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VwGH vom 06.07.2010, 2008/22/0012

VwGH vom 06.07.2010, 2008/22/0012

Betreff

Der Verwaltungsgerichtshof hat durch den Vorsitzenden Senatspräsident Dr. Sulyok und die Hofräte Dr. Robl und Mag. Eder, die Hofrätin Mag. Merl und den Hofrat Dr. Lukasser als Richter, im Beisein der Schriftführerin Mag. Perauer, über die Beschwerde der S, vertreten durch Dr. Wolfgang Weber, Rechtsanwalt in 1010 Wien, Wollzeile 12/1/27, gegen den Bescheid des Bundesministers für Inneres vom , Zl. 317.998/2-III/4/07, betreffend Niederlassungsbewilligung, zu Recht erkannt:

Spruch

Die Beschwerde wird als unbegründet abgewiesen.

Die Beschwerdeführerin hat dem Bund Aufwendungen in der Höhe von EUR 610,60 binnen zwei Wochen bei sonstiger Exekution zu ersetzen.

Begründung

Mit dem im Instanzenzug ergangenen Bescheid des Bundesministers für Inneres (der belangten Behörde) vom wurde der Antrag der Beschwerdeführerin, einer serbischen Staatsangehörigen, vom auf Erteilung eines Aufenthaltstitels für den Zweck "jeglicher Aufenthaltszweck, § 13 Abs. 2 FrG" gemäß § 21 Abs. 1 Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz (NAG) abgewiesen.

Aus dem Verwaltungsakt gehe hervor, dass die Beschwerdeführerin bereits über eine Niederlassungsbewilligung "begünstigter Drittsta. - Ö, § 49 Abs. 1 FrG", letztmalig mit Gültigkeit vom bis , verfügt habe, weil sie seit mit einem österreichischen Staatsbürger verheiratet sei. Ihr am gestellter Verlängerungsantrag sei mit Bescheid vom gemäß § 14 Abs. 3 Fremdengesetz 1997 - FrG zurückgewiesen worden. Dieser Bescheid sei in Rechtskraft erwachsen.

Dem Verwaltungsakt sei weiters zu entnehmen, dass die Beschwerdeführerin in der Niederschrift vom angegeben habe, mit ihrem Ehegatten nur sieben Monate in einer gemeinsamen Wohnung gelebt zu haben. Seit dem Jahr 2001 habe sie keinen Kontakt mehr zu ihm. Ihr Rechtsvertreter habe am bekannt gegeben, dass die Ehe noch aufrecht sei.

Es stehe fest, dass die Beschwerdeführerin nach Ablauf ihrer Niederlassungsbewilligung weiterhin im Bundesgebiet verblieben sei. Der gegenständliche Antrag sei auf Grund des seit geltenden NAG als solcher auf Erteilung einer "Niederlassungsbewilligung - beschränkt" gerichtet zu werten und sei am im Inland gestellt worden. Die Beschwerdeführerin sei seit in Österreich polizeilich gemeldet und laut Versicherungsdatenauszug seit durchgehend bei einem näher genannten Unternehmen beschäftigt.

Da der rechtzeitig gestellte Verlängerungsantrag der Beschwerdeführerin vom rechtskräftig zurückgewiesen worden sei, sei ihr Antrag vom - also ca. zwei Jahre nach Ablauf der Gültigkeitsdauer ihres letzten Aufenthaltstitels - zweifelsfrei als Erstantrag zu werten.

Unter Hinweis auf § 21 Abs. 1 und 2 NAG sowie die §§ 72 ff NAG führte die belangte Behörde weiter aus, die Beschwerdeführerin sei nicht zur Inlandsantragsstellung berechtigt gewesen. Weder im Antrag noch im Berufungsschreiben sei das Vorliegen humanitärer Gründe behauptet worden. Da solche auch nicht festgestellt worden seien, werde eine Inlandsantragstellung bzw. die daraus resultierende Entgegennahme des Aufenthaltstitels im Inland von Amts wegen nicht zugelassen.

Der Verwaltungsgerichtshof hat über die gegen diesen Bescheid erhobene Beschwerde nach Aktenvorlage und Erstattung einer Gegenschrift durch die belangte Behörde erwogen:

Die Beschwerdeführerin bekämpft den angefochtenen Bescheid einzig und allein mit dem Vorbringen, es liege kein Erstantrag vor. Sie lebe seit acht Jahren in Österreich, habe zuletzt über einen Aufenthaltstitel bis Juli 2003 verfügt und im Mai 2005 einen "Verlängerungsantrag" eingebracht. Sie habe durchgehend in Österreich gearbeitet und sei durchgehend hier gemeldet. "Es liegt schon aus diesem Grund kein Erstantrag vor."

Diese Ansicht entspricht nicht dem Gesetz.

Gemäß § 2 Abs. 1 Z. 11 NAG (i.d.F. BGBl. I Nr. 157/2005) ist ein Verlängerungsantrag der Antrag auf Verlängerung des gleichen oder Erteilung eines anderen Aufenthaltstitels (§ 24). Ein Zweckänderungsantrag ist gemäß § 2 Abs. 1 Z. 12 NAG (in der Stammfassung) der Antrag auf Erteilung eines Aufenthaltstitels mit einem anderen Zweckumfang während der Geltung eines anderen Aufenthaltstitels (§ 26 NAG). Ein Antrag, der nicht Verlängerungs- oder Zweckänderungsantrag ist, ist ein Erstantrag (§ 2 Abs. 1 Z. 13 NAG in der Stammfassung).

Gemäß § 24 Abs. 2 NAG (i.d.F. BGBl. I Nr. 157/2005) gelten Anträge, die nach Ablauf des Aufenthaltstitels gestellt werden, nur dann als Verlängerungsanträge, wenn der Antrag spätestens sechs Monate nach dem Ende der Gültigkeitsdauer des letzten Aufenthaltstitels gestellt wurde.

Im vorliegenden Fall bringt die Beschwerde selbst vor, die Beschwerdeführerin habe über einen Aufenthaltstitel bis Juli 2003 verfügt und den gegenständlichen "Verlängerungsantrag" im Mai 2005 eingebracht. Da der Antrag vom somit mehr als sechs Monate - nämlich etwa 22 Monate - nach dem Ende der Gültigkeitsdauer des letzten Aufenthaltstitels gestellt wurde, gilt er nicht als Verlängerungsantrag im Sinn des § 2 Abs. 1 Z. 11 i. V.m. § 24 Abs. 2 NAG.

Die Beschwerde behauptet auch nicht, dass ein Fall des § 21 Abs. 2 NAG vorliege, wonach die "Inlandsantragstellung" zulässig gewesen wäre. Zutreffend ging die belangte Behörde daher davon aus, dass der gegenständliche Antrag als Erstantrag zu werten ist, dessen Bewilligung grundsätzlich nach § 21 Abs. 1 NAG das im Inland erfolgte Abwarten der Erledigung durch die Beschwerdeführerin entgegensteht.

Da somit dem angefochtenen Bescheid die behauptete Rechtswidrigkeit nicht anhaftet, war die Beschwerde gemäß § 42 Abs. 1 VwGG als unbegründet abzuweisen.

Die Kostenentscheidung gründet sich auf die §§ 47 ff VwGG in Verbindung mit der Verordnung BGBl. II Nr. 455/2008. Wien, am

Fundstelle(n):
KAAAE-83761