VwGH vom 29.05.2015, Ro 2014/17/0027
Betreff
Der Verwaltungsgerichtshof hat durch den Vorsitzenden Senatspräsident Dr. Holeschofsky, die Hofrätinnen Mag. Dr. Zehetner, Mag.a Nussbaumer-Hinterauer und Dr. Leonhartsberger sowie Hofrat Mag. Brandl als Richterinnen und Richter, im Beisein der Schriftführerin Mag.a Fries, über die Revision des R G in Wien, vertreten durch Dr. Wolfgang Blaschitz, Rechtsanwalt in 1010 Wien, Walfischgasse 11/10, gegen den Bescheid der Burgenländischen Landesregierung vom , 2-Gl-G2662/12-2010, betreffend Müllbehandlungsbeitrag für das Jahr 2000 (mitbeteiligte Partei: Burgenländischer Müllverband in O), zu Recht erkannt:
Spruch
Der angefochtene Bescheid wird wegen Rechtswidrigkeit seines Inhaltes aufgehoben.
Das Land Burgenland hat dem Revisionswerber Aufwendungen in der Höhe von EUR 1.346,40 binnen zwei Wochen bei sonstiger Exekution zu ersetzen.
Begründung
Mit dem angefochtenen Bescheid wies die Burgenländische Landesregierung die Vorstellung des Revisionswerbers gegen den Bescheid der Berufungskommission des Burgenländischen Müllverbandes (in weiterer Folge kurz: BMV) "vom , Zl. REB/34-99/7107 betreffend die Vorschreibung des Müllbehandlungsbeitrages für das Jahr 2000" als verspätet zurück.
Begründend führte die belangte Behörde aus, der Bescheid vom , REB/34-99/17683, womit die Berufungskommission des BMV aufgrund des Bescheides der Burgenländischen Landesregierung vom , 2-Gl-G2626/7-2008, der Berufung des Revisionswerbers gegen den Beitragsbescheid des Verbandsobmanns und des Verbandsobmannstellvertreters des BMV vom , Re Nr 203/611-0027-0/0, teilweise Folge gegeben und dieser Bescheid dahingehend geändert worden sei, dass für das Jahr 2000 ein ermäßigter Müllbehandlungsbeitrag von ATS 841,50 (EUR 94,15) vorgeschrieben worden sei, sei dem Revisionswerber am zugestellt worden. Der Rechtsmittelbelehrung des Berufungsbescheids sei zu entnehmen, dass eine Vorstellung an die Burgenländische Landesregierung innerhalb von zwei Wochen nach Zustellung des Bescheides erhoben werden könne und beim BMV einzubringen sei. Mit Schreiben vom , Poststempel , habe der Revisionswerber Vorstellung an die Landesregierung erhoben. Gemäß § 60 Burgenländisches Abfallwirtschaftsgesetz 1993 iVm § 84 Abs 2 Burgenländische Gemeindeordnung sei die Vorstellung innerhalb von zwei Wochen nach Zustellung des Bescheides beim BMV einzubringen. Ausgehend von der Zustellung des Berufungsbescheides am habe die zweiwöchige Rechtsmittelfrist am geendet. Die Vorstellung des Revisionswerbers sei hingegen erst am nach Ablauf der Rechtsmittelfrist beim BMV eingelangt, weshalb die Vorstellung als verspätet zurückzuweisen gewesen sei.
Gegen diesen Bescheid richtet sich die vorliegende Revision wegen inhaltlicher Rechtswidrigkeit mit dem Antrag den angefochtenen Bescheid als rechtswidrig aufzuheben.
Das gemäß Art 151 Abs 51 Z 9 B-VG mit an die Stelle der belangten Behörde getretene Landesverwaltungsgericht Burgenland legte die Verwaltungsakten vor und beantragte ohne Erstattung einer Gegenschrift die Revision kostenpflichtig abzuweisen.
Der Verwaltungsgerichtshof hat erwogen:
Nach § 4 Abs 5 letzter Satz VwGbk-ÜG gelten für die Behandlung der Revision die Bestimmungen des VwGG in der bis zum Ablauf des geltenden Fassung.
Zunächst ist darauf einzugehen, dass der angefochtene Bescheid in seinem Spruch den Bescheid der Berufungskommission des BMV vom , REB/34-99/7107, betreffend die Vorschreibung des Müllbehandlungsbeitrages für das Jahr 2000 nennt, gegen den sich die als verspätet zurückgewiesene Vorstellung des Revisionswerbers richte, die belangte Behörde in der Begründung des Bescheides jedoch ausschließlich Bezug nimmt auf den Bescheid der Berufungskommission des BMV vom , REB/34-99/17683. Während der Bescheid der Berufungskommission des BMV vom , REB/34-99/7107, - anders als im Spruch angegeben - tatsächlich die Vorschreibung des Müllbehandlungsbeitrages für die Jahre 2008 und 2009 betrifft, ist Gegenstand des Bescheides der Berufungskommission des BMV vom , REB/34-99/17683, der Müllbehandlungsbeitrag für das Jahr 2000. Die in der Begründung des angefochtenen Bescheides angeführten Daten beziehen sich allesamt auf den Bescheid vom .
Daraus geht eindeutig hervor, dass die belangte Behörde im angefochtenen Bescheid, nicht wie im Spruch angegeben, die Vorstellung des Revisionswerbers gegen den Bescheid der Berufungskommission des BMV vom , REB/34-99/7107, behandelte, sondern über die Vorstellung gegen den Bescheid der Berufungskommission des BMV vom , der dem Müllbehandlungsbeitrag für das Jahr 2000 zum Gegenstand hat, absprach. Damit ist offenkundig, dass die belangte Behörde den Bescheid der Berufungskommission des BMV irrtümlich unrichtig bezeichnete. Davon ausgehend ist der Spruch des angefochtenen Bescheides im Sinne des § 62 Abs 4 AVG berichtigungsfähig, sodass er, auch wenn die Berichtigung unterblieben ist, in der bereinigten Fassung - hier: dass die Vorstellung gegen den Bescheid der Berufungskommission des BMV vom , REB/34- 99/17683, betreffend die Vorschreibung des Müllbehandlungsbeitrages für das Jahr 2000 als verspätet zurückgewiesen wurde - zu lesen ist (vgl ).
Der Revisionswerber moniert, die belangte Behörde habe § 33 Abs 3 AVG, wonach die Tage des Postenlaufes in die Rechtsmittelfrist nicht einzurechnen seien, außer Acht gelassen. Es tue der zutreffenden Adressierung an den BMV und dem dortigen Einlangen der Postsendung keinen Abbruch, dass er als Empfänger die "Burgenländische Landesregierung, c/o BMV-Burgenländischer Müllverband", bezeichnet habe. Die Vorstellung sei daher zu Unrecht als verspätet zurückgewiesen worden.
Gemäß § 42 Abs 1 Bgld Abfallwirtschaftsgesetz 1993 bilden die Gemeinden des Burgenlandes einen Gemeindeverband mit der Bezeichnung "Burgenländischer Müllverband" mit dem Sitz in Oberpullendorf. Gemäß § 48 Abs 3 Bgld Abfallwirtschaftsgesetz 1993 obliegt der Berufungskommission die endgültige Entscheidung über Berufungen gegen Bescheide der Verbandsbehörde erster Instanz (§ 49 Abs 3). Wer durch den Bescheid der Berufungskommission in seinen Rechten verletzt zu sein behauptet, konnte gemäß § 60 Bgld Abfallwirtschaftsgesetz 1993 in der bis geltenden Fassung LGBl Nr 10/1994 innerhalb von zwei Wochen nach Zustellung des Bescheides dagegen eine mit einem begründeten Antrag versehene Vorstellung an die Landesregierung erheben, wobei nach sinngemäßer Anwendung des § 84 Abs 2 Bgld Gemeindeordnung 2003 in der bis geltenden Fassung LGBl Nr 55/2003 die Vorstellung schriftlich beim BMV einzubringen war.
Soweit es wie hier die Erhebung der Beiträge betrifft, ist ab die Bundesabgabenordnung (BAO) auf das Bgld Abfallwirtschaftsgesetz anwendbar ().
Dem Revisionswerber wurde der Bescheid der Berufungskommission vom , REB/34-99/17683, am zugestellt. In der Rechtsmittelbelehrung wurde unter anderem auf die Möglichkeit hingewiesen, gegen den Bescheid Vorstellung an die Landesregierung zu erheben, die schriftlich, telegrafisch oder im Wege der Telekopie beim BMV, 7350 Oberpullendorf, einzubringen ist. Der Revisionswerber gab am die selbstverfasste Vorstellung zur Post. Die Vorstellung adressierte er an die "Burgenländische Landesregierung c/o BMV-Burgenländischer Müllverband, Rottwiese 65, 7350 OBERPULLENDORF". Am langte die Vorstellung direkt beim BMV ein.
Die 14-tägige Vorstellungsfrist begann mit der Zustellung des Bescheids der Berufungskommission am und endete gemäß § 108 Abs 2 BAO am . Gemäß § 108 Abs 4 BAO werden die Tage des Postenlaufes in die Frist nicht eingerechnet. Da es sich um den Postenlauf an die richtige Stelle handelte, waren die Tage des Postenlaufes in die zweiwöchige Vorstellungsfrist nicht einzurechnen und die innerhalb offener Frist am zur Post gegebene Vorstellung rechtzeitig. Die Vorstellung wurde daher von der belangten Behörde zu Unrecht als verspätet zurückgewiesen.
Der angefochtene Bescheid war somit wegen Rechtswidrigkeit seines Inhaltes gemäß § 42 Abs 2 Z 1 VwGG aufzuheben.
Die Kostenentscheidung gründet sich auf die §§ 47 ff VwGG iVm § 79 Abs 11 VwGG und § 3 der VwGH-Aufwandersatzverordnung, BGBl II Nr 518/2013 idF BGBl II Nr 8/2014, iVm der VwGH-Aufwandersatzverordnung 2008, BGBl II Nr 455.
Wien, am