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OGH vom 29.10.2013, 11Os82/13p

OGH vom 29.10.2013, 11Os82/13p

Kopf

Der Oberste Gerichtshof hat am durch den Senatspräsidenten des Obersten Gerichtshofs Dr. Zehetner als Vorsitzenden sowie die Hofräte des Obersten Gerichtshofs Dr. Schwab, Mag. Lendl, Mag. Michel und Dr. Oshidari als weitere Richter, in Gegenwart der Richteramtsanwärterin Mag. Buchner als Schriftführerin, in der Strafsache gegen Franz G***** und einen weiteren Angeklagten wegen des Verbrechens der Untreue nach § 153 Abs 1 und Abs 2 zweiter Fall StGB über die Nichtigkeitsbeschwerde der Staatsanwaltschaft gegen das Urteil des Landesgerichts Innsbruck als Schöffengericht vom , GZ 38 Hv 160/12i 93, nach Anhörung der Generalprokuratur in nichtöffentlicher Sitzung den

Beschluss

gefasst:

Spruch

Die Nichtigkeitsbeschwerde wird zurückgewiesen.

Text

Gründe:

Mit dem angefochtenen Urteil wurden Franz G***** und Thomas C***** von der wider sie erhobenen Anklage es hätten

A./ Franz G*****

1. als Geschäftsführer der G.***** GmbH seine ihm durch Rechtsgeschäft eingeräumte Befugnis, über fremdes Vermögen zu verfügen oder einen anderen zu verpflichten, wissentlich missbraucht und dadurch nachgenannten Geschädigten einen 50.000 Euro übersteigenden Vermögensnachteil in Höhe von insgesamt 503.938,62 Euro zugefügt, und zwar:

a./ am und in Innsbruck, indem er die von der Firma Ha***** GmbH gewährte Garantie Nr. ***** der B***** AG in Höhe von 500.000 Euro entgegen der mit der Garantiegeberin im Innenverhältnis ausdrücklich getroffenen Vereinbarung, wonach die Bankgarantie ausschließlich der Finanzierung des Ankaufs eines Grundstücks im Ahrntal diene, treuwidrig zur Besicherung von zunächst einer kurzfristigen Überziehung seines Girokontos und sodann von drei für andere Zwecke aufgenommenen Krediten an die H***** AG begab und damit über die Garantiesumme verfügte, die aufgrund der Abrufung der letztgenannten Bank am überwiesen wurde;

b./ zwischen und in Pörtschach und anderen Orten, indem er trotz Kenntnis des Fehlens einer entsprechenden Deckung das Konto bei der T*****aktiengesellschaft, BLZ 20503, Konto Nr. *****, mit der ihm überlassenen Kreditkarte in 21 Fällen für Leistungen von Vertragsunternehmen der P***** GmbH im Gesamtwert von 3.938,62 Euro in Anspruch nahm;

B./ Thomas C***** zu der unter A./1./a./ beschriebenen Tat des Franz G***** mit dem Vorsatz, dass Franz G***** dadurch seine ihm durch Rechtsgeschäft eingeräumte Befugnis zur Verfügung über fremdes Vermögen wissentlich missbraucht und der Ha***** GmbH dadurch ein 50.000 Euro übersteigender Vermögensnachteil in der Höhe von 500.000 Euro zugefügt wird, beigetragen, indem er in Kenntnis der zwischen Franz Peter G***** und der Ha***** GmbH im Innenverhältnis ausdrücklich getroffenen Vereinbarung, wonach die Garantie Nr. ***** der B***** AG ausschließlich der Finanzierung des Ankaufs eines Grundstücks im Ahrntal diente, die genannte Garantie für die H***** AG zur Besicherung zunächst einer kurzfristigen Überziehung und sodann von drei für andere Zwecke aufgenommenen Krediten entgegennahm, wobei die Garantiesumme aufgrund Abrufung der letztgenannten Bank am überwiesen wurde,

gemäß § 259 Z 3 StPO freigesprochen.

Die Tatrichter gingen soweit zur Behandlung der alleine den Freispruch des Angeklagten Franz Peter G***** zum Faktum A./ 1./ a./ bekämpfenden Nichtigkeitsbeschwerde der Staatsanwaltschaft von Relevanz von nachstehenden Feststellungen aus:

Der Angeklagte Franz G***** vereinbarte als Geschäftsführer der G.***** GmbH mit KR Roland S***** als Vertreter der Ha***** GmbH mit am 4. bzw unterfertigtem Schreiben die Errichtung von Appartementhäusern auf einer erst anzukaufenden Liegenschaft in Ahrntal in Italien. Punkt 6./ dieser Vereinbarung lautet: „Ha***** unterstützt Herrn G***** zur Finanzierung des Grundstücksankaufes bzw. des Gesamtprojektes mit einer Bankgarantie in der Höhe von EUR 500.000,--. Diesbezüglich ist ein Kredit beantragt worden bei der R*****. Als zusätzliche Sicherheiten werden Bp. 510, 471, 173 sowie die Gp. 787 mit einer Hypothek belastet“. Am Ende der Vereinbarung findet sich die Formulierung „Sollte das Projekt nicht genehmigt werden, oder aus anderen Gründen scheitern, so wird die Bankgarantie retourniert.“ Diese Vereinbarung fand eine Abänderung dahingehend, dass anstelle der R*****, die H***** AG finanzierende Bank sein sollte (US 3 f).

In der Folge beantragte Franz G***** als Geschäftsführer der G.***** GmbH bei der H*****, Zweigstelle ***** die Gewährung von Krediten und Rahmenkrediten für Betriebsmittel sowie zur Abdeckung bestehender Verbindlichkeiten und zwecks Abwicklung von Kassa und Devisentermingeschäften. Als Sicherheit führte er unter anderem die Bankgarantie an; dies unter Vorlage der schriftlichen Vereinbarung mit der Ha***** GmbH vom 4. bzw an den Kundenberater Thomas C***** und im Wissen, die dort in Aussicht gestellte, nicht aber bereits „bestellte“ (US 5 zweiter und dritter Absatz) Bankgarantie nur für die in dieser Vereinbarung genannten Zwecke verwenden zu dürfen. Thomas C***** teilte Franz G***** mit, dass eine beschränkte Bankgarantie als Sicherheit nicht verwertbar sei und nahm vor Ausstellung der Bankgarantie mit der Ha***** GmbH Kontakt auf, wobei er mit dem dort zuständigen Sachbearbeiter auch die zwischen der G. ***** GmbH mit der Ha***** GmbH geschlossene Vereinbarung vom 4. bzw erörterte.

Die Ha***** GmbH erteilte am der B***** den Auftrag zur Erstellung einer Bankgarantie in Höhe von 500.000 Euro mit einer Laufzeit bis , der H***** als Begünstigter und dem besonderen Hinweis auf die „Vereinbarung zwischen G.***** GmbH und Ha***** GmbH vom 04. 06./“ (US 5 zweiter und dritter Absatz). Die von der B***** diesem Auftrag entsprechend vorbereitete Bankgarantie akzeptierte Thomas C***** wegen der darin angeführten Beschränkung nicht.

Die B***** bereitete in der Folge die Bankgarantie mit der Nr. ***** über den Betrag von 500.000 Euro mit Ablaufdatum und folgendem Text vor:

„Wir hören von unserem Kunden (Ha***** GmbH), dass Sie (H*****) sich bereit erklärt haben, dem Kreditnehmer (G.***** GmbH) einen Kredit gegen Beibringung einer Bankgarantie in Höhe von EUR 500,-- (gemeint EUR 500.000,--) zu gewähren.

Dies vorausgeschickt, übernehmen wir, die B***** AG *****, im Auftrag unseres Kunden (Ha***** GmbH) hiemit Ihnen (H*****) gegenüber diese unwiderrufliche Garantie, in der wir uns verpflichten, innerhalb von zehn Bankwerktagen ab Erhalt Ihrer ersten schriftlichen Aufforderung, in der Sie erklären, dass der Kreditnehmer seinen vertraglichen Verpflichtungen nicht nachgekommen ist, ohne Prüfung des zugrundeliegenden Rechtsverhältnisses und unter Verzicht auf jede Einwendung daraus , an Sie Zahlung bis zu einer Gesamtsumme von EUR 500.000,-- (i. W. Euro fünfhunderttausend) auf das von Ihnen zu bezeichnende Bankkonto zu leisten.

Diese Garantie dient ausschließlich der Regelung von Ansprüchen aus dem zugrundeliegenden Rechtsverhältnis, etwa zur Abdeckung nicht erforderliche Beträge sind nur an uns zurückzuzahlen […]“ (US 5 f).

Die Ha***** GmbH genehmigte diesen Entwurf der Bankgarantie ohne detaillierte Prüfung (sowie in der Meinung, lediglich eine beschränkte Bankgarantie abzugeben [US 7 letzter Absatz]) und erteilte der B***** den Auftrag zur Ausstellung einer (gemeint: diesem Entwurf entsprechenden) abstrakten Bankgarantie (US 6 vorletzter Absatz). Eine entsprechende Bestätigung wurde von der B***** an Thomas C***** für die H***** übermittelt, der davon auch Franz Peter G***** verständigte (US 7).

Am genehmigte die H***** die beantragte Ausweitung des bestehenden Überziehungsrahmens hinsichtlich des Kontos Nr ***** von 200.000 Euro auf 500.000 Euro und hielt in diesem Zusammenhang eine Besicherung durch die vorliegende Bankgarantie der B***** fest. Am wurden der G.***** GmbH die Kredite über 1,1 Millionen Euro zwecks Abdeckung von Konten in Italien, über 500.000 Euro mit Kreditzweck Betriebsmittelrahmen und über 1,5 Millionen Euro zur Durchführung von Fremdwährungsderivatgeschäften, aber auch zur Liegenschaftsfinanzierung gewährt, wobei neben Liegenschaften der G.***** GmbH und des Franz G***** auch die Garantierklärung der B***** als Sicherheit genannt wurde (US 8).

Nach einer am erfolgten Verlängerung der in Rede stehenden Bankgarantie, aus deren Anlass die H***** erkannte, dass sich die Ha***** GmbH bei Genehmigung der abstrakten Garantie im Irrtum befunden hatte, nahm die H***** am die Garantie in Anspruch, wobei der Betrag von 500.000 Euro am vom Konto der Ha***** GmbH bei der B***** abgebucht wurde (US 9).

Zur subjektiven Tatseite hielt das Erstgericht fest, dass ein wissentlicher Missbrauch der im Zeitpunkt der Ausstellung der Bankgarantie eingeräumten Befugnis durch die Angeklagten nicht feststellbar sei.

Mangels Nachweisbarkeit der inneren Tatseite sei sohin ein Freispruch zu fällen gewesen (US 15).

Rechtliche Beurteilung

Der aus Z 5 und 9 lit a des § 281 Abs 1 StPO erhobenen und ausschließlich gegen den Freispruch des Franz G***** zu A./1./a./ gerichteten Nichtigkeitsbeschwerde der Staatsanwaltschaft kommt keine Berechtigung zu.

Nach den abweichend vom Anklagetenor getroffenen Feststellungen erstellte die B***** über Anweisung des Geschäftsführers der Ha***** GmbH eine Bankgarantie über 500.000 Euro, die entgegen der mit Franz G***** ursprünglich getroffenen Vereinbarung, und zwar über Bemühen des vom Untreuevorwurf freigesprochenen Thomas C*****, keine Beschränkungen mehr aufwies (US 5 f).

Die Mängelrüge (Z 5) kritisiert die von den Tatrichtern festgestellten Abläufe wie es zur Ausstellung einer abstrakten Bankgarantie kam, als mangelhaft begründet, und wendet sich argumentativ gegen die zur inneren Tatseite getroffenen Negativfeststellungen.

Mit der Rechtsrüge (Z 9 lit a) macht die Beschwerdeführerin die subjektive Tatseite betreffende Feststellungsmängel geltend.

Für den Untreuetatbestand essentiell ist aber auch der Missbrauch rechtlicher Verfügungs oder Verpflichtungsmacht über fremdes Vermögen.

Da die Beschwerdeführerin nicht darlegt, wie es ohne Einräumung einer Verfügungsmacht über das Vermögen der Ha***** GmbH zu einer Untreuehandlung durch Franz G***** kommen könnte, entzieht sich ihre Kritik zur Gänze einer Erwiderung. Ein die Annahme einer allfälligen anderen strafbaren Handlung tragfähiges Vorbringen wurde nicht erstattet.

Die Nichtigkeitsbeschwerde war daher wie schon die Generalprokuratur zutreffend ausführte bereits bei nichtöffentlicher Beratung sofort zurückzuweisen (§ 285d Abs 1 StPO).

Fundstelle(n):
UAAAE-06672