Reform der Rechnungslegung in Österreich
1. Aufl. 2015
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Sonja Wüstemann
I. S. 2Problemstellung
Das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) aus dem Jahre 2009 stellt die größte Reform des deutschen Bilanzrechts seit dem Bilanzrichtliniengesetz (BiRiLiG) 1985 dar. Ziel des Gesetzesvorhabens war es, eine Modernisierung der handelsrechtlichen Rechnungslegung durch maßvolle Annäherung an die IFRS und damit eine Aufwertung der Informationsfunktion des handelsrechtlichen Jahresabschlusses herbeizuführen; in diesem Zuge sollten vor allem Wahlrechte möglichst umfangreich abgeschafft werden. Die Eckpfeiler des traditionellen GoB-Systems – der bilanzielle Gläubigerschutz, die primäre Ausschüttungsbemessungsfunktion sowie die Maßgeblichkeit der handelsrechtlichen GoB für die steuerliche Gewinnermittlung – sollten beibehalten werden. Auch die übergeordneten GoB – Vorsichts-, Realisations- und Stichtagsprinzip – sollten ihre ursprüngliche Bedeutung behalten und nur punktuell anders gewichtet werden.
Die geplante Abschaffung von Wahlrechten ist teilweise gelungen, bspw durch die nunmehr verpflichtende Aktivierung von Material- und Fertigungsgemeinkosten im Rahmen der Herstellungskostenermittlung (§ 255 Abs 2 Satz 2 HGB), den Ausschluss von Aufwandsrückste...