Bescheidbeschwerde – Einzel – Erkenntnis, BFG vom 18.05.2021, RV/5101642/2019

Forderungsverzicht - als a.o. Ertrag beim Schuldner (keine Minderung der Anschaffungskosten)

Entscheidungstext

IM NAMEN DER REPUBLIK

Das Bundesfinanzgericht hat durch den Richter Mag. Walter Aiglsdorfer in der Beschwerdesache ***Bf1***, ***Bf1-Adr***, vertreten durch Georg Nigl MAS, Linzer Straße 15, 4283 Bad Zell, Dr. Heinz Häupl Rechtsanwalts GmbH, Stockwinkl 18, 4865 Nußdorf/Attersee, und Anton Leitner, Linzer Straße 15, 4283 Bad Zell, über die Beschwerde vom gegen die Bescheide des Finanzamtes Freistadt Rohrbach Urfahr vom betreffend Körperschaftsteuer 2015 und Umsatzsteuer 2015 Steuernummer ***BF1StNr1*** zu Recht erkannt:

Die Beschwerde wird gemäß § 279 BAO als unbegründet abgewiesen.
Die angefochtenen Bescheide bleiben unverändert.

Gegen dieses Erkenntnis ist eine Revision an den Verwaltungsgerichtshof nach Art. 133 Abs. 4 Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG) nicht zulässig.

Entscheidungsgründe

Verfahrensgang

Vorweg erfolgt die Darstellung der in diesem Fall involvierten Firmen:

< O I GmbH (Beschwerdeführerin):
- Geschäftsführer: ***1*** ***2***
- Gesellschafter: bis 2/2015: Frau ***3*** ***4*** (100%)
ab 2/2015 ***5*** gmbH (10%; Gf: ***1*** ***2***)
ab 2/2015 ***6*** I GmbH (90%; Gf: ***1*** ***2***

< ***7*** ***8*** GmbH (auch RIBT):
- Geschäftsführerin: ***3*** ***4***
- Gesellschafter: ***7*** GmbH (100%)

< ***7*** GmbH:
- Geschäftsführerin: ***3*** ***4***
- Gesellschafterin: ***3*** ***4*** (100%)

< ***6*** I GmbH:
- Geschäftsführer: ***1*** ***2***
- Gesellschafter:
Beschwerdeführerin (30%)
***5*** gmbH (70%)

< ***2*** & ***10*** gmbH
Geschäftsführer: ***1*** ***2***
Gesellschafter:
- ***1*** ***2*** (50%)
- Dipl. Ing. ***9*** ***10*** (50%)

Grundsätzlich erscheint es so, dass überall wo ***3*** ***4*** und ***1*** ***2*** aufscheinen, tatsächlich Herr ***9*** ***4*** die Fäden zieht.
***3*** ***4*** ist die Gattin von ***9*** ***4***.

Nach einer Außenprüfung wurde in der Tz 3 der Niederschrift folgende streitgegenständliche Feststellung getroffen:
Tz 3 Forderungsverzicht:
Zwischen der Beschwerdeführerin und der ***7*** ***8*** GmbH sei ein Forderungsverzicht von netto 251.311,22 € bzw. brutto 301.573,46 € mit vereinbart worden.
"I. Festgestellt wird, dass die Beschwerdeführerin der ***7******8*** GmbH per einen Betrag von 401.573,46 € zzgl. Zinsen schuldet.
Dieser Betrag ist bereits fällig.
II. Die
***7******8*** GmbH erklärt sich bereit, für den Fall einer Pauschalzahlung von 100.000,00 € bis spätestens auf die Restforderung zu verzichten, sodass damit keinerlei offene Forderung bestünde.
Sofern bis diese Zahlung nicht geleistet wird, werden seitens der
***7******8*** GmbH gerichtliche Einbringungsmaßnahmen eingeleitet werden.
III. Ausdrücklich wird festgehalten, dass die Zahlung nur im Falle einer entsprechenden Finanzierung durch die derzeit finanzierende Bank Sparkasse
***11*** Bank AG erfolgen kann und nimmt dies die ***7******8*** GmbH zur Kenntnis.
IV. Die
***7******8*** GmbH sichert zu, bis von Einbringungsmaßnahmen abzusehen."

Weiters seien zwei Aufträge ebenso am zwischen der Beschwerdeführerin und ***7*** ***8*** GmbH wie folgt vereinbart worden:
< Auftrag 1:
Fertigstellungsarbeiten im Außenbereich
- Straße 1 und
- Straße 2
Preis: 100.000,00 €
Anzahlung:
41.666,67 + USt bis
41.666,67 + USt bis
16.666,67 + USt nach Erhalt der SR
< Auftrag 2:
Fertigstellungsarbeiten im Außenbereich
- Straße 1 und
- Straße 2
Preis 100.000,00 €
Anzahlung:
50.000,00 + USt bis
25.000,00 + USt bis
25.000,00 + USt nach Erhalt der SR

Die Beschwerdeführerin hätte also die ***7*** ***8*** GmbH mit der Realisierung der Außenanlagen beauftragt. Die Finanzierung sei durch Anzahlung der Leistung durch die Beschwerdeführerin an die ***7*** ***8*** GmbH erfolgt. Es sei ein Preis für die Fertigstellung vereinbart worden, der für die ***7*** ***8*** GmbH einen Gewinn von ca. 100.000,00 € erwarten lassen würde. So sei es in der schriftlichen Zusammenfassung über das Zustandekommen des Vergleichs zwischen der Beschwerdeführerin und der ***7*** ***8*** GmbH beschrieben worden. Eine Abhängigkeit zwischen den beiden Verträgen sei in den Verträgen (Auftrag versus "Forderungsverzicht") nicht beschrieben, jedoch am selben Tag unterschrieben worden.

Auszug aus dem Vergleich:
"2B) Vergleich mit der ***7******8*** GmbH sowie Finanzierung dieses Vergleiches durch die SPK ***11*** AG.
Letztendlich kam es zum Abschluss des Vergleiches und zur Finanzierung durch die SPK
***11*** AG.
Die SPK
***11*** AG gewährt der Beschwerdeführerin eine Kreditaufstockung in Höhe von 100.000,00 € für den Vergleich mit der ***7******8*** GmbH.
Für diese 100.000,00 € muss Herr
***2*** eine persönliche Haftung übernehmen. Weiters sind diese 100.000,00 € dafür bestimmt, damit die ***7******8*** GmbH zu bezahlen, falls diese sodann auf den Restbetrag verzichtet.
Außerhalb dieser Vereinbarung mit der SPK
***11*** wurde zwischen Hr. ***2*** und Hr. ***4*** zeitgleich folgendes vereinbart:
Die Beschwerdeführerin beauftragt die
***7******8*** GmbH mit der Fertigstellung der Außenanlagen. Die Finanzierung erfolgt durch 100%ige Anzahlung der Leistungen durch die Beschwerdeführerin an die ***7******8*** GmbH. Außerdem wird ein Preis für die Fertigstellung vereinbart, der für die ***7******8*** GmbH einen Gewinn von 100.000,00 € erwarten lässt."

Der Saldo von 401.573,46 € sei aus der Buchung des Beleges AR 2013027 von ***7*** ***8*** GmbH im Jahr 2013 entstanden.

Die verbleibenden 100.000,00 € aus der Forderung von ***7*** ***8*** GmbH (nach dem Forderungsverzicht) seien aus einer Kreditaufstockung bei der SPK ***11*** finanziert worden (Kreditvereinbarung vom ):
"… erklären wir uns gerne mit der Erhöhung des ihnen auf oben angeführtem Konto zur Verfügung stehenden, einmal ausnutzbaren Kredites von derzeit 1.365.841,36 € um 100.000,00 € auf insgesamt 1.465.841,36 € einverstanden.
Dieser Kredit dient für die Abschlagszahlung gegenüber Forderungen der
***7******8*** GmbH.

Sicherstellungen:
- Herr
***1******2*** übernimmt die wechselmäßig unterlegte Haftung als Bürge und Zahler für den Teilbetrag von 100.000,00 €
…"

Für die Betriebsprüfung sei es nicht nachvollziehbar, warum die ***7*** ***8*** GmbH die Schuld aufgrund von Zahlungsproblemen von der Beschwerdeführerin erlässt, welche anschließend sofort eine Anzahlung von 158.333,34 (aus den vorhin genannten zwei Aufträgen) überweisen könne.
Die Gewinnspanne der beiden Folgeaufträge sei nicht im Zusammenhang mit dem Nachlass aus steuerlicher Sicht zu sehen. Des Weiteren sei festzuhalten, dass bereits eine Umschuldung mit an Bankhaus Spängler in Höhe von 1.500.000,00 € möglich gewesen sei, obwohl die Leistung für die Anzahlung in Höhe von 158.333,34 € von ***7*** ***8*** GmbH noch nicht vollständig erbracht gewesen sei.

Allgemeines zum Beteiligungserwerb:
Die Beteiligung an der Beschwerdeführerin hätte die ***6*** I GmbH und ***5*** GmbH am von Frau ***3*** ***4*** erworben. Die oben beschriebene Verbindlichkeit an ***7*** ***8*** GmbH sei Teil des Kaufes gewesen. Die Gesellschafterin der ***7*** ***8*** GmbH sei die ***7*** GmbH. Die Gesellschafterin der ***7*** GmbH sei Frau ***3*** ***4***.

Zum Niederschriftsentwurf vom übermittelte der steuerliche Vertreter folgende Stellungnahme (am ):
"Es wird auf den vom Finanzamt erhobenen Sachverhalt verwiesen, welcher grundsätzlich den Verlauf des Preisnachlasses zwischen der ***7******8*** GmbH an die Beschwerdeführerin darstellt.
In der rechtlichen Würdigung dieses Sachverhaltes durch das Finanzamt wird dieser Preisnachlass als a.o. Ertrag qualifiziert, da der Forderungsnachlass keine Anschaffungskostenminderung bewirkt, wenn dieser mit der seinerzeitigen Anschaffung in keinem wirtschaftlichen Zusammenhang steht.
Und genau in diesem Punkt sehen wir die Rechtslage anders, nämlich dass der Forderungsnachlass eine Anschaffungskostenminderung bewirkt. Als Begründung dieser Rechtsansicht führen wir wie folgt an:
Solange die Preisminderung zwischen dem Verkäufer und dem Käufer direkt vereinbart wird, handelt es sich immer um eine Anschaffungskostenminderung. Dabei ist es ganz gleichgültig, weshalb diese Preisminderung erfolgte (Mängelrüge, Schadenersatz, Hoffnung auf Folgeaufträge, Drohung mit sonstigem Konkurs, etc.).

In der gesamten Literatur ist keine anderslautende Meinung feststellbar, wie z. B.
RZ 2192 EStR: "Der Forderungsnachlass bewirkt keine Anschaffungskostenminderung, wenn dieser mit der seinerzeitigen Anschaffung in keinem wirtschaftlichen Zusammenhang mehr steht (). Hingegen liegt eine Anschaffungskostenminderung vor, wenn der Verkäufer des Wirtschaftsgutes die Kaufpreisschuld erlässt.

Auch in der Berufungsentscheidung UFS Linz RV/0260-L/03 ging es um diesen Sachverhalt. Aus dieser Entscheidung dürfen wir auszugsweise wie folgt zitieren:
Zur Umsatzsteuer: … Der BFH stellte fest, nur die wirklich vereinnahmte Gegenleistung sei die "letztendliche" Bemessungsgrundlage.
Zur Ertragsteuer: … Das im Bereich der Umsatzsteuer ausgeführte, gilt auch für die Ertragsteuer. ... Das bedeutet, dass es lediglich darauf ankommt, dass das ursprünglich vereinbarte Entgelt gemindert wird. ln diesem Fall liegt eine Entgeltsminderung vor. Nicht entscheidend ist aber der Grund der Entgeltsminderung. Diese Rechtsposition wird auch von Kommentatoren (so Doralt, EStG-Kommentar, § 6, unter RZ 101: Daher reduziert auch ein Schadenersatz, der die Zahlungsverpflichtung ganz oder teilweise rückgängig macht, die Anschaffungskosten (vertreten ebenso in den EStR, RZ 2191).

Wir beantragen daher, den strittigen Betrag (Preisnachlass) in Höhe von 251.311,22 € netto als Anschaffungskostenminderung zu qualifizieren und nicht als a.o. Ertrag.

Für den Fall, dass unsere Rechtsansicht nicht geteilt wird und die Rechtsansicht des Finanzamtes geteilt wird, beantragen wir die daraus resultierende konforme Gutschrift der Vorsteuer in Höhe von 50.262,44 €.

Es gibt also grundsätzlich zwei Lösungswege:
- Entweder a.o. Ertrag (301.573,46 €) und keine Reduzierung der USt Bemessungsgrundlage (VSt Gutschrift 50.262,44 €; diese bleibt hier unverändert, da in keinem wirtschaftlichen Zusammenhang mit dem späteren Nachlass) oder
- Anschaffungskostenminderung mit Reduzierung der USt Bemessungsgrundlage"

Hierauf bemerkte der Betriebsprüfer wie folgt:
< Werthaltigkeit:
Die Werthaltigkeit der Forderung von
***7******8*** GmbH ist aufgrund der tatsächlich erbrachten Leistung (Jahr 2013), die im Zuge der Prüfung festgestellt werden konnte, gegeben. Die Abrechnung erfolgte auf Grundlage der Vereinbarungen zwischen den beiden Unternehmen. Die Vereinbarung war im Wesentlichen, dass Stunden der Mitarbeiter mit 60,00 € und Materialeinkauf mit einem Aufschlag von 20% von ***7******8*** GmbH verrechnet wird, gegeben.

< Stiller Ausgleich:
Der Forderungserlass von
***7******8*** GmbH entstand im direkten Zusammenhang mit der Beauftragung (2 Aufträge im Jahr 2015) in Höhe von 200.000,00 € netto. Der Forderungserlass war nach Auskunft der steuerlichen Vertretung auch deswegen zustande gekommen, um einen drohenden Konkurs abzuwenden. Eine Kreditaufstockung um 100.000,00 € wurde von der Sparkasse gewährt, für die Abschlagszahlung der Schuld. Nach Auskunft des steuerlichen Vertreters sowie Vereinbarung vom mit der Sparkasse wurde der Kredit in Höhe von 100.000,00 € nur deswegen gewährt, da die ***7******8*** GmbH auf die restliche Schuld von der Beschwerdeführerin verzichtet.
Es ist der Forderungserlass nicht im Zusammenhang mit der Leistung. Die Beweggründe für den Forderungserlass sind Folgeaufträge und Verhinderung des Konkurses. Ein Forderungsnachlass bewirkt keine Anschaffungskostenminderung, wenn dieser mit der seinerzeitigen Anschaffung in keinem wirtschaftlichen Zusammenhang steht.
Die Aktivierung des Gebäudes wurde mit vorgenommen. Die Höhe der Anschaffungskosten inkludierte die beschriebene Verbindlichkeit an die
***7******8*** GmbH. Die Forderungsabschreibung im Jahr 2015 erfolgte mit der Aktivierung des negatives Betrages in Höhe von MINUS 251.311,22 € verteilt auf die Restnutzungsdauer von 47,5 Jahren.
Nach Ansicht des Finanzamtes steht der Forderungsnachlass im Jahr 2015 in keinem direkten Zusammenhang mit der erbrachten Leistung. Die Begründung liegt vielmehr zur Generierung von Folgeaufträgen mit dementsprechenden Gewinnaufschlägen des liefernden Unternehmers und teilweise auch aus finanzierungstechnischen Gründen, wobei hier festgehalten werden muss, dass umgehend nach der Vereinbarung, Anzahlungsrechnungen in Höhe von netto 158.333,34 € aufgebracht werden konnten.
Weiters war im Februar 2015 ein Gesellschafterwechsel der Beschwerdeführerin von
***3******4*** auf die Firmen ***5*** GmbH sowie ***6***I GmbH vollzogen worden. Es ist davon auszugehen, dass diese Werthaltigkeit der offenen Verbindlichkeit an ***7******8*** GmbH beim Kauf von den neuen Eigentümern ausreichend geprüft worden ist. Abhängigkeit zwischen dieser offenen Verbindlichkeit an ***7******8*** GmbH und folglich deren Forderungsverzicht sowie dem Kauf der Gesellschaftsanteile konnte im Zuge der Außenprüfung nicht festgestellt werden.
Der betriebliche Wegfall einer Verbindlichkeit infolge eines Schulderlasses durch einen Gläubiger führt bilanztechnisch zu einer Betriebsvermögensvermehrung. Der betriebliche Gewinn, welcher aus dem Schuldnachlass entsteht, ist grundsätzlich ertragsteuerpflichtig.
Nach Ansicht des Finanzamtes kann keine Minderung der Anschaffungskosten vorliegen. Die Werthaltigkeit der Leistung ist gegeben. Vielmehr wird dieser Forderungserlass als außerordentlicher Ertrag zu berücksichtigen sein.

Ein Sanierungsgewinn gemäß 23a KStG hinsichtlich dieses Forderungsnachlass ist nicht gegeben aufgrund der außergerichtlichen Behandlung.

Die 2 Folgeaufträge ("Außengestaltung") sind nicht vollständig im Jahr 2015 realisiert.
- Auftrag 1 wurde endabgerechnet am mit der ER 2015026 von
***7******8*** GmbH in Höhe von 100.000,00 €. Die Leistungen wurden bis einschließlich Dezember 2015 erbracht.
- Auftrag 2 wurde endabgerechnet am mit der ER 2016013 von
***7******8*** GmbH in Höhe von 100.000,00 €. Die Leistungen wurden bis einschließlich Mai 2016 erbracht.

< Würdigung der veranlagten Vorsteuerkorrektur gem. § 16 UStG:
In der Stellungnahme vom zur Niederschrift wird eine Gutschrift der Vorsteuer in Höhe von 50.262,24 € beantragt, die den außerordentlichen Ertrag erhöht.
Voraussetzung für die Berichtigungspflicht ist das Vorliegen eines steuerpflichtigen Umsatzes im Sinne des UStG. Die Verbindlichkeit ist aus einem steuerbaren Umsatz entstanden. Es ist der Erlass der Verbindlichkeit nicht im Zusammenhang mit der Leistung gegeben. Die Beweggründe für den Erlass der Schuld sind Folgeaufträge und Verhinderung des Konkurses.
§ 16 UStG regelt bei Uneinbringlichkeit der Schuld bzw. die von Bemessungsgrundlagen hinsichtlich Steuer und Vorsteuer. Die Würdigung hinsichtlich Minderung der Bemessungsgrundlage versus außerordentlicher Ertrag für das Ertragsteuerrecht steht nicht im direkten Zusammenhang mit § 16 des Umsatzsteuergesetzes.
Nach Ansicht des Finanzamtes ist keine Änderung hinsichtlich der veranlagten Vorsteuer in Höhe von 50.262,24 € gem. § 16 UStG gegeben."

Nach Wiederaufnahme der Verfahren wurden mit Umsatz- und Körperschaftsteuerbescheid 2015 vom die Steuern entsprechend den Feststellungen der Außenprüfung festgesetzt.

Mit Eingabe vom wurde Beschwerde gegen diese beiden Bescheide eingereicht.
Darin wurden im Wesentlichen die Darstellungen in der Stellungnahme vom wiederholt (Stellungnahme zum Niederschriftentwurf - ).

Mit Eingabe vom wurde hierzu folgende Stellungnahme vom Betriebsprüfer übermittelt:
Die ***7*** ***8*** GmbH hätte Bautätigkeiten für die Beschwerdeführerin in Straße 2 sowie Straße 1 erbracht. Die Leistung sei mit der Rechnung 2013027 von ***7*** ***8*** GmbH an die Beschwerdeführerin abgerechnet worden. Die abgerechnete Leistung sei vollständig ohne Mängel erbracht worden. Die Abrechnung hinsichtlich der Höhe zur erbrachten Leistung sei als fremdüblich festgestellt worden.
Die ***7*** ***8*** GmbH hätte rund 20 Monate nach der Abrechnung einen Betrag in Höhe von 301.573,46 € brutto gemäß Vereinbarung vom erlassen. Die Beschwerdeführerin hätte die Restschuld in Höhe von 100.000,00 € am beglichen.
Strittig sei, ob der Nachlass gegeben von ***7*** ***8*** GmbH in Höhe von 251.311,21 € (netto) ein außerordentlicher Ertrag im Jahr 2015 sei oder ob der Nachlass die Anschaffungskosten der Immobilien senken würde.
Zum Verständnis hätte der Prüfer auf die Firmenstruktur der beteiligten Firmen verwiesen (in sämtlichen Gesellschaften sei ***9*** ***4*** involviert - entweder als Geschäftsführer oder als direkter oder indirekter Gesellschafter):
< ***12*** ***13***
< ***12*** ***8*** GmbH
< ***5*** GmbH
< ***12*** I GmbH
< ***12*** I GmbH
< ***13*** ***Bf1*** GmbH (Beschwerdeführerin)
< ***6*** I GmbH
< ***7*** GmbH
< ***7*** ***8*** GmbH
< ***14*** GmbH
< ***15*** GmbH

Nach Ansicht des Finanzamtes würde KEINE Anschaffungskostenminderung vorliegen, wenn der Nachlass mit der seinerzeitigen Anschaffung in keinem Zusammenhang mehr stehen würde. In der Würdigung der Niederschrift sei diesbezüglich umfassend eingegangen worden. Für das Finanzamt sei ein außerordentlicher Ertrag vorliegend.

1. Außerordentlicher Ertrag:
Wie bereits umfassend in der Niederschrift beschrieben, sei der wirtschaftliche Zusammenhang zwischen der erbrachten Leistung und dem Grund des gegebenen Nachlasses zu beurteilen. Würde ein Zusammenhang vorliegen, so sei Anschaffungskostenminderung grundsätzlich gegeben. Würde KEIN Zusammenhang vorliegen, so sei der Sachverhalt als außerordentlicher Ertrag grundsätzlich zu würdigen.
Wie aus der Niederschrift über die Schlussbesprechung zu entnehmen sei, würde es keinen Zusammenhang zwischen der erbrachten Leistung und dem Grund für den Nachlass der Forderung von ***7*** ***8*** GmbH geben.
Aus dem Vergleich der Beschwerdeführerin mit der ***7*** ***8*** GmbH gehe hervor, dass sich gegenüber dem möglichen Konkurs für Frau ***4*** ein finanzieller Vorteil ergeben würde:
- Nettoverlust bei ***7*** ***8*** im Konkurs: 333.333,00 €
- Nettoverlust bei ***7*** ***8*** bei Vergleich: 250.000,00 €
+ Gewinn bei Folgeauftrag: 100.000,00 €
= Gesamtvorteil des Vergleichs daher: 183.333,00 €

Im Zuge einer Hausdurchsuchung, im Mai 2017, sei dem Finanzamt ein E-Mail bekannt geworden, aus dem abzuleiten gewesen sei, dass ein Forderungsnachlass im Zusammenhang mit dem Gesellschafterwechsel im Februar 2015 schon festgestanden sei. Aus dem folgendem E-Mail sei klar abzuleiten, dass ***2*** ***1*** beim Anteilskauf der Beschwerdeführerin schon gewusst hätte, dass die ***7*** ***8*** GmbH die Forderung anteilig nachlassen werde. Offensichtlich würde hier eine bewusste Entreicherung der ***7*** ***8*** GmbH zu Gunsten der vorherigen Gesellschafterin Fr. ***3*** ***4*** vorliegen. Es sei im folgenden E-Mail abzuleiten, dass der Forderungsnachlass im direkten Zusammenhang mit dem Gesellschafterwechsel bei der Beschwerdeführerin stehen würde (so hätte es der Bank vermittelt werden sollen).

Quelle: Hausdurchsuchung SF601052/17 - Mai 2017 (E-Mail vom von der Beschwerdeführerin an deren Vertreterin betreffend Besprechungsvorbereitung intern mit der ***20*** [Sparkasse ***11***]):
"Sehr geehrter Herr Mag. ***16***!
Informativ dürfen wir Ihnen mitteilen, das Hr.
***2*** folgende Beweggründe für seinen Ankauf der Anteile an der Beschwerdeführerin der ***20*** mitteilen wird (ob dies der ***20*** vorweg mitgeteilt werden soll, ist Ihre Entscheidung):
1) Beim Ankauf der Geschäftsanteil hat sich für Hr.
***2*** die Situation wie folgt dargestellt:
a) Der Bankpartner der Beschwerdeführerin - die
***20*** - finanziert den außergerichtlichen Vergleich mit der ***13******8*** in Höhe von 200.000,00 € (so hat Hr. ***2*** die Besprechungen mit Hr. ***4*** verstanden und erschien Ihm dies auch logisch).
b) Herr
***2*** finanziert im Gegenzug die Fertigstellung der Liegenschaft (ca. 200.000.00 €) entweder durch ein Darlehn der ***6***I, ein Darlehen der ***2***&***10*** oder durch ein Darlehen von Herrn ***2******1*** persönlich.
Herr
***2*** finanziert des Weiteren die 40.000,00 € beim Finanzamt, welche die Beschwerdeführerin zu zahlen hat (aufgrund des Vergleiches mit der ***7******8*** = USt Rückrechnung).

Nunmehr stellt steh die Situation wie folgt dar:

2) VARIANTE I.) laut Schreiben vom :
a) Der Bankpartner der Beschwerdeführerin - die
***20*** - finanziert den außergerichtlichen Vergleich mit der ***13******8*** in Höhe von 100.000,00 € (dieser Änderung muss die ***13******8*** erst zustimmen)
b) Herr
***2*** finanziert im Gegenzug die Fertigstellung der Liegenschaft (ca. 200.000,00 €).
Herr
***2*** finanziert des Weiteren die 60.000,00 € beim Finanzamt (USt Rückrechnung).

Zusammengefasst bedeutet dies folgende Änderung im Vergleich der Ausgangsbasis beim Ankauf der Geschäftsanteile:
1) Die
***20*** finanziert um 100.000,00 € weniger (+persönliche Haftung von Hr. ***2*** für diese 100.000,00 €).
2) Die
***13******8*** verzichtet auf 300.000,00 € anstatt auf 200.000,00 €.
3) Herr
***2*** finanziert um 20.000,00 € mehr (USt Rückrechnung Finanzamt)."

Nach der Abklärung mit dem Rechtanwalt sei die Abklärung mit dem Steuerberater erfolgt.
Unmittelbar bevor die Vereinbarung für den in der Buchhaltung vorliegenden Beleg (Nachlass in Höhe von 301.573,46 € vom ) erstellt worden sei, hätte die steuerliche Vertretung über die steuerliche Auswirkung für die Beschwerdeführerin informiert. Das folgende E-Mail sei dem Finanzamt ebenso von der Hausdurchsuchung bekannt. Das eingebettete Attachement sei ein Auszug aus den EStG Richtlinien RZ 2191 bis RZ 2194.

Hr. ***17*** [steuerlicher Vertreter] hätte als nachvollziehbarste Varianten a.) Baumängel und b.) Geldmangel im E-Mail beschrieben um die Anschaffungskosten zu minimieren. Hr. ***4*** hätte sich offensichtlich für Geldmangel der Beschwerdeführerin entschieden. Baumängel seien im Außenprüfungsverfahren nicht dokumentiert worden.
Das Finanzamt würde in dieser Angelegenheit vielmehr von dem ausgehen, dass Hr. ***4*** ***9*** der wirtschaftliche Eigentümer der ***5*** GmbH und deren beteiligten Firmen sei. ***5*** GmbH sei unmittelbar und mittelbar die Gesellschafterin der Beschwerdeführerin, welche von der Gattin von ***9*** ***4*** erworben worden sei. Bezugnehmend zum Thema wirtschaftlichen Eigentümer werde auf die TZ 11 des Berichtes und Niederschrift der Außenprüfung der ***5*** GmbH verwiesen.

2. Kürzung Vorsteuer:
In der Buchhaltung sei die anteilige Vorsteuer (50.262,24 €) für den Schulderlass im Juni 2015 gekürzt worden. Es sei in der Unternehmerkette auch die umsatzsteuerliche Neutralität zu beurteilen.
Die Kanzlei ***17*** & ***17*** Steuerberatungs GmbH sei die steuerliche Vertretung der Beschwerdeführerin und der ***7*** ***8*** GmbH. Der zugrundeliegende Beleg in der Buchhaltung (Belegnummer 190615) würde die umsatzsteuerliche Würdigung hinsichtlich dieses Nachlasses von ***7*** ***8*** GmbH (RIBT) nicht dokumentieren. Im Zuge der Nachschau im Jahr 2015 sei das Dokument O-SPK-RIBT-Vergleich an den Außenprüfer übermittelt worden. Aus diesem Dokument sei der Forderungsnachlass unter Berücksichtigung der Vorsteuer zu verbuchen. Dies sei auch im Zuge der Betriebsprüfung mündlich bestätigt worden.
Im Beschwerdeschreiben werde geschrieben, dass im Falle der Beurteilung des Sachverhalts als außerordentlichen Ertrag, keine Kürzung des verbuchten Vorsteuerabzugs vorliegen würde. In diesem Fall würde die Umsatzsteuer bei ***7*** ***8*** GmbH zum Kostenfaktor werden. Die Umsatzsteuer sei innerhalb der Unternehmerkette grundsätzlich erfolgsneutral.
Es werde um schriftliche Stellungnahme und gegebenenfalls um die zugrundeliegenden Belege zu folgenden Fragen gebeten (für Zwecke der Dokumentation).
a. Hätte die ***7*** ***8*** GmbH den Umsatz im MONAT 06/2015 in Höhe von 50.262,24 € gekürzt (welcher Beleg würde hier zugrunde liegen)?
< Im Außenprüfungsverfahren sei dem Prüfer mitgeteilt worden, dass der Umsatz gegengleich gebucht worden sei. Somit sei die Zahllast bei ***7*** ***8*** GmbH im Monat 06/2015 um 50.262,24 € geschmälert worden! Der effektive Nachlass (Kostenfaktor) welcher von ***7*** ***8*** GmbH gewährt worden sei, sei in Höhe von 251.311,21 € festzustellen. In der umfassenden Erklärung (Dokument: O-SPK- RIBT-Vergleich) werde bei ***7*** ***8*** GmbH von einem Nettoverlust von 250.000,00 € im Punkt 2b geschrieben. Würde es Vereinbarungen geben, welche den Nettoverlust bei ***7*** ***8*** GmbH anstelle von 251.311,21 € auf 301.573,46 € ansteigen lassen würde, werde um diese gebeten.
b. Hätte die ***7*** ***8*** GmbH die Ausgangsrechnung 2013027 um den Nachlass korrigiert?
Im Außenprüfungsverfahren sei dem Prüfer mitgeteilt worden, dass diese Rechnung nicht korrigiert worden sei.

Nach Ansicht des Finanzamtes seien die Inhalte der Vereinbarung beiden Vertragsseiten bekannt gewesen und auch die Stellungnahme, welche dem Finanzamt übermittelt worden sei. Dies würde das beiliegende E-Mail bestätigen, in welchem über die Endversion vom steuerlichen Vertreter beide "Geschäftsführer" informiert worden seien.
Quelle: Hausdurchsuchung SF601052/17 - Mai 2017
Von: ***18*** ***17*** ***18***.***17***@***17***-wt.at
An: ***1*** ***2***; L ***9*** ***4*** / Fa. ***7***
Von: Gesendet: Do 12:33
Betreff: Vergleich O-SPK-RIBT
Sehr geehrter Hr. ***2***!
Sehr geehrter Hr. ***4***!
Im Anhang übersende ich Ihnen die fertige Endversion des O Vergleichs samt Beilagen.
MfG ***18*** ***17***

Mit Eingabe vom wurde hierzu folgende Gegenäußerung seitens der steuerlichen Vertretung übermittelt:
In der Beschwerde sei die Rechtsansicht eindeutig zum Ausdruck gebracht worden:
Solange die Preisminderung zwischen dem Verkäufer und dem Käufer direkt vereinbart werde, würde es sich immer um eine Anschaffungskostenminderung handeln. Dabei sei es ganz gleichgültig, weshalb diese Preisminderung erfolgt sei (Mängelrüge, Schadenersatz, Hoffnung auf Folgeaufträge, Drohung mit sonstigem Konkurs, etc.).

Die Kanzlei sei seit Mitte Jänner 2018 nicht mehr der steuerliche Vertreter der ***7*** ***8*** GmbH.
Stellungnahmen zu ehemaligen Klienten, die wir nicht mehr vertreten würden, seien deshalb nicht mehr möglich.
Für das Finanzamt dürfte es aber kein Problem sein, zu den gewünschten Daten zu gelangen.

Abschließend würde es keine Veranlassung geben, an der gegenständlichen Beschwerde etwas zu ändern oder zu ergänzen.

Mit Beschwerdevorentscheidung vom wurde gegenständliche Beschwerde (USt/KSt 2015) als unbegründet abgewiesen.
Der gegebene Forderungsnachlass von ***7*** ***8*** GmbH gegenüber der Beschwerdeführerin in Höhe von 251.311,21 € (netto) würde einen außerordentlicher Ertrag im Jahr 2015 darstellen und ohne Auswirkung auf die Anschaffungskosten der I bleiben.
Für die Beschwerdeführerin seien von der ***7*** ***8*** GmbH Bauleistungen erbracht worden. Diese Leistung sei mit der Rechnung 2013027 von ***7*** ***8*** GmbH an die Beschwerdeführerin abgerechnet worden. Die abgerechnete Leistung sei vollständig und ohne Mängel erbracht worden. Die Abrechnung hinsichtlich der Höhe zur erbrachten Leistung sei als fremdüblich festgestellt worden.
Die ***7*** ***8*** GmbH hätte rund 20 Monate nach der Abrechnung, einen Betrag in Höhe von 301.573,46 € brutto gemäß Vereinbarung vom erlassen. Die Beschwerdeführerin hätte die Restschuld in Höhe von 100.000,00 € am beglichen.
Der Forderungsnachlass würde keine Anschaffungskostenminderung bewirken, wenn dieser mit der seinerzeitigen Anschaffung in keinem wirtschaftlichen Zusammenhang stehe (). Der gegenständliche Forderungsnachlass stehe in keinem wirtschaftlichen Zusammenhang mit der seinerzeitig erbrachten Leistung.
Der Forderungsnachlass stehe vielmehr in Zusammenhang mit generierten Folgeaufträgen und der Verhinderung des Konkurses.
Aus einem E-Mail mit dem Rechtsanwalt, welches dem Finanzamt im Zuge einer Hausdurchsuchung vom Mai 2017 bekannt geworden sei, sei zu erkennen, dass der Forderungsnachlass im Zusammenhang mit dem Gesellschafterwechsel im Februar 2015 schon festgestanden sei. ***2*** ***1*** hätte bereits beim Anteilskauf der Beschwerdeführerin gewusst, dass die ***7*** ***8*** GmbH die Forderung anteilig nachlassen werde. Dies würde auf eine bewusste Entreicherung der ***7*** ***8*** GmbH zu Gunsten der vorherigen Gesellschafterin Fr. ***3*** ***4*** (mittelbare Beteiligung) schließen lassen. Der Forderungsnachlass würde demnach im direkten Zusammenhang mit dem Gesellschafterwechsel bei der Beschwerdeführerin stehen.
Aus einem - ebenfalls durch die Hausdurchsuchung bekannt gewordenen - E-Mail der steuerlichen Vertretung an Herrn ***4*** gehe hervor, dass die steuerlichen Möglichkeiten eines Forderungsverzichts auf die Beschwerdeführerin besprochen worden seien. Dies sei unmittelbar vor der Erstellung des in der Buchhaltung vorliegenden Beleges über die Vereinbarung passiert (Nachlass in Höhe von 301.573,46 € vom ).
Die steuerliche Vertretung würde darin die Möglichkeiten von a.) Baumängeln und b.) Geldmangel als nachvollziehbarste Varianten anführen, um die Anschaffungskosten zu minimieren.
Die Entscheidung sei offensichtlich auf Geldmangel der Beschwerdeführerin gefallen. Baumängel seien im Außenprüfungsverfahren nicht festgestellt worden.
Geldmangel der Beschwerdeführerin sei schon in der Niederschrift aufgrund der nachfolgenden Zahlungen in Zweifel gestellt worden.
Es sei dem Finanzamt nicht verständlich, warum Hr. ***4*** ***9***, welcher weder Geschäftsführer noch Gesellschafter und auch kein Mitarbeiter der Beschwerdeführerin gewesen, in dieser Angelegenheit befasst worden sei. Das Finanzamt gehe in dieser Angelegenheit davon aus, dass Hr. ***4*** ***9*** der wirtschaftliche Eigentümer der ***5*** GmbH und der beteiligten Firmen sei. ***5*** GmbH sei unmittelbar und mittelbar die Gesellschafterin der Beschwerdeführerin welche von der Gattin von ***9*** ***4*** erworben worden sei. Es würde demnach kein wirtschaftlicher Zusammenhang zwischen dem Forderungsnachlass und der erbrachten Leistung vorliegen, welcher zu einer Anschaffungskostenminderung führen würde, sondern ein außerordentlicher Ertrag auf Seiten der Beschwerdeführerin 251.311,21 € (netto).
Der in der Beschwerde beantragten Gutschrift der Vorsteuer im Falle einer Betrachtung als außerordentlichen Ertrag hätte nicht gefolgt werden können.
Es seien keine entsprechenden Belege vorgelegt worden, wonach die ***7*** ***8*** GmbH den Umsatz im Monat 06/2015 in Höhe von 50.262,24 € gekürzt hätte.
Weiters hätten keine Bestätigungen der ***7*** ***8*** GmbH über eine Korrektur der Ausgangsrechnung 2013027 - um den Nachlass korrigiert - vorgelegt werden können.
Im Außenprüfungsverfahren sei diesbezüglich lediglich mitgeteilt worden, dass diese Rechnung nicht korrigiert worden sei.
Das Finanzamt weise darauf hin, dass gem. § 138 Abs. 1 BAO auf Verlangen der Abgabenbehörde die Abgabepflichtigen und die diesen im § 140 gleichgestellten Personen in Erfüllung ihrer Offenlegungspflicht (§ 119) zur Beseitigung von Zweifeln den Inhalt ihrer Anbringen zu erläutern und zu ergänzen, sowie dessen Richtigkeit zu beweisen hätten. Im Übrigen hätte die Abgabenbehörde unter sorgfältiger Berücksichtigung der Ergebnisse des Abgabenverfahrens nach freier Überzeugung zu beurteilen, ob eine Tatsache als erwiesen anzunehmen sei oder nicht. Es werde auf die erhöhte Mitwirkungspflicht hingewiesen, da die Behörde in freier Beweiswürdigung den maßgeblichen Sachverhalt festzustellen hätte.
Aus den dargelegten Gründen sei die Beschwerde als unbegründet abzuweisen gewesen.

Mit Eingabe vom wurde beantragt gegenständliche Beschwerde dem Bundesfinanzgericht zur Entscheidung vorzulegen (Vorlageantrag).
Es werde auf den Inhalt der Beschwerden verwiesen, ein ergänzendes Vorbringen würde ausdrücklich vorbehalten bleiben.

Mit Vorlagebericht vom wurde gegenständliche Beschwerde dem Bundesfinanzgericht zur Entscheidung vorgelegt.
Nach einer umfassenden Stellungnahme beantragte das vorlegende Finanzamt die Beschwerde abzuweisen.
In eventu wurde auf die Feststellung der fehlenden Ordnungsmäßigkeit verwiesen (Nichtvortragsfähigkeit der erwirtschafteten Verluste).

Weitere Anmerkungen:
Aus dem vorliegenden Kontoausdruck des Finanzamtes ist ersichtlich, dass auch das leistende Unternehmen (***7*** ***8*** GmbH) die Umsatzsteuer um den Betrag von 50.262,24 € gekürzt hat (UVA 6/2015; KZ 090).

Das Bundesfinanzgericht hat erwogen:

Sachverhalt

Die Beschwerdeführerin ist im Immobilienbereich tätig (Errichtung, Handel, Vermietung von Immobilien).

Gegenständlich geht es um die Errichtung von Gebäuden in ***21*** (Straße 2 und Straße 1) seitens der Firma ***7*** ***8*** GmbH für die Beschwerdeführerin. Diese Leistungen wurden unter anderem mit Rechnung 2013027 von der Firma ***7*** ***8*** GmbH der Beschwerdeführerin verrechnet.

Die Firma ***7*** ***8*** GmbH hat nach rund 20 Monaten einen Betrag von 301.573,46 € gemäß einer Vereinbarung vom erlassen.

Strittig ist nunmehr, ob es sich hierbei um eine Kaufpreisminderung handelt, oder ob der Forderungsnachlass aus anderen (gesellschaftsrechtlichen, insolvenzrechtlichen, …) Gründen gewährt wurde.

Wesentlich ist hierbei jedenfalls, dass die einzelnen involvierten Firmen eng miteinander verflochten sind und Herr ***9*** ***4*** bei fast allen Firmen auch hohe Entscheidungsgewalt hat.
Herr ***9*** ***4*** ist allerdings aus insolvenzrechtlichen Gründen Großteils an diesen Firmen nicht unmittelbar beteiligt (tw. über seine Gattin ***3*** ***4***).

Beweiswürdigung

Aus den einzelnen Firmenbuchauszügen sind die Beteiligungsverhältnisse und die Geschäftsführung ersichtlich; daraus ist eine klare Verflechtung der involvierten Gesellschaften erkennbar:
< Beschwerdeführerin: Geschäftsführer ***1*** ***2***
bis 2/2015 war hier die Gattin von ***9*** ***4*** (Frau ***3*** ***4***) zu 100% beteiligt.
< Frau ***4*** ist weiters zu 100% an der Firma ***7*** GmbH (Gf.: ***3*** ***4***) beteiligt. Die Firma ***7*** GmbH wiederum zu 100% an der Firma ***7*** ***8*** GmbH (Gf.: ***3*** ***4***).
ab 2/2015 ist die Firma ***6*** I GmbH zu 90% und die Firma ***5*** gmbH zu 10% an der Beschwerdeführerin beteiligt. Als Geschäftsführer fungiert auch bei diesen Gesellschaften Herr ***1*** ***2***.

< Aus den folgenden Darstellungen geht klar hervor, dass Herr ***9*** ***4*** auch bei den Firmen, bei denen Herr ***1*** ***2*** als Geschäftsführer tätig ist, eng in die Geschäftsführung und Entscheidungskompetenz miteingebunden ist:

Dass Herr ***9*** ***4*** tatsächlich die Geschicke der involvierten Firmen geleitet hat, geht aus dem Beschluss des LG Wels betreffend Konkursverfahren über das Vermögen des Herrn ***9*** ***4*** (Nummer) hervor. Herr ***9*** ***4*** ist de-facto Geschäftsführer und wirtschaftlicher Eigentümer der Beschwerdeführerin und der ***7*** ***8*** GmbH. - somit ist hier jedenfalls eine Nahebeziehung zwischen den beteiligten Parteien gegeben.

Seite 3/4/5:
"Der Schuldner [Anmerkung Richter: Herr ***9*** ***4***] errichtete über Jahre ein ihm zugehörendes kompliziertes und verzweigtes Firmenkonstrukt, die "***9***-***4***-Gruppe". Gesellschafter dieser Unternehmen ist (bzw. sind/waren) im Wesentlichen der Schuldner persönlich bzw. seine Gattin ***3******4***, seine Mutter oder eine seiner Gesellschaften.

Im Zuge von abgabenbehördlichen Prüfungen bei der
***7*** Gruppe - deren Geschäftsführerin die Gattin des Schuldners ***3*** war - gestand der Schuldner am , dass er hinter den vorgeschobenen Scheingeschäftsführern dieser Unternehmen als faktischer Machthaber fungierte und de-facto Geschäftsführer war. Seine Ehegattin ***3******4*** fungierte als Treuhänderin. Auch die Privatliegenschaft des Schuldners, bis Dezember 2018 der Wohnsitz der Familie des Schuldners, wurde nur zum Schein veräußert, um sie vor dem Zugriff Dritter zu sichern.

Dass dies [
Anmerkung Richter: de-facto-Geschäftsführer] auch bei der gegenständlichen ***5*** gmbH so gehandhabt wurde, geht schon daraus hervor, dass wesentliche Entscheidungen und Verfügungen vom Schuldner getroffen wurden, obwohl er weder Gesellschafter noch Geschäftsführer ist. Dies wird durch das zitierte E-Mail an seinen EDV-Betreuer ***19*** bestätigt, womit der Schuldner selbst die festgestellten Umstände dokumentierte.

E-Mail vom :
"Sehr geehrter Herr ***19***!
Wir nehmen die Adresse:
Adresse.at
Inhaber bin ich (ich scheine aber auf keiner Rechnung auf = nur wir beide wissen, dass ich der Inhaber der Domain bin".
Die Rechnung soll lauten auf:
***5*** GmbH
…"

< Aus der Vereinbarung Forderungsverzicht vom (Vergleich) geht hervor, dass die Beschwerdeführerin der Firma ***7*** ***8*** GmbH per einen Betrag von 401.573,46 € schuldet. Bei einer Pauschalzahlung von 100.000,00 € bis wird auf die Restforderung verzichtet. Ein konkreter Verweis auf die Rechnung 2013027 betreffend das Bauvorhaben Straße 2 ist darin nicht erwähnt.
Der aushaftende Betrag von 301.573,46 € wurde in weiterer Folge erlassen.

< Hinsichtlich der Finanzierung der gegenständlichen Lösung (Forderungsverzicht, Zahlung 100.000,00 €; Finanzierung Folgeaufträge) geben ebenfalls einzelne E-Mails Einblick in die tatsächlichen Beweggründe.

< Rechnung 2013027 vom : brutto 434.440,31 €; netto 362.033,59 €
- Schlussrechnung betreffend die Liegenschaft ***21***, Straße 2
Der offene Saldo auf dem Verbindlichkeitenkonto gegenüber der Firma ***7*** ***8*** GmbH (Konto 333000) resultiert im Wesentlichen aus der Verbuchung oben genannter Rechnung.

< Aus dem Konto *** ist ersichtlich, dass hier auch ein Saldovortrag von 180,159,78 €, sowie Finanzamtsschulden gebucht wurden. Der offene Saldo von 401.573,46 € resultiert aber im Wesentlichen aus dem Bauvorhaben Straße 2 2012 und 2013.

Umsatzsteuerliche Behandlung beim Leistenden (***7*** ***8*** GmbH):
Aus den verbuchten Beträgen geht hervor, dass die Umsatzsteuer ebenfalls um den strittigen Betrag von 50.262,24 € gekürzt wurde.
Von einer "doppelten" Bezahlung von Umsatzsteuer kann also nicht ausgegangen werden.
Die Beschwerdeführerin hat ihre Vorsteuer um den gleichen Betrag gekürzt um den auch die Firma ***7*** ***8*** GmbH ihre Umsatzsteuer gekürzt hat.

Da bei beiden Firmen die gleich steuerliche Vertretung involviert gewesen ist, musste diese Vorgangsweise wohl auch der Beschwerdeführerin bekannt gewesen sein.

Rechtliche Beurteilung

Zu Spruchpunkt I. (Abweisung)

Vorbemerkung:
Wenn die Beschwerdeführerin im Vorlageantrag ausführt, dass ein ergänzendes Vorbringen ausdrücklich vorbehalten werde, so ist darauf hinzuweisen, dass im Vorlagebericht, welcher auch der Beschwerdeführerin nachweislich zugegangen ist, der streitgegenständliche Sachverhalt nochmals ausführlich (sehr ausführlich) wiedergegeben wurde.
Dieser Vorlagebericht hat - genauso wie eine Beschwerdevorentscheidung (vgl. ) - Vorhaltecharakter. Die Beschwerdeführerin hatte also ausreichend Zeit und Gelegenheit weitere Vorbringen zu übermitteln (der Vorlagebericht datiert vom ). Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt wurde kein Vorbringen übermittelt, geschweige denn, den Darstellungen des Finanzamtes im Vorlagebericht widersprochen.

§ 16 Abs. 1 UStG 1994:
Hat sich die Bemessungsgrundlage für einen steuerpflichtigen Umsatz im Sinne des § 1 Abs. 1 Z 1 und 2 geändert, so haben
1. Der Unternehmer, der diesen Umsatz ausgeführt hat, den dafür geschuldeten Umsatzsteuerbetrag, und
2. Der Unternehmer, an den dieser Umsatz ausgeführt worden ist, den dafür in Anspruch genommenen Vorsteuerabzug entsprechend zu berichtigen. Die Berichtigungen sind für den Veranlagungszeitraum vorzunehmen, indem die Änderung des Entgelts eingetreten ist.

§ 6 Z 1 EStG 1988: Abnutzbares Anlagevermögen ist mit den Anschaffungs- oder Herstellungskosten, vermindert um die Absetzung für Abnutzung nach den §§ 7 und 8 anzusetzen.

Anzumerken ist hierzu, dass diese Bestimmung auch auf Körperschaften (hier GmbH) anzuwenden ist (§ 7 Abs. 2 KStG 1988); die Einkommensermittlung bestimmt sich auch nach dem EStG.

Durch den gegenständlichen Forderungsverzicht der leistenden Firma ***7*** ***8*** GmbH hat sich jedenfalls die Bemessungsgrundlage für die erhaltene Leistung geändert. Dies besagt aber keinesfalls, dass sich dadurch auch die Anschaffungskosten des Objektes geändert haben. Hier ist eine klare Trennung zwischen Umsatzsteuer und Körperschaftsteuer vorzunehmen.

Zu den Anschaffungskosten gehören alle Kosten, um das Wirtschaftsgut in die eigene wirtschaftliche Verfügungsmacht zu überführen. Anschaffungskostenminderungen wären allenfalls Kundenrabatte bzw. Preisnachlässe die in einer konkreten Verbindung mit einer Anschaffung stehen.

Die Anschaffungs- oder Herstellungskosten des Objektes waren durch die unbeanstandete Rechnungslegung seitens der Firma ***7*** ***8*** GmbH mit 434.440,31 € festgelegt (bzw. auch die Rechnungen in den Vorjahren). Dass die Höhe der Rechnungsbeträge nicht der tatsächlich erbrachten Leistung entsprochen hätte, wurde in keiner Phase des Verfahrens behauptet bzw. auch nur angedeutet.

Wenn sich nunmehr die Firma ***7*** ***8*** GmbH aus welchem Grund auch immer bereit erklärt, gegen eine Einmalzahlung von 100.000,00 € auf die restliche Forderung zu verzichten, so kann darin keine Kaufpreisminderung erblickt werden, sondern lediglich eine Verminderung der bestehenden Geldschuld.

Der Beschwerdeführerin ist beizupflichten, dass eine nachträgliche Kaufpreisminderung auch zu einer Verminderung der Anschaffungskosten führen muss. Das Vorliegen einer solchen Kaufpreisminderung hat jedoch die belangte Behörde zu Recht verneint. Eine solche Kaufpreisminderung könnte gegebenenfalls bei Auswirkungen einer Wertsicherungsvereinbarung oder bei Fremdwährungsverpflichtungen eintreten, nicht aber im Falle des Nachlasses einer Forderung, der mit der seinerzeitigen Anschaffung in keinem wirtschaftlichen Zusammenhang mehr steht.

Ein solcher wirtschaftlicher Zusammenhang wäre nur dann zu bejahen, wenn die Beschwerdeführerin beispielsweise die Rechnung der Firma ***7*** ***8*** GmbH der Höhe nach bestritten oder andere derartige Mängel geltend gemacht hätte. Dies war aber nicht der Fall. Im vorliegenden Fall liegt keine Korrektur des ursprünglich vereinbarten Preises vor. Es handelt sich um eine mit der Anschaffung des Gebäudes kausal nicht mehr im Zusammenhang stehende vergleichsweise Bereinigung der bestehenden Verbindlichkeit (Konto 333000).

In zwei Folgeaufträgen (mit demselben Datum wie der vereinbarte Forderungsverzicht - ) hat die Beschwerdeführerin wiederum die ***7*** ***8*** GmbH mit Fertigstellungsarbeiten beauftragt. Dabei war sie nunmehr in der Lage, einen Betrag von 158.333,34 € zu leisten (als Anzahlungen für die zwei Folgeaufträge). Dies weist in Wirklichkeit auf keine unmittelbare Zahlungsunfähigkeit der Beschwerdeführerin hin.
Es ist ebenfalls darauf hinzuweisen, dass die Gläubigerin (***7*** ***8*** GmbH) keinerlei Eintreibungsmaßnahmen zu den offenen Forderungen getätigt hat. Auch für die genannten Folgeaufträge wurden keine besonderen Sicherheitsleistungen eingefordert. Die Anzahlungsrechnungen wurden erst nach den bereits teilweise erbrachten Leistungen gestellt:
- Die Anzahlungsrechnung 2013001 vom über 120.000,00 € verrechnet erbrachte Leistungen für den Zeitraum 1/2013-3/2013.

Das bestärkt ebenfalls die Annahme, dass es sich bei dem hier strittigen Forderungsverzicht um keine Maßnahme infolge von bestimmten Investitionen gehandelt hat, sondern allenfalls um Folge von gesellschaftsrechtlichen bzw. insolvenzrechtlichen Gründen.
Da den ausgebuchten Verbindlichkeiten allerdings Geschäftsvorgänge zugrunde lagen, von welchen Vorsteuerbeträge geltend gemacht wurden, waren diese nunmehr wiederum zu korrigieren - was auch seitens der Beschwerdeführerin richtigerweise so gehandhabt wurde (§ 16 Abs. 1 UStG 1994).

Der Betrag war allerdings nicht als Kaufpreisminderung für getätigte Investitionen in Objekte zu betrachten, sondern stellt einen außerordentlichen Ertrag dar, welcher als Einnahme dem Einkommen (Vermietung und Verpachtung) zuzurechnen ist.

Der Vollständigkeit halber ist auch noch darauf hinzuweisen, dass die Firma ***7*** ***8*** GmbH (als Gläubiger) ihrerseits die Bemessungsgrundlage um den strittigen Betrag vermindert hat und somit die Zahllast iHv 50.262,44 € vermindert wurde. Dies musste beiden Firmen bekannt sein, da beide Firmen die gleiche steuerliche Vertretung hatten.
In diesem Sinne ist auch der Einwand der steuerlichen Vertretung in der Stellungnahme vom zu verstehen. Dem dortigen Einwand, dass durch den Forderungsverzicht das tatsächliche Entgelt (beim Leistenden - Fa. ***7*** ***8*** GmbH) durch den Forderungsverzicht vermindert wurde, wird hier ausdrücklich zugestimmt. Der Leistungsempfänger (Beschwerdeführerin) wäre im Fall der Minderung der Bemessungsgrundlage aber auch dann zur Berichtigung der Vorsteuer verpflichtet, wenn der leistende Unternehmer (bisher) eine Berichtigung seiner Steuerschuld unterlassen hätte.
Eine zwingende Verknüpfung zwischen Berichtigung der Steuerschuld und Berichtigung des Vorsteuerabzuges besteht demnach nicht.

Das heißt aber nicht, dass dadurch die Anschaffungskosten und damit der Wert der an die Beschwerdeführerin erbrachten Leistung beeinflusst wurde.
Der Forderungsverzicht steht in keinem Zusammenhang mit dem Wert der erbrachten Leistung.
Es liegt hier keine Minderung des Leistungsentgeltes vor, sondern eine Minderung der Bemessungsgrundlage. Wesentlich ist der Zusammenhang mit dem Grundgeschäft. Dieser liegt allerdings gegenständlich nicht vor, somit ändern sich auch nicht die tatsächlichen Anschaffungskosten des Objektes.

Abschließend ist noch auf die gesellschaftsrechtlichen Verflechtungen zu verweisen. Frau ***3*** ***4*** war zum Zeitpunkt des Forderungsverzichtes indirekt über die Firma ***7*** GmbH an der Firma ***7*** ***8*** GmbH beteiligt, bei diesen Firmen war Frau ***3*** ***4*** auch Geschäftsführerin. Bis 2/2015 war Frau ***3*** ***4*** auch Gesellschafterin der Beschwerdeführerin. Der Forderungsverzicht erfolgte im Juni 2015. Bei diesen Gegebenheiten wäre es allenfalls nicht abwegig anzunehmen, dass beim Anteilsverkauf bereits der Forderungsverzicht angesprochen bzw. sogar mitberücksichtigt wurde. Dies würde wiederum darauf hinweisen, dass der Forderungsverzicht jedenfalls nicht mit der Leistungserbringung des Objektes Straße 2 steht und somit keinesfalls die entsprechenden Anschaffungskosten beeinflussen konnte.

Der Forderungsverzicht fußte gegenständlich offensichtlich aber auf betrieblichen Gründen (weitere Geschäftsbeziehungen). Der Forderungsverzicht hat also zu einer betrieblich veranlassten Vermögensvermehrung geführt. In der Vereinbarung über den Forderungsverzicht muss nicht ausdrücklich angeführt werden, aus welchen Gründen der Verzicht erfolgt. In diesen Fällen obliegt es jedoch der Abgabenbehörde Feststellungen darüber zu treffen, ob der Vorgang gesellschaftsrechtlich oder betrieblich veranlasst ist (vgl. Kirchmayr in Achatz/Kirchmayr, KStG, § 8, Rz. 125). Gegenständlich wurde eine betriebliche Veranlassung festgestellt (vgl. ).

Der Forderungsverzicht führt zu einem Wegfall der Verbindlichkeit. Dieser Wegfall der Verbindlichkeit führt zu einer Betriebseinnahme und nicht zu einer Minderung der Anschaffungskosten des fremdfinanzierten Wirtschaftsgutes (vgl. ).

Es war demnach spruchgemäß zu entscheiden.

Zu Spruchpunkt II. (Revision)

Gegen ein Erkenntnis des Bundesfinanzgerichtes ist die Revision zulässig, wenn sie von der Lösung einer Rechtsfrage abhängt, der grundsätzliche Bedeutung zukommt, insbesondere weil das Erkenntnis von der Rechtsprechung des Verwaltungsgerichtshofes abweicht, eine solche Rechtsprechung fehlt oder die zu lösende Rechtsfrage in der bisherigen Rechtsprechung des Verwaltungsgerichtshofes nicht einheitlich beantwortet wird.

Die Beweiswürdigung ergibt klare rechtliche Folgen. Es besteht kein unmittelbarer Zusammenhang mit bestimmten Investitionen und somit keine Kaufpreisminderung. Hierzu existiert bereits eine einheitliche höchstgerichtliche Rechtsprechung (vgl. ).

Linz, am

Zusatzinformationen


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Materie
Steuer
betroffene Normen
Verweise
ECLI
ECLI:AT:BFG:2021:RV.5101642.2019

Datenquelle: Findok — https://findok.bmf.gv.at