Wirtschaftliche Betrachtungsweise im Recht
1. Aufl. 2020
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S. 1481. Einführung
An Kapitalmärkten werden „diskontierte Hoffnungen und abgezinste Geldversprechen“, also Gegenwartswerte aus künftigen Erträgen gehandelt. Schon diese Begriffswelt lässt die hohe Bedeutung der wirtschaftlichen Betrachtungsweise für das Kapitalmarktrecht erahnen. Die internationale Diskussion kreist vornehmlich um die Regelsetzung und ist auch deshalb stark rechtsökonomisch geprägt. Regelsetzungs- und Rechtsanwendungswissenschaft sind im Kapitalmarktrecht eng verwoben. Das liegt nicht nur an den zahlreichen Reformen, sondern auch an der fortdauernden Suche nach einem den Eigenheiten des Kapitalmarkts gerecht werdenden Umgang mit den Regeln des privaten Austauschs.
Das Kapitalmarktrecht ist zugleich Beispiel für eine besonders weit fortgeschrittene Vollrechtsharmonisierung innerhalb der Europäischen Union. Das gilt zunächst für das Markteintrittsrecht, also die Versorgung des Anlegerpublikums mit Informationen über neu verfügbare Finanztitel durch den Prospekt (ProspektVO 2017). Die Vollrechtsharmonisierung erstreckt sich heute aber auch auf das Marktverhaltensrecht, also insbesondere das Insiderhandelsverbot sowie die Ad-hoc-Publizität (MAR 2014). Dem nationalen Recht ble...