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VwGH vom 25.10.2012, 2011/21/0180

VwGH vom 25.10.2012, 2011/21/0180

Betreff

Der Verwaltungsgerichtshof hat durch den Vorsitzenden Senatspräsident Dr. Novak und die Hofräte Dr. Pelant und Dr. Sulzbacher als Richter, im Beisein der Schriftführerin Mag. Dobner, über die Beschwerde der M in A, vertreten durch Dr. Hannes Paulweber, Rechtsanwalt in 6020 Innsbruck, Anichstraße 3, gegen den Bescheid der Österreichischen Botschaft Addis Abeba vom , betreffend Versagung eines Visums, zu Recht erkannt:

Spruch

Der angefochtene Bescheid wird wegen Rechtswidrigkeit infolge Verletzung von Verfahrensvorschriften aufgehoben.

Der Bund hat der Beschwerdeführerin Aufwendungen in der Höhe von EUR 1.326,40 binnen zwei Wochen bei sonstiger Exekution zu ersetzen. Das Mehrbegehren wird abgewiesen.

Begründung

Die Beschwerdeführerin, eine äthiopische Staatsangehörige, stellte am bei der Österreichischen Botschaft in Addis Abeba den Antrag auf Erteilung eines für 60 Tage gültigen Reisevisums, um in Österreich ihre Schwester und den als einladende Person angegebenen Schwager - beide sind österreichische Staatsbürger - zu besuchen.

Mit Bescheid vom wies die genannte Botschaft den Antrag auf Erteilung des begehrten Visums ab. Die Botschaft ging davon aus, dass im Sinne des § 21 Abs. 1 Z 2 Fremdenpolizeigesetz 2005 - FPG die Wiederausreise der Beschwerdeführerin nicht gesichert erscheine.

Mit Erkenntnis vom , Zl. 2008/21/0494, hob der Verwaltungsgerichtshof diesen Bescheid im Hinblick darauf, dass der Beschwerdeführerin nicht ordnungsgemäß Gelegenheit zur Stellungnahme eingeräumt worden war, wegen Rechtswidrigkeit infolge Verletzung von Verfahrensvorschriften auf.

In der Folge führte die Österreichische Botschaft Addis Abeba (die belangte Behörde) ergänzende Ermittlungen durch. Mit dem nunmehr angefochtenen Bescheid vom wies sie dann unter Verwendung des im Visakodex (Verordnung (EG) Nr. 810/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates vom ) im Anhang VI vorgesehenen Standardformblatts den Antrag der Beschwerdeführerin erneut ab. Dabei wurde durch Ankreuzen des Textfeldes Punkt 9. zum Ausdruck gebracht, dass nach Auffassung der belangten Behörde die Absicht der Beschwerdeführerin, vor Ablauf des Visums aus dem Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten der Europäischen Union auszureisen, nicht habe festgestellt werden können.

Über die gegen diesen Bescheid erhobene Beschwerde hat der Verwaltungsgerichtshof nach Aktenvorlage und Erstattung einer Gegenschrift durch die belangte Behörde - in einem gemäß § 12 Abs. 1 Z 2 VwGG gebildeten Senat - erwogen:

Die belangte Behörde weist in ihrer Gegenschrift richtig darauf hin, dass im Beschwerdefall der nach seinem Art. 58 grundsätzlich seit dem geltende Visakodex anzuwenden war, der gemäß Art. 1 Abs. 1 die Verfahren und Voraussetzungen für die Erteilung von Visa für die Durchreise durch das Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten oder für geplante Aufenthalte in diesem Gebiet von höchstens drei Monaten je Sechsmonatszeitraum festlegt. Als unionsrechtliche Verordnung gilt der Visakodex unmittelbar.

Die belangte Behörde gründete die Versagung des beantragten Visums erkennbar auf Art. 32 Abs. 1 lit. b Visakodex. Dabei verwendete sie in Entsprechung des Art. 32 Abs. 2 Visakodex das in Anhang VI vorgesehene Standardformular. Zu einer weitergehenden Begründung ihrer ablehnenden Entscheidung war sie nicht verpflichtet.

Allerdings wäre die belangte Behörde gehalten gewesen, der Beschwerdeführerin vor der Abweisung ihres Antrages Gelegenheit zur Stellungnahme einzuräumen (vgl. das hg. Erkenntnis vom , Zl. 2010/21/0344). Dieser Verpflichtung ist die belangte Behörde nicht nachgekommen und sie hat der Beschwerdeführerin zur beabsichtigten Heranziehung des Grundes für die Visumsverweigerung nach Art. 32 Abs. 1 lit. b Visakodex - wie schon in dem dem Vorerkenntnis vom zugrunde liegenden Verfahren - nicht ordnungsgemäß Gehör eingeräumt. Da nicht ausgeschlossen werden kann, dass sie gegebenenfalls zu einem anderen Ergebnis gelangt wäre (in der Beschwerde wird nach wie vor bestritten, dass keine ausreichenden Anhaltspunkte für den Verdacht eines Verbleibs der Beschwerdeführerin in Österreich über die Dauer des beantragten Visums hinaus vorliegen), war der bekämpfte Bescheid gemäß § 42 Abs. 2 Z. 3 lit. b und c VwGG wegen Rechtswidrigkeit infolge Verletzung von Verfahrensvorschriften aufzuheben.

Der Spruch über den Aufwandersatz gründet sich auf die §§ 47 ff VwGG iVm der VwGH-Aufwandersatzverordnung 2008. Schriftsatzaufwand konnte nur im Rahmen der Pauschalbeträge nach dieser Verordnung zuerkannt werden.

Wien, am

Fundstelle(n):
MAAAE-91843