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OGH vom 25.08.2016, 5Ob133/16v

OGH vom 25.08.2016, 5Ob133/16v

Kopf

Der Oberste Gerichtshof hat durch den Senatspräsidenten Dr. Hradil als Vorsitzenden sowie den Hofrat Dr. Höllwerth, die Hofrätin Dr. Grohmann, die Hofräte Mag. Wurzer und Mag. Painsi als weitere Richter in der Grundbuchsache der Antragsteller 1. N***** D***** und 2. H***** D*****, beide *****, vertreten durch Dr. Harald Mezriczky, öffentlicher Notar in Schwechat, wegen Berichtigungen gemäß § 136 GBG ob der EZ ***** KG *****, infolge der „außerordentlichen Revisionrekurse“ der Einschreiter 1. G***** A*****, 2. V***** M*****, 3. H***** D*****, 4. I***** F*****, 5. Dr. H***** S 6. KR R***** S 7. I***** K*****, 8. Dr. A***** G*****, 9. Mag. M***** G*****, 10. P***** F*****, 11. G***** W*****, 12. Dr. R***** D*****, 13. M***** K*****, 14. S 15. Mag. U***** P*****, 16. W***** E*****, 17. Ing. K***** R*****, 18. F***** R*****, 19. E***** S 20. Mag. A***** H*****, 21. A***** L*****, 22. G***** L*****, 23. Dr. K***** U*****, 24. G***** B*****, 25. H***** F*****, 26. G***** D*****, 27. F***** H*****, 28. H***** H*****, 29. A***** H*****, 30. C***** L*****, 31. J***** B*****, 32. P***** K*****, 33. Ing. K***** S 34. Dr. H***** K*****, 35. E***** K*****, 36. H***** A*****, 37. E***** A*****, 38. Ing. J***** L*****, 39. Ing. G***** R*****, 40. C***** R*****, 41. R***** S 42. B***** S 43. Dr. M***** C*****, 44. F***** Z 45. J***** Z 46. H***** J*****, 47. A***** J*****, 48. T***** Z 49. H***** S 50. E***** S 51. H***** B*****, 52. T***** B*****, 53. H***** K*****, 54. G***** K*****, 55. H***** L*****, 56. Mag. B***** L*****, 57. Dipl. Ing. C***** U*****, 58. Dr. A***** K*****, 59. C***** S 60. Dr. R***** H*****, 61. M***** P*****, 62. Mag. G***** L*****, 63. A***** K*****, 64. U***** P*****, 65. W***** L*****, 66. M***** L*****, 67. T***** K*****, 68. N***** L*****, 69. W***** L*****, 70. A***** W*****, 71. C***** K*****, 72. G***** C*****, 73. R***** S*****, alle vertreten durch Ing. Mag. Dr. Roland Hansely, Rechtsanwalt in Wien, gegen den Beschluss des Landesgerichts Wiener Neustadt als Rekursgericht vom , AZ 17 R 36/16i, mit dem der Beschluss des Bezirksgerichts Mödling vom , TZ 98/2016, bestätigt wurde, den

Beschluss

gefasst:

Spruch

Der

Akt wird dem Erstgericht

zurückgestellt.

Text

Begründung:

Die Antragsteller sind Eigentümer der Liegenschaft EZ ***** KG *****. Im C Blatt dieser Liegenschaft war aufgrund diverser Mietverträge unter anderem zugunsten der Einschreiter (bzw deren Rechtsvorgängern) jeweils ein „Bestandrecht“ an spezifischen Teilflächen („Parzellen“) „bis 2015 12 31“ einverleibt.

Das Rekursgericht bestätigte die vom Erstgericht über Gesuch der Antragsteller angeordnete Löschung der zugunsten der Einschreiter einverleibten Bestandrechte und sprach aus, dass der Wert des Entscheidungsgegenstands pro Löschungsbegehren jeweils „5.000 EUR, nicht aber 30.000 EUR“ übersteige und der ordentliche Revisionsrekurs nicht zulässig sei.

Den dagegen gerichteten außerordentlichen Revisionsrekurs der Einschreiter legte das Erstgericht über Anordnung des Rekursgerichts direkt dem Obersten Gerichtshof vor. Diese Vorgehensweise widerspricht dem Gesetz.

Rechtliche Beurteilung

1. Gemäß § 126 Abs 2 GBG kann ein Beschluss des Rekursgerichts nach Maßgabe der §§ 62, 63 und 66 AußStrG angefochten werden, wobei die Bestimmungen der §§ 122 bis 125 GBG (hinsichtlich des § 63 Abs 2 AußStrG sinngemäß) zu beachten sind.

2. Hat das Rekursgericht den ordentlichen Revisionsrekurs nicht zugelassen und besteht (wie hier) ein Entscheidungsgegenstand rein vermögensrechtlicher Natur nicht ausschließlich in einem Geldbetrag, so hat das Rekursgericht gemäß § 59 Abs 2 AußStrG auszusprechen, ob der Wert des Entscheidungsgegenstands insgesamt 30.000 EUR (RIS Justiz RS0125732) übersteigt oder nicht. Dieser Ausspruch des Rekursgerichts ist nicht anfechtbar (§ 59 Abs 4 AußStrG; Kodek in Gitschthaler / Höllwerth , AußStrG § 59 Rz 38). Auch der Oberste Gerichtshof ist daran gebunden, wenn er – wie hier – nicht von zwingenden gesetzlichen Bewertungsgrundsätzen abweicht (vgl RIS Justiz RS0042450; RS0042437). Gegenteiliges lässt sich auch aus den Ausführungen der Rechtsmittelwerber nicht ableiten, machen diese unter Berufung auf die Höhe des Bestandzinses doch lediglich geltend, das Rekursgericht hätte auszusprechen gehabt, der Streitwert übersteige 20.000 EUR, was ohnedies der Fall ist.

3. Eine Zusammenrechnung der einzelnen Werte hätte nur nach Maßgabe des § 55 Abs 1 JN (§ 126 Abs 1 GBG iVm § 13 Abs 2 AußStrG) zu erfolgen (vgl 5 Ob 101/93), wenn also die verschiedenen Begehren in einem tatsächlichen oder rechtlichen Zusammenhang stünden (§ 55 Abs 1 Z 1 JN). Das ist hier nicht der Fall, weil die zugunsten der Rechtsmittelwerber einverleibt gewesenen und nunmehr gelöschten Bestandrechte nach der hier allein maßgeblichen Aktenlage ihre rechtliche Grundlage in jeweils mit ihnen oder ihren Rechtsvorgängern individuell abgeschlossenen Verträgen hatten. Dass die Antragsteller ihre Löschungsbegehren in einem einheitlichen Gesuch zusammenfassten, schafft keinen für die Zusammenrechnung geforderten rechtlichen oder tatsächlichen Zusammenhang der beantragten Grundbuchshandlungen.

4.1 Hat daher – wie hier – das Rekursgericht ausgesprochen, dass der Wert des Entscheidungsgegenstands jeweils 30.000 EUR nicht übersteigt (dessen Bezugnahme auf den Wert von 5.000 EUR gemäß § 500 Abs 2 Z 1 lit b ZPO ist hier verfehlt und rechtlich ohne Bedeutung) und den ordentlichen Revisionsrekurs nicht zugelassen, so ist der Revisionsrekurs – außer im Fall der Abänderung des Zulässigkeitsausspruchs nach § 63 Abs 3 AußStrG – jedenfalls unzulässig (§ 62 Abs 3 AußStrG).

4.2 Der Oberste Gerichtshof ist daher nur dann zur Entscheidung über das Rechtsmittel der Einschreiter berufen, wenn das Rekursgericht seinen Zulassungsausspruch nach § 63 Abs 3 AußStrG abändert.

4.3 Das Erstgericht wird das Rechtsmittel daher erneut dem Rekursgericht vorzulegen haben. Dies gilt ungeachtet dessen, dass die Rechtsmittelwerber hier keinen Antrag auf Abänderung des Ausspruchs nach § 63 Abs 1 AußStrG gestellt haben, weil dieser Mangel nach § 10 Abs 4 AußStrG grundsätzlich verbesserungsfähig ist (RIS Justiz RS0109623). Ob der Schriftsatz der Rechtsmittelwerber den Erfordernissen an eine solche Zulassungsvorstellung (§ 63 AußStrG) entspricht oder ob er einer Verbesserung bedarf, bleibt der Beurteilung der Vorinstanzen vorbehalten (RIS Justiz RS0109623 [T5, T 8, T 14]).

5. Aus diesen Erwägungen ist der Akt dem Erstgericht zurückzustellen.

European Case Law Identifier

ECLI:AT:OGH0002:2016:0050OB00133.16V.0825.000