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OGH vom 18.11.2014, 5Ob163/14b

OGH vom 18.11.2014, 5Ob163/14b

Kopf

Der Oberste Gerichtshof hat durch den Senatspräsidenten Hon. Prof. Dr. Danzl als Vorsitzenden sowie die Hofrätinnen und Hofräte Dr. Lovrek, Dr. Höllwerth, Dr. Grohmann und Mag. Wurzer als weitere Richter in der wohnrechtlichen Außerstreitsache der Antragsteller 1. DI Mag. S***** H*****, 2. Mag. S***** H*****, 3. E***** S 4. Ing. H***** H*****, 5. G***** I*****, 6. Mag. A***** P*****, 7. H***** W*****, 8. Dr. M***** N*****, 9. DI G***** H*****, gegen die Antragsgegner 1. W***** W*****, 2. DI Mag. Dr. I***** D*****, 3. DI S***** W*****, 4. Mag. D***** P*****, 5. Mag. K***** P*****, 6. Mag. E***** S 7. B***** F*****, 8. Dr. E***** B*****, 9. R***** R*****, 10. Mag. I***** K*****, 11. H***** S*****, sowie sämtliche weitere Mit und Wohnungseigentümer der Liegenschaft EZ 381 GB *****, Liegenschaftsadresse K*****, wegen §§ 32, 52 Abs 1 Z 9 WEG über den außerordentlichen Revisionsrekurs der DI J***** B*****, vertreten durch Nemetz Nemetz Rechtsanwalts KG in Wien, gegen den Sachbeschluss des Landesgerichts für Zivilrechtssachen Wien als Rekursgericht vom , GZ 40 R 161/12s 26, mit dem über Rekurs der Antragsgegner der Sachbeschluss des Bezirksgerichts Donaustadt vom , GZ 8 Msch 6/11i 19, abgeändert wurde, den

Beschluss

gefasst:

Spruch

Der außerordentliche Revisionsrekurs wird zurückgewiesen.

Begründung:

Rechtliche Beurteilung

1. Partei im formellen Sinn ist nach § 2 Abs 1 Z 1 und Z 2 AußStrG derjenige, der Rechtsschutz begehrt (Antragsteller), und derjenige, gegen den Rechtsschutz beantragt wird (Antragsgegner). Für die Eigenschaft als Antragsteller ist dabei relevant, dass ein Recht im eigenen Namen geltend gemacht wird oder unmittelbar gegen einen anderen Rechtsträger gerichtet ist ( Kodek in Gitschthaler / Höllwerth , AußStrG,§ 2 Rz 24).

2. § 52 Abs 2 Z 1 WEG normiert wie allgemein § 2 Abs 1 Z 3 AußStrG (dazu Kodek aaO § 2 Rz 7) darüber hinaus einen materiellen Parteibegriff (vgl Würth/Zingher/Kovanyi , Miet und Wohnrecht22 § 52 WEG Rz 68). Danach kommt Parteistellung allen Personen zu, deren Rechte und Pflichten durch die Regelung der Angelegenheit unmittelbar betroffen werden können, ohne Rücksicht darauf, ob der Betreffende am Verfahren teilnimmt oder beigezogen wird. Dem im außerstreitigen Verfahren geltenden materiellen Parteibegriff entsprechend hat das Gericht daher von Amts wegen die richtigen Parteien beizuziehen. Sind von einem Antrag, wie hier in einem Verfahren nach § 52 Abs 1 Z 9 WEG, deren Interessen betroffen, so sind alle übrigen Miteigentümer der Liegenschaft als Antragsgegner anzusehen und in das Verfahren entsprechend dem Grundbuchsstand einzubeziehen ( T . Klicka in Haumann / Vonkilch , Österreichisches Wohnrecht § 52 WEG Rz 49).

3. Die Revisionsrekurswerberin war nicht Antragstellerin und hat sich im Verfahren erster Instanz auch nicht auf Seiten der Antragsteller am Verfahren beteiligt. Zu Recht verweist sie in ihrem (vom Erstgericht bewilligten: ON 34) Antrag auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen die Versäumung der Frist zur Erhebung eines außerordentlichen Revisionsrekurses daher darauf, dass sie in das Verfahren als Antragsgegnerin einbezogen worden war. Dass sie sich dessen ungeachtet am Verfahren erster und zweiter Instanz nicht beteiligte, lässt ihre verfahrensrechtliche Stellung als Antragsgegnerin unberührt.

4.1 Auch im Verfahren außer Streitsachen muss ein Rechtsschutzinteresse an der inhaltlichen Behandlung des Rechtsmittels bestehen. Fehlt ein solches Anfechtungsinteresse (Beschwer), ist ein Rechtsmittel als unzulässig zurückzuweisen (RIS Justiz RS0006880; RS0006598).

4.2 Bei der Beschwer unterscheidet man die formelle und die materielle Beschwer (RIS Justiz RS0041868). Der Rechtsmittelwerber muss jedenfalls formell beschwert sein ( E. Kodek in Rechberger , ZPO 4 Vor § 461 Rz 10), die gefällte Entscheidung muss also zum Nachteil des Rechtsmittelwerbers von seinem Antrag abweichen (RIS Justiz RS0041868 [T5]; RS0043917; E. Kodek aaO; Zechner in Fasching / Konecny ² IV/1 Vor §§ 514 ff ZPO Rz 58 mwN; Mayr / Fucik , Verfahren außer Streitsachen Rz 259).

4.3 Den Entscheidungen der Vorinstanzen liegt ein Antrag der Erst bis Siebentantragsteller gemäß § 32 Abs 6 WEG auf Festsetzung abweichender Abrechnungseinheiten, weil die beiden auf der Liegenschaft errichteten Baukörper in ihrer Bauart und Konstruktion sehr verschieden seien, zugrunde (ON 1), dem sich im Verfahren vor dem Erstgericht nur der Acht und Neuntantragsteller anschlossen (ON 5 und 8). Das Erstgericht setzte eine abweichende Abrechnungseinheit betreffend die Betriebskosten, Wartungs und Reparaturkosten für die Außenfassaden der beiden Wohntürme fest. In Abänderung dieser Entscheidung wies das Rekursgericht den Antrag zur Gänze ab. Durch die Abweisung des Sachantrags, der von ihr gar nicht erhoben wurde, und dem sie wegen ihrer Beiziehung auf Seiten der Antragsgegner verfahrensrechtlich entgegen trat, kann sich die Revisionsrekurswerberin (formell) nicht beschwert erachten. Ihr Revisionsrekurs ist daher zurückzuweisen.

5. Im Revisionsrekursverfahren herrscht Neuerungsverbot (§ 66 Abs 2 AußStrG; RIS Justiz RS0119918). Die von der Revisionsrekurswerberin erstmals in ihrem Antrag auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen die Versäumung der Frist zur Erhebung eines außerordentlichen Revisionsrekurses abgegebene Erklärung, dem Verfahren auf Seiten der Antragsteller beizutreten, ist einer erstmaligen Antragstellung gleichzuhalten und daher unbeachtlich.

European Case Law Identifier

ECLI:AT:OGH0002:2014:0050OB00163.14B.1118.000

Fundstelle(n):
UAAAD-45941