familienbeihilfe zu sehen (vgl. ). Der angefochtene Bescheid spricht daher über den zutreffenden Antrag ab.

***6*** ***7***

Der im September 2018 geborene Sohn ***6*** ***7*** war im Beschwerdezeitraum (ab November 2018) minderjährig. Seiner Mutter ***1*** ***2*** stand daher gemäß § 2 Abs. 1 lit. a FLAG 1967 für ***6*** ***7*** Familienbeihilfe zu.

Das Finanzamt hält in Bezug auf ***6*** ***7*** für strittig (Beschwerdevorentscheidung), ob ***6*** ***7*** im Beschwerdezeitraum mit seiner Mutter ***1*** ***2*** im gemeinsamen Haushalt gewohnt hat. Wie schon zur Beweiswürdigung ausgeführt, entspricht es der Lebenserfahrung, dass ein Säugling bzw. Kleinkind mit seiner Mutter zusammenlebt, außer es gibt besondere Gründe für ein Getrenntleben. Irgendwelche Anhaltspunkte für ein Getrenntleben gibt es nicht. Gemäß der Bestätigung des Obecní úřad ***14*** vom wohnten ***1*** ***2*** und ***6*** ***7*** ab September 2018 gemeinsam in ***19***, ***20*** und ab April 2019 gemeinsam in ***14***, U ***18***.

Aus der Generalvollmacht für die nunmehr einschreitende Vertreterin ergibt sich, dass ***17*** ***14***, U ***18*** die Anschrift und ***3*** ***4***, Scota ***5*** die "Korrespondenzadresse" ist.

Das Bundesfinanzgericht hält es daher für erwiesen, dass ***6*** ***7*** im Beschwerdezeitraum mit seiner Mutter ***1*** ***2*** im gemeinsamen Haushalt gewohnt hat. Der Bf ***1*** ***2*** stehen daher für ***6*** ***7*** im Beschwerdezeitraum österreichische Familienleistungen zu.

Der angefochtene Abweisungsbescheid erweist sich daher betreffend ***6*** ***7*** als mit rechtswidrig (Art. 132 Abs. 1 Z 1 B-VG), er ist daher insoweit gemäß § 279 BAO ersatzlos aufzuheben.

Ob die österreichischen Familienleistungen um tschechische Familienleistungen zu kürzen sind (eine entsprechende Auskunft des tschechischen Trägers für den Beschwerdezeitraum liegt nicht vor), wird das Finanzamt noch zu ermitteln haben.

***8*** ***9***

***8*** ***9*** wurde im Jänner 2000 geboren. Zu Beginn des Beschwerdezeitraums (Februar 2018) hatte er das 18. Lebensjahr bereits vollendet und war daher volljährig. Voraussetzung für einen Familienbeihilfebezug ist daher, dass sich ***8*** ***9*** in Berufsausbildung befunden hat.

Unter den Begriff "Berufsausbildung" sind jedenfalls alle Arten schulischer oder kursmäßiger Ausbildung zu zählen, in deren Rahmen noch nicht berufstätigen Personen das für das künftige Berufsleben erforderliche Wissen vermittelt wird. Es muss das ernstliche und zielstrebige, nach außen erkennbare Bemühen um den Ausbildungserfolg gegeben sein. Das Ablegen von Prüfungen, die in einer Ausbildungsvorschrift vorgesehen sind, ist essenzieller Bestandteil der Berufsausbildung. Berufsausbildung liegt daher nur dann vor, wenn die Absicht zur erfolgreichen Ablegung der vorgeschriebenen Prüfungen gegeben ist. Dagegen kommt es nicht darauf an, ob tatsächlich die erfolgreiche Ablegung der Prüfungen gelingt.

Laut den vorgelegten Ausdrucken aus der Schulmatrik hat ***8*** ***9*** im Zeitraum bis eine Ausbildung "Koch-Kellner" besucht, aber hohe Fehlzeiten aufgewiesen und die Ausbildung nicht erfolgreich betrieben. Von bis hat ***8*** ***9*** eine Ausbildung "Zimmermann" besucht, die am aufgegeben worden sei. Es habe hohe Fehlzeiten gegeben, zahlreiche Fächer seien nicht beurteilt worden.

Eine Berufsausbildung gemäß § 2 Abs. 1 lit. b FLAG 1967 liegt nur dann vor, wenn die praktische und theoretische Ausbildung zuzüglich Lernen und Wiederholen zu Hause die überwiegende Zeit des Kindes in Anspruch nimmt. Angesichts der hohen Fehlzeiten und der fehlenden Prüfungserfolge stellt das Bundesfinanzgericht fest, dass der volljährige ***8*** ***9*** im Beschwerdezeitraum keine ernstliche und zielstrebige Berufsausbildung betrieben hat. Die Bf stehen daher für ***8*** ***9*** im Beschwerdezeitraum keine österreichischen Familienleistungen zu.

Hinsichtlich ***8*** ***9*** ist daher die Beschwerde als unbegründet abzuweisen.

Nichtzulassung der Revision

Gegen dieses Erkenntnis ist gemäß Art. 133 Abs. 4 Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG) eine Revision nicht zulässig, da es sich um keine Rechtsfrage von grundsätzlicher Bedeutung handelt. Die Entscheidung folgt der Rechtsprechung des Verwaltungsgerichtshofes zur Berufsausbildung. Ob wirklich eine Berufsausbildung betrieben wurde, ist eine Tatfrage, die der Revision nicht zugänglich ist. Gleiches gilt für die Frage, ob sich ein Säugling bzw. Kleinkind mit seiner Mutter im selben Haushalt aufgehalten hat.

Wien, am

Zusatzinformationen


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Materie
Steuer
FLAG
betroffene Normen
§ 2 Abs. 2 FLAG 1967, Familienlastenausgleichsgesetz 1967, BGBl. Nr. 376/1967
§ 85 BAO, Bundesabgabenordnung, BGBl. Nr. 194/1961
§ 266 Abs. 4 BAO, Bundesabgabenordnung, BGBl. Nr. 194/1961
Art. 76 Abs. 7 VO 883/2004, ABl. Nr. L 166 vom S. 1
§ 3 FLAG 1967, Familienlastenausgleichsgesetz 1967, BGBl. Nr. 376/1967
§ 5 Abs. 3 FLAG 1967, Familienlastenausgleichsgesetz 1967, BGBl. Nr. 376/1967
§ 10 FLAG 1967, Familienlastenausgleichsgesetz 1967, BGBl. Nr. 376/1967
§ 53 FLAG 1967, Familienlastenausgleichsgesetz 1967, BGBl. Nr. 376/1967
§ 270 BAO, Bundesabgabenordnung, BGBl. Nr. 194/1961
Art. 67 VO 883/2004, ABl. Nr. L 166 vom S. 1
Art. 68 VO 883/2004, ABl. Nr. L 166 vom S. 1
§ 2 Abs. 1 lit. a FLAG 1967, Familienlastenausgleichsgesetz 1967, BGBl. Nr. 376/1967
Verweise
ECLI
ECLI:AT:BFG:2022:RV.7104149.2020

Datenquelle: Findok — https://findok.bmf.gv.at