Genannte Aufhebungsgründe rechtfertigen keine Bescheidaufhebung
Rechtssätze
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Stammrechtssätze | |
RV/7100384/2023-RS1 | Bei der Bescheidaufhebung von Amts wegen legt die Abgabenbehörde im Zusammenhang mit der Erlassung des Aufhebungsbescheides fest, aus welchen Gründen sie den Bescheid als inhaltlich rechtswidrig ansieht. Die Sache, über die in der Beschwerde gegen einen Aufhebungsbescheid zu entscheiden ist, wird sohin durch das Finanzamt im Rahmen der Erlassung des Aufhebungsbescheides festgelegt. |
RV/7100384/2023-RS2 | Die Nichtbeantwortung eines nach Bescheiderlassung gestellten Ergänzungsersuchens vermag für sich genommen keine Aufhebung des zuvor ergangenen Bescheids zu begründen. |
Entscheidungstext
IM NAMEN DER REPUBLIK
Das Bundesfinanzgericht hat durch den Richter Dr. Rudolf Wanke als Vorsitzenden, den Richter Mag. Markus Knechtl LL. M. als beisitzenden Richter, Mag. Johannes Denk als fachkundigen Laienrichter und Mag. Markus Fischer, BA als fachkundigen Laienrichter über die Beschwerde des ***1*** ***2***, ***3*** ***4***, ***5*** ***6*** ***7***, vom "gegen den Bescheid über die Aufhebung des Einkommensteuerbescheides 2019 vom , gegen den Einkommensteuerbescheid für 2019 vom sowie gegen den Vorauszahlungsbescheid 2021 vom ", erlassen vom Finanzamt Österreich, alle zur Steuernummer ***8***, hier gegenständlich die Beschwerde gegen den Aufhebungsbescheid Einkommensteuer 2019, in nichtöffentlicher Sitzung am zu Recht erkannt:
I. Der Beschwerde wird gemäß § 279 BAO Folge gegeben.
Der angefochtene Aufhebungsbescheid vom wird - ersatzlos - aufgehoben.
II. Gegen dieses Erkenntnis ist eine Revision an den Verwaltungsgerichtshof nach Art. 133 Abs. 4 B-VG nicht zulässig.
Entscheidungsgründe
Verfahrensgang zu RV/7100384/2023
Vorlage vom
Das Finanzamt legte unter Hinweis auf RV/7102095/2022 am die Beschwerde gegen den Aufhebungsbescheid Einkommensteuer 2019 mit folgenden Aktenteilen vor:
Vorgelegte Akten
OZ 1 (Einkommensteuerbescheid 2019)
Unter OZ 1 (Bescheide) wurde der Einkommensteuerbescheid 2019 vom vorgelegt. Zu dessen Inhalt siehe den betreffend Einkommensteuer 2019 ("Zusatzdokumente Bescheide", "Neuer Sachbescheid 2019" - Einkommensteuerbescheid 2019 vom ).
OZ 2 (Beschwerde)
Unter OZ 2 (Beschwerde) wurde die Beschwerde vom gegen den Bescheid vom betreffend Aufhebung des Einkommensteuerbescheides 2019, gegen den (neuen) Einkommensteuerbescheid für 2019 vom sowie gegen den Vorauszahlungsbescheid 2021 vom vorgelegt. Zum Inhalt siehe das zu RV/7102095/2022 geführte Beschwerdeverfahren betreffend Einkommensteuer 2019 ("Anträge", "Beschwerde 2019", Beschwerde vom betreffend Aufhebung Einkommensteuer 2019, Einkommensteuer 2019 und Einkommensteuervorauszahlungen 2021).
OZ 3 (Beschwerdevorentscheidung vom )
Unter OZ 3 (Beschwerdevorentscheidung vom ) wurde die Beschwerdevorentscheidung vom , mit welcher die Beschwerde vom gegen den Einkommensteuerbescheid 2019 vom als unbegründet abgewiesen wurde, vorgelegt. Zum Inhalt siehe das zu RV/7102095/2022 geführte Beschwerdeverfahren betreffend Einkommensteuer 2019 ("Bescheide", "Einkommensteuer (Jahr: 2019)", Beschwerdevorentscheidung betreffend Einkommensteuer 2019 vom ).
OZ 4 (Beschwerdevorentscheidung vom )
Unter OZ 3 (Beschwerdevorentscheidung vom ) wurde die Beschwerdevorentscheidung vom betreffend die Beschwerde vom gegen den Bescheid vom betreffend die Aufhebung des Einkommensteuerbescheides 2019.
Mit dieser Beschwerdevorentscheidung wurde die Beschwerde gegen den Aufhebungsbescheid als unbegründet abgewiesen und dazu ausgeführt:
Auf die Begründung der Beschwerdevorentscheidung gem. § 262 BAO betreffend Einkommensteuerbescheid 2019 vom wird verwiesen.
OZ 5 (Vorlageantrag vom )
Unter OZ 5 (Vorlageantrag vom ) wurde folgender Vorlageantrag des Bf vom vorgelegt:
Mit Beschwerdevorentscheidung gem. § 263 BAO vom wurde meine Beschwerde vom gegen den Bescheid über die Aufhebung des Einkommensteuerbescheides 2019 vom als unbegründet abgewiesen. Bereits mit Beschwerdevorentscheidung gem. § 262 BAO vom ist eine Abweisung meiner Beschwerde gegen den Einkommensteuerbescheid 2019 vom erfolgt. Ich beantrage nunmehr, meine Beschwerde zur Entscheidung dem Bundesfinanzgericht vorzulegen.
Hinsichtlich der Begründung meines Begehrens und den beantragten Änderungen verweise ich auf meine Beschwerde vom . Außerdem verweise ich auf meine Vorlageanträge für die Jahre 2019 und 2020, welche dem Bundesfinanzgericht am bzw. am vorgelegt wurden (Beschwerden gegen die Einkommensteuerbescheide).
Alle Pachtverträge wurden bereits am vorgelegt, der Sachverhalt in der Beschwerde vom ausführlich dargelegt. Trotzdem wurde meine Beschwerde mit Beschwerdevorentscheidung abgewiesen.
Weiters möchte ich anführen, dass ich keine Pachteinnahmen durch Verpachtung von Grundstücken an die "***14*** ***15***" vereinnahmt habe. Die ***14*** ***15*** {richtigerweise: GmbH.) wurde übrigens bereits im Jahr 2011 in "Gut ***39*** GmbH" umbenannt. Die Daten der Sozialversicherungsanstalt der Selbständigen sind somit nicht aktuell.
Ich verweise nochmals darauf, dass aufgrund des erteilten Fruchtgenussrechtes sämtliche Verpachtungen seit 2015 von der ***1*** ***2*** GmbH durchgeführt werden.
Pachtentschädigungen wurden somit nicht von mir, sondern von der ***1*** ***2*** GmbH vereinnahmt, verbucht, korrekt erklärt und auch korrekt versteuert.
Ich beantrage daher die Entscheidung durch den Senat.
Verfahrensgang zu RV/7102095/2022
Im Verfahren zu RV/7102095/2022 erfolgte eine Beschwerdevorlage wie folgt (Daten enthalten bis zur gegenständlichen Vorlage vom ):
Vorlage vom (Einkommensteuer 2019)
Mit Bericht vom legte das Finanzamt Österreich eine am eingebrachte Beschwerde des Beschwerdeführers (Bf) ***1*** ***2*** gegen den Einkommensteuerbescheid 2019 vom vor (OZ 21 des Finanzamtsakts):
Folgendes Aktenverzeichnis wurde erstellt:
Begründend führte das Finanzamt unter anderem aus:
Bezughabende Normen
Sachverhalt und Anträge
Sachverhalt:
Herr ***1*** ***2*** bringt vor, dass sämtliche Pachtentschädigungen nicht von ihm als natürliche Person sondern von der ***1*** ***2*** GmbH vereinnahmt, verbucht, erklärt und versteuert wurden, da er selbst keine Pachteinnahmen habe.
Aufgrund einer KM erfolgte amtswegig die Zurechnung der Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft an ***1*** ***2***.
Beweismittel:
Kontrollmitteilung
Schreiben der Sozialversicherungsanstalt der Selbständigen/Burgenland
Stellungnahme:
Laut Auskunftsschreiben der Sozialversicherungsanstalt der Selbständigen/Bgld. vom verpachtet Herr ***1*** ***2*** als natürliche Person von seinem Eigengrund seit April 2014 0,4377 ha, seit März 2015 13,6411 ha und seit Juli 2015 bis laufend 10,3391 ha an die ***14*** ***15***. Diese Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung wurden nicht erklärt.
Der Notariatsakt betreffend Fruchtgenussrecht zwischen ***1*** ***2*** als Fruchtgenussbesteller und die Firma ***1*** ***2*** GmbH als Fruchtgenussberechtigter wurde erst am notariell beglaubigt, mit der Begründung, dass auf Grund "interner einvernehmlicher Vereinbarung" seit Februar 2015 ein Fruchtgenussrecht hinsichtlich der Liegenschaften zugunsten der ***1*** ***2*** GmbH existiert, darüber jedoch kein schriftlicher Vertrag errichtet wurde.
Da die vertragliche Vereinbarung erst im Nachhinein notariell beglaubigt wurde, fehlt die nach außen in Erscheinung tretende Gestaltung der Dinge. Weiters muss der Fruchtgenuss für eine gewisse Dauer (10 Jahre) bestellt sein, um als rechtlich abgesichert anerkannt zu werden.
Eine abweisende Erledigung wird daher angeregt.
Aus dem elektronisch vorgelegten Akt ergibt sich (in der Reihenfolge der Aktenteile):
"Anträge"
"Beschwerde 2019" (Beschwerde vom betreffend Aufhebung Einkommensteuer 2019, Einkommensteuer 2019 und Einkommensteuervorauszahlungen 2021)
Vom Finanzamt wurde im elektronisch vorgelegten Verwaltungsakt unter OZ 1 ("Anträge, Beschwerde 2019" ein Schreiben des Bf vom , Postaufgabe , mit folgendem Inhalt vorgelegt:
Ich erhebe innerhalb offener Frist Beschwerde gegen den Bescheid über die Aufhebung des Einkommensteuerbescheides 2019 vom 3L08.2021. gegen den Einkommensteuerbescheid für 2019 vom . sowie gegen den Vorauszahlungsbescheid 2021 vom und begründe dies wie folgt:
In der Begründung des Einkommensteuerbescheides ist angeführt, dass wegen Nichtabgabe der Steuererklärungen die Bemessungsgrundlagen im Schätzungswege ermittelt wurden. Diese Begründung ist falsch, weil ich eine korrekte Steuererklärung abgegeben habe. Es ist hingegen richtig, dass ich das Ergänzungsersuchen vom leider nicht beantwortet habe, weil ich dieses übersehen habe. Es ist jedoch falsch, dass ich Pachteinnahmen erzielt hätte.
Ich habe zwecks Schaffung einer einheitlichen, überschaubaren betrieblichen Struktur die ***1*** ***2*** GmbH mit Sitz in ***3*** ***4***, ***5*** ***6*** ***7***, gegründet (FN ***9***). Die GmbH verwaltet meinen Grundbesitz und ist für die Organisation von Verpachtungen und Vermietungen zuständig (organisatorische GmbH). In dieser GmbH ist eine ordnungsgemäße Geschäftsführung, Buchhaltung, Bilanzierung und Finanzkontrolle sichergestellt, welche ich als Privatperson selbst nicht machen könnte.
Sämtliche Pachtentschädigungen wurden somit nicht von mir, sondern von der ***1*** ***2*** GmbH vereinnahmt, verbucht, korrekt erklärt und auch korrekt versteuert (Steuernr. ***10***).
Laut Rücksprache mit dem Pächter (***11***) wurde von deren steuerlicher Vertretung (damals ***12***) im Verpächterverzeichnis der Zusatz "GmbH" nicht angeführt, wodurch es zu Verwechslungen gekommen ist. Die Pachtentschädigung wurde jedoch korrekt auf das Firmenkonto der ***1*** ***2*** GmbH überwiesen. Dieser Fehler wurde mittlerweile durch die neue steuerliche Vertretung (***13*** Steuerberatung) korrigiert.
Somit ist eindeutig sichergestellt, dass ich selbst keine Pachteinnahmen habe und meine Steuererklärung korrekt war.
Ich beantrage daher
1. die Aufhebung des Wiederaufnahmebescheides vom betreffend Einkommensteuerbescheid für 2019,
2. die Aufhebung des Einkommensteuerbescheides 2019 vom ,
3. die Aufhebung des Vorauszahlungsbescheides 2011 vom und
4. die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand (Einkommensteuerbescheid 2019 vom ) sowie
5. die Aussetzung der Einhebung des strittigen Betrages von EUR 2.306,-- gemäß § 212a BAO.
Jahresabschlüsse 2016 bis 2019
Unter "Anträge" finden sich in OZ 2 bis 5 die Jahresabschlüsse 2026, 2017, 2018, 2019 der ***1*** ***2*** GmbH Landwirtschaftliche Dienstleistungen.
2016
Im Anlagevermögen werden unter "grundstücksgleiche Rechte" "Adaptierung Mietwohnungen" 118.886,74 und "Weingartenanlagen" 17.481,98 angeführt, als Umsatzerlöse "Kundenskonto 10%" -0,76, "Mieterträge 10%" 2.181,67, "Pachterträge 0%" 26.863,74 und "Pachterträge 20%" 2.174,71.
2017
Im Anlagevermögen werden "grundstücksgleiche Rechte" "Adaptierung Mietwohnungen" 150.842,13 und "Weingartenanlagen" 16.753,56 angeführt, als Umsatzerlöse "Erträge Nebenkosten 10%" 1.985,36, "Erträge Nebenkosten 20% 1.819,78, "Mieterträge 10%" 18.684,00, "Pachterträge 0%" 27.110,68 und "Pachterträge 20%" 2.218,62.
2018
Im Anlagevermögen werden "grundstücksgleiche Rechte" "Adaptierung Mietwohnungen" 146.974,38 und "Weingartenanlagen" 16.025,14 angeführt, als Umsatzerlöse "Erträge Nebenkosten 10%" 2.547,78, "Erträge Nebenkosten 20% 2.335,37, "Mieterträge 10%" 23.050,00, "Pachterträge 0%" 29.086,61 und "Pachterträge 20%" 2.257,66.
2019
Im Anlagevermögen werden "grundstücksgleiche Rechte" "Adaptierung Mietwohnungen" 143.106,63 und "Weingartenanlagen" 15.296,72 angeführt, als Umsatzerlöse "Erträge Nebenkosten 10%" 2.541,33, "Erträge Nebenkosten 20% 2.329,46, "Mieterträge 10%" 22.972,00, "Pachterträge 0%" 30.009,48 und "Pachterträge 20%" 2.299,95.
"Bescheide"
"Einkommensteuer (Jahr: 2019)" (Beschwerdevorentscheidung betreffend Einkommensteuer 2019 vom )
Unter OZ 6 ("Bescheide Einkommensteuer (Jahr: 2019)") wurde vorgelegt die Beschwerdevorentscheidung betreffend Einkommensteuer 2019 vom , mit welcher die "Beschwerde vom gegen den Einkommensteuerbescheid 2019 vom " als unbegründet abgewiesen wird. Zur Begründung wurde ausgeführt:
Laut Aktenlage verpachten Sie landwirtschaftliche Flächen und haben die daraus erzielten Einkünfte nicht erklärt. Da Sie auch als zivilrechtlicher Eigentümer dieser Liegenschaften aufscheinen, wurden Ihnen mit Bescheid vom die Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung zugerechnet.
Aufgrund der eingereichten Beschwerde wurden Ihnen einige Ersuchen um Ergänzung zugestellt. Mit dem Schreiben vom wurden Sie nochmals darauf hingewiesen, dass Ihnen als Eigentümer der Liegenschaften diese Einkünfte zugerechnet wurden. Weiters wurden Sie gebeten, die Pachtverträge betreffend dieser Liegenschaften sowie eine detaillierte Sachverhaltsdarstellung nachzureichen
Die ursprüngliche Frist zur Beantwortung dieses Schreibens wurde vom bis zum verlängert Da Sie die angeforderten Unterlagen bis dato nicht nachgereicht haben, wird die Beschwerde abgewiesen.
"Zusatzdokumente Bescheide"
"Mail zur KM"
Unter OZ 7 "Zusatzdokumente Bescheide: Mail zur KM" wird eine E-Mail eines Mitarbeiters der belangten Behörde an einen anderen Mitarbeiter dieser Behörde vom mit folgendem Inhalt vorgelegt:
Die ***16*** OG St. Nr. ***17*** hat in den Jahren 2017 bis 2018 € 6.910,- an Hr. ***2*** ***1*** bezahlt.
Ich übermittle dir die Aufstellung der Pachtzahlungen als Kontrollmitteilung.
Laut Anlagenverzeichnis (nicht in OZ 7 enthalten) waren beigeschlossen: "Pachtzahlungen 2017.pdf; Pachtzahlungen 2018.pdf".
"Erstbescheid 2019" (Einkommensteuerbescheid 2019 vom )
Unter "Erstbescheid 2019" (OZ 8) wurde der Einkommensteuerbescheid 2019 vom vorgelegt. Dieser weist ein Einkommen im Jahr 2019 von 3.027,18 € aus, woraus eine Einkommensteuer von 0,00 € resultierte. Folgende Einkünfte wurden zugrunde gelegt:
Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft: 0,87 €
Einkünfte aus Gewerbebetrieb: 3.200,17 €
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit (als Gemeindepolitiker): 27,00 €.
Die Begründung lautete:
Die Aufwendungen für außergewöhnliche Belastungen, von denen ein Selbstbehalt abzuziehen ist, konnten nicht berücksichtigt werden, da sie den Selbstbehalt in Höhe von 181,63 € nicht übersteigen.
Gemäß § 10 EStG 1988 kann bei der Gewinnermittlung eines Betriebes ein Gewinnfreibetrag gewinnmindernd berücksichtigt werden. Da Sie weder einen Gewinnfreibetrag in einer bestimmten Höhe beantragt haben, noch auf die Geltendmachung verzichtet haben, wurde bei den Einkünften aus Land- und Forstwirtschaft ein Gewinnfreibetrag (Grundfreibetrag gemäß § 10 Abs. 1 Z 2 EStG 1988) in Höhe von 0,13 € berücksichtigt.
Wir nehmen keine Rückerstattung vor, da nur Alleinverdiener- oder Alleinerzieherabsetzbeträge oder Sozialversicherungsbeiträge rückerstattet werden können.
Dem Einkommensteuerbescheid 2019 vom liegen laut Abgabeninformationssystem folgende Erklärungsdaten zugrunde:
Im Formular E1c wurde angegeben:
Korrekturen wurden durch das Finanzamt nicht vorgenommen.
"Erstes Ersuchen um Ergänzung"
Unter OZ 9 "Erstes Ersuchen um Ergänzung" wurde ein Ersuchen um Ergänzung vom an den Bf vorgelegt:
Laut Aktenlage verpachten Sie landwirtschaftliche Flächen. Die Einkünfte finden sich jedoch nicht in den eingereichten Einkommensteuererklärungen wieder. Sie werden demnach gebeten, folgende Unterlagen nachzureichen:
- Bekanntgabe der Pächter und Höhe des erhaltenen Pachtzinses 2016 - 2020
- (korrigierte) Einkommensteuererklärungen 2016 - 2020
"Aufhebungsbescheid 2019" (Aufhebung Einkommensteuer 2019 vom )
Unter OZ 10 "Aufhebungsbescheid 2019" wurde vorgelegt ein "Bescheid über die Aufhebung des Einkommensteuerbescheids 2019, Aufhebung gem. § 299 BAO" vom , wonach der Einkommensteuerbescheid 2019 vom gemäß § 299 BAO aufgehoben wurde. Begründung:
Gemäß § 299 Abs. 1 BAO kann die Abgabenbehörde auf Antrag der Partei oder von Amts wegen einen Bescheid der Abgabenbehörde aufheben, wenn der Spruch des Bescheides sich als nicht richtig erweist.
Auf Grund einer Überprüfung des Bescheides und der zugrunde liegenden Unterlagen wurde eine sich aus der Begründung des neuen Sachbescheides ergebende inhaltliche Rechtswidrigkeit des im Spruch bezeichneten Bescheides festgestellt, die eine Aufhebung gemäß § 299 Abs. 1 BAO erforderlich macht.
Die Aufhebung wird unter Abwägung von Billigkeits- und Zweckmäßigkeitsgründen (§ 20 BAO) verfügt. Im vorliegenden Fall überwiegt das Interesse an der Rechtsrichtigkeit das Interesse auf Rechtsbeständigkeit. Die steuerlichen Auswirkungen sind auch nicht bloß geringfügig.
Die Aufhebung des Einkommensteuerbescheides 2019 wurde unter Abwägung von Billigkeits- und Zweckmäßigkeitsgründen (§ 20 BAO) verfügt. Im vorliegenden Fall überwiegt das Interesse an der Rechtsrichtigkeit. Die steuerlichen Auswirkungen können auch nicht als bloß geringfügig angesehen werden.
"Neuer Sachbescheid 2019" (Einkommensteuerbescheid 2019 vom )
Unter "neuer Sachbescheid 2019" (OZ 11) wurde der Einkommensteuerbescheid 2019 vom vorgelegt. Dieser weist ein Einkommen im Jahr 2019 von 20.426,31 € aus, woraus eine Einkommensteuer von 2.199,00 € resultierte. Folgende Einkünfte wurden zugrunde gelegt:
Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft: 17.400,00 €
Einkünfte aus Gewerbebetrieb: 3.200,17 €
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit (als Gemeindepolitiker): 27,00 €.
Die Begründung lautete:
Die Aufwendungen für außergewöhnliche Belastungen, von denen ein Selbstbehalt abzuziehen ist, konnten nicht berücksichtigt werden, da sie den Selbstbehalt in Höhe von 2.042,63 € nicht übersteigen.
Gemäß § 10 EStG 1988 kann bei der Gewinnermittlung eines Betriebes ein Gewinnfreibetrag gewinnmindernd berücksichtigt werden. Da Sie weder einen Gewinnfreibetrag in einer bestimmten Höhe beantragt haben, noch auf die Geltendmachung verzichtet haben, wurde bei den Einkünften aus Land- und Forstwirtschaft ein Gewinnfreibetrag {Grundfreibetrag gemäß § 10 Abs. 1 Z 2 EStG 1988) in Höhe von 2.600,00 € berücksichtigt.
Wegen Nichtabgabe der Steuererklärungen wurden die Besteuerungsgrundlagen gem. § 184 BAO im Schätzungswege ermittelt.
Da Sie das Ergänzungsersuchen vom bis dato nicht beantwortet haben, wurden die erzielten Pachteinnahmen laut Aktenlage den Einkünften aus Land- und Forstwirtschaft hinzugerechnet.
Dem Einkommensteuerbescheid 2019 vom liegen laut Abgabeninformationssystem folgende Erklärungsdaten zugrunde:
"Zweites Ersuchen um Ergänzung"
Unter OZ 11 "Zweites Ersuchen um Ergänzung" wurde ein Ersuchen um Ergänzung vom an den Bf vorgelegt:
In der eingereichten Beschwerde vom (eingelangt am ) teilen Sie u.a. mit, dass die ***1*** ***2*** GmbH Ihren Grundbesitz verwaltet und für die Organisation von Vermietungen und Verpachtungen ist. Weiters seien alle Pachteinnahmen von der GmbH vereinnahmt und versteuert worden.
In diesem Zusammenhang wird um Vorlage folgender Unterlagen gebeten:
- Nachweis, dass die Pachterlöse in den Einnahmen der GmbH enthalten sind (Jahresabschlüsse, GuV)
- Vorlage der entsprechenden Pachtverträge in Kopie
"Drittes Ersuchen um Ergänzung"
Unter OZ 12 "Drittes Ersuchen um Ergänzung" wurde ein Ersuchen um Ergänzung vom an den Bf vorgelegt:
In der Beantwortung des Ergänzungsersuchens vom haben Sie die Jahresabschlüsse der ***1*** ***2*** GmbH übermittelt. Sie werden nochmals gebeten, ergänzend dazu folgende Unterlagen nachzureichen:
- Pachtverträge der Liegenschaften
detaillierte Sachverhaltsdarstellung (Wer verpachtet an wen? Was genau ist die Aufgabe/Tätigkeit der GmbH?)
Sie werden darauf hingewiesen, dass Sie als zivilrechtlicher Eigentümer der werden, dann stellt dies nach Ansicht der Finanzbehörde lediglich einen Durchlaufposten dar.
Bitte um entsprechende Stellungnahme/Gegenäußerung.
Wie das Ergänzungsersuchen vom beantwortet wurde, lässt sich dem Finanzamtsakt nur indirekt entnehmen. Offenbar wurden die unter OZ 2 bis 5 vorgelegten Jahresabschlüsse der GmbH dem Finanzamt übermittelt, ein Begleitschreiben ist nicht aktenkundig.
"Stellungnahme Steuerberater"
Unter OZ 14 "Stellungnahme Steuerberater" ist eine E-Mail einer Mitarbeiterin der steuerlichen Vertretung des Bf an einen Mitarbeiter des Finanzamts enthalten:
Im Auftrag unseres Klienten teilen wir betreffend dem Ersuchen um Ergänzung vom mit, dass Herr ***2*** das Schreiben persönlich in den nächsten Tagen beantwortet.
"Beantwortung SVS"
Unter OZ 15 "Beantwortung SVS" ist ein Schreiben der Sozialversicherungsanstalt der Selbständigen an das Finanzamt vom unter Bezug auf eine in diesem Verfahren nicht aktenkundige (siehe aber das Verfahren RV/7102946/2022) E-Mail der Bearbeiterin des Finanzamts mit folgendem Inhalt enthalten:
Wie auch schon telefonisch besprochen, teilen wir Ihnen mit, dass Herr ***2*** ***1*** als natürliche Person von seinem Eigengrund ab 04.2014 0,4377 ha, ab 03.2015 13,6411 ha, ab 07.2015 bis laufend 10,3391 ha an die ***14*** ***15*** verpachtet hat.
Wem die Pachteinnahmen zufließen, ist hierorts nicht bekannt.
"2015 Pachtvereinbarung"
Unter OZ 16 "2015 Pachtvereinbarung" ist im Finanzamtsakt enthalten:
Pachtvertrag
Pachtvertrag, abgeschlossen zwischen der "***2*** ***1*** GMBH", ***3*** ***4***, ***5*** ***6*** ***7***, und der ***16*** OG, ***3*** ***4***, ***18***, "Geb. ***19***" am .
Der Pachtvertrag lautet:
1. Der Verpächter verpachtet und der Pächter ***16*** OG pachtet folgende Grundstücke:
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Grundstücks-Nr. | Katastralgemeinde | Name des Feldstück | Fläche ha | Kulturart |
13117/2 | ***4*** | ***20*** | 1,8221 | A |
13117 | ***4*** | ***20*** | 6,8773 | A |
13122-13129 | ***4*** | ***20*** | 6,6508 | A |
Summe | 15,35 |
2. Die Pachtvereinbarung beginnt am
3. Die Pachtentschädigung (...6200 ) ist fällig am 30. November des Jahres
4. Eine Subverpachtung ist nur mit Zustimmung des Verpächters gestattet.
5. Der Pächter hat die gepachteten Grundstücke mit der Sorgfalt eines ordentlichen Besitzers zu bewirtschaften.
6. Der Pächter verpflichtet sich, vom Verpächter eingegangene Verträge (ÖPUL) weiterzuführen daraus resultierende Beanstandungen zu tragen.
7. Die Aufkündigung dieses Pachtvertrages kann nur vor dem 01.09. eines Jahres von jedem der Vertragsteile erfolgen, ansonsten wird das Pachtverhältnis um ein Jahr verlängert.
Zahlungen 2016
Im Anschluss daran findet sich in OZ 16 eine Übersicht über die Pachterträge 0% der ***1*** ***2*** GmbH im Jahr 2016:
Laut Kontoauszug 2016/00013 überwies ***21*** ***11*** der ***1*** ***2*** GmbH auf deren Bankkonto am einen Betrag von 6.200,00 € mit dem Betreff "Ackerpacht 2016".
Zahlungen 2017
In OZ 16 ist auch folgende Übersicht über die Pachterträge 0% der ***1*** ***2*** GmbH im Jahr 2017 enthalten:
Laut Kontoauszug 2017/00009 überwies ***16*** OG der ***1*** ***2*** GmbH auf deren Bankkonto am einen Betrag von 6.200,00 € mit dem Betreff "Pacht 2017".
Pachtvertrag
Am wurde ein Pachtvertrag zwischen der "***2*** ***1*** GMBH", ***3*** ***4***, ***5*** ***6*** ***7***, und der ***16*** OG, ***3*** ***4***, ***18***, "Geb. ***19***" abgeschlossen, der jenem vom mit der Maßgabe entspricht, dass in Punkt 2 als Vertragsbeginn der genannt und in Punkt 3 die Pachtentschädigung mit "6910" festgesetzt wird.
Zahlungen 2018
In OZ 16 ist ferner folgende Übersicht über die Pachterträge 0% der ***1*** ***2*** GmbH im Jahr 2018 enthalten:
Laut Kontoauszug 2018/00011 überwies ***16*** OG der ***1*** ***2*** GmbH auf deren Bankkonto am einen Betrag von 6.910,00 € mit dem Betreff "Pacht 18".
Zahlungen 2019
Für das Jahr 2019 ist folgende Übersicht über die Pachterträge 0% der ***1*** ***2*** GmbH aktenkundig:
Laut Kontoauszug 2019/00011 überwies ***16*** OG der ***1*** ***2*** GmbH auf deren Bankkonto am einen Betrag von 6.910,00 € mit dem Betreff "Pacht 18".
"2018 Aufstellung zu Pachtzahlungen"
In OZ 17 findet sich unter der Bezeichnung "2018 Aufstellung zu Pachtzahlungen" eine mit "Verpächter und Pachtzahlungen 2018" übertitelte Aufstellung, die jeweils Name, Adresse, Fläche und Betrag enthält. Wobei es sich hier im Detail handelt, ist nicht ersichtlich.
"Beschwerde"
Unter der Überschrift "Beschwerde" befindet sich in OZ 18 "BVE mit Abweisung 2019" die bereits in OZ 6 enthaltene Beschwerdevorentscheidung vom betreffend Einkommensteuer 2019.
"Beschwerdevorentscheidung"
Unter der Überschrift "Beschwerdevorentscheidung" befindet sich in OZ 19 "Beschwerdevorentscheidung mit Abweisung 2019" die bereits in OZ 6 und in OZ 18 enthaltene Beschwerdevorentscheidung vom betreffend Einkommensteuer 2019.
Vorlageantrag
Mit in OZ 20 enthaltenem Schreiben vom stellte der Bf Vorlageantrag wie folgt:
Betrifft: ***8***
Vorlageantrag
Steuerbescheid 2019 vom
Mit Beschwerdevorentscheidung gem. § 262 BAO vom , eingelangt am , als unbegründet abgewiesen, beantrage ich nunmehr meine Beschwerde zur Entscheidung dem Bundesfinanzgericht vorzulegen.
Hinsichtlich der Begründung meines Begehrens und den beantragten Änderungen verweise ich auf meine Beschwerde vom . Leider konnte ich die vom Finanzamt geforderten Unterlagen durch ein Ersuchen um Ergänzung nicht fristgerecht übermitteln.
Hiermit möchte ich meine Beschwerde mit folgenden Unterlagen ergänzen:
1. Pachtvereinbarung ***1*** ***2*** GmbH als Verpächter und ***16*** OG als Pächter.
2. Notariatsakt vom - Mag. ***22*** ***23*** zur detaillierten Sachverhaltsdarstellung liegt bei.
Ich beantrage die Entscheidung durch den Senat.
Aussetzung der Einhebung gemäß § 212a BAO:
Ich beantrage die Aussetzung der Einhebung in Höhe des strittigen Betrages von € 2.199,00.
Beigefügt war der Pachtvertrag vom (siehe oben "2015 Pachtvereinbarung", OZ 16) sowie ein von Mag. ***22*** ***23***, öffentlicher Notar, am erstellter Notariatsakt betreffend Servitutsvertrag, abgeschlossen zwischen ***1*** ***2*** einerseits und ***1*** ***2*** GmbH anderseits und Ing. ***40*** ***2*** als weitere Vertragspartei. Auszüge:
SERVITUTSVERTRAG
PRÄAMBEL: Die Vertragsparteien ***1*** ***2*** und die Firma ***1*** ***2*** GmbH stellen einleitend fest, dass auf Grund "interner einvernehmlicher Vereinbarung" zwischen ihnen seit Februar 2015 (zweitausendfünfzehn) ein Fruchtgenussrecht hinsichtlich der nachangeführten Liegenschaften zugunsten der ***1*** ***2*** GmbH existiert, darüber jedoch kein schriftlicher Vertrag errichtet wurde. In Entsprechung der vorgenannten Sach- und Rechtslage wird nunmehr zum Zwecke der "Dokumentation nach Außen" das bestehende Fruchtgenussrecht mit schriftlichem Vertrag und grundbücherlicher Sicherstellung eingeräumt bzw. vereinbart.
ERSTENS: ***1*** ***2*** ist Alleineigentümer der nachgenannten Liegenschaften:
[EZ ***24*** KG ***25*** ***26***:
EZ ***27*** KG ***28*** ***4***:
EZ ***29*** KG ***28*** ***4***:
EZ ***30*** KG ***28*** ***4***:
EZ ***31*** KG ***28*** ***4***:
EZ ***32*** KG ***28*** ***4***:
EZ ***33*** KG ***28*** ***4***:
EZ ***34*** KG ***28*** ***4***:
EZ ***36*** KG ***28*** ***4***:
EZ ***37*** KG ***28*** ***4***:
]
Der vorgenannte Grundbuchsstand wird von den Vertragsparteien zustimmend zur Kenntnis genommen.
ZWEITENS: ***1*** ***2*** räumt in Entsprechung der bereits bestehenden Vereinbarung nunmehr der Fa. ***1*** ***2*** GmbH., FN ***9***, ob den unter Punkt ERSTENS: dieses Vertrages genannten Liegenschaften Einlagezahl ***24*** Grundbuch ***25*** ***26***, sowie den Einlagezahlen ***27***, ***29***, ***30***, ***31***, ***41***, ***33***, ***34***, ***35*** und ***37*** je Grundbuch ***28*** ***4*** im Schenkungswege das auf die Dauer des Bestandes der Fruchtgenussberechtigten zeitlich befriste unentgeltliche Fruchtgenussrecht als Servitut mit grundbücherlicher Sicherstellung ein. Auf Grund dieses Servitutsrechtes ist die Fa. ***1*** ***2*** GmbH berechtigt, alle vorgenannten Grundstücke ohne Einschränkung für sich allein zu nutzen (sohin zum Beispiel selbst zu bewirtschaften oder auch in Bestand zu geben) und sämtliche Ertragswerte (mögliche Pacht- oder Mieteinnahmen) für sich frei und ohne Einschränkung zu verwenden.
Sämtliche etwaig anfallende Betriebskosten, sowie die Instandhaltungskosten, die anfallende Grundsteuer sowie die laufenden Aufwendungen und Belastungen der Vertragsliegenschaften trägt auf Grund ausdrücklicher Vereinbarung der Parteien die Fruchtgenussberechtigte zur Gänze selbst.
Vereinbarungsgemäß (sofern eine solche anfällt) leistet die Fruchtgenussberechtigte an den Fruchtgenussbesteller weiters auch eine Substanzabgeltung in Höhe der Abschreibung (Gebäude-AfA).
Die Fa. ***1*** ***2*** GmbH nimmt das ihr eingeräumtes Recht vertraglich an.
DRITTENS: ***1*** ***2*** erteilt ausdrücklich seine Einwilligung, dass ob dem gesamten Vertragsobjekt - alle Liegenschaften, welche im Punkt ERSTENS: dieses Vertrages aufgelistet sind, das Fruchtgenussrecht als Servitut gemäß Punkt ZWEITENS dieses Vertrages für die Fa. ***1*** ***2*** GmbH, FN ***9***, grundbücherlich einverleibt werden kann. Vereinbarungsgemäß soll jedoch derzeit keine grundbücherliche Eintragung des Fruchtgenussrechtes durch den Urkundenverfassers erfolgen. Die grundbücherliche Sicherstellung des vereinbarten Fruchtgenussrechts hat erst nach schriftlicher Aufforderung durch eine der beiden Vertragsparteien zu geschehen.
VIERTENS: Die Fa. ***1*** ***2*** GmbH befindet sich bereits seit Februar 2015 (zweitausendfünfzehn) im Besitz und Genuss ihrer Rechte und trägt ab diesem Zeitpunkt bereits Abgaben und Lasten.
FÜNFTENS: Beide Parteien erklären den Wert des vereinbarten Rechtes ordnungsgemäß zu kennen und auf jede daraus resultierende Gewährleistung zu verzichten.
SECHSTENS: Die Kosten und Gebühren dieses Vertrages trägt die Fruchtgenussberechtigte zur Gänze.
...
ELFTENS: Die Vertragsparteien nehmen die eingehende Rechtsbelehrung des Urkundenverfassers über die Bestimmungen des Schenkungsmeldegesetzes, sowie des § 121a Bundesabgabenordnung zustimmend zur Kenntnis. Die entsprechende Meldung an das Finanzamt wird ausdrücklich durch den Steuerberater der Vertragsparteien erledigt und wird dem Urkundenverfasser kein Auftrag diesbezüglich erteilt.
...
Abgabeninformationssystem
Aus dem Abgabeninformationssystem der Bundesfinanzverwaltung ergeben sich folgende Verfahrensstände zu Steuernummer ***8*** ab 2015:
2015
Nur Lohnzettelmeldungen
2016
2017
2018
2019
2020
2021
Schätzung
Am legte das Finanzamt folgende Information vom über die erfolgte Schätzung vor:
Für das Jahr 2018 liegt eine KM über erhaltene Pachtzahlungen iHv € 6.910,00 vor. Bei der amtswegigen Wiederaufnahme wurde daher ein wert iHv € 7.000,00 angesetzt.
In der eingereichten E1 2019 beträgt der EW der verpachteten Fläche 72.500,00 (2018 noch 1.100,00), erklärter Pachtzins € 1,00. Dementsprechend wurde die Pachteinnahmen auch höher (€ 20.000,00) geschätzt. In der eingereichten Beschwerde wurde die geschätzt Höhe überhaupt nicht beeinsprucht, sondern lediglich die Zurechnung der Erlöse. Diese sein in der extra dafür gegründeten "***1*** ***2*** GmbH" (***10***) erklärt worden. (Erlöse 2019 € 60.152,22).
Für die Jahre 2020 + 2021 ist der Sachverhalt unverändert.
Weitere Verfahren
Eine Gesamtdarstellung aller bisher anhängig gewesenen und anhängigen Verfahren betreffend die Einkommensteuerveranlagungen des Bf findet sich im .
Das Bundesfinanzgericht hat erwogen:
Rechtsgrundlagen
§ 299 BAO lautet:
§ 299. (1) Die Abgabenbehörde kann auf Antrag der Partei oder von Amts wegen einen Bescheid der Abgabenbehörde aufheben, wenn der Spruch des Bescheides sich als nicht richtig erweist. Der Antrag hat zu enthalten:
a) die Bezeichnung des aufzuhebenden Bescheides;
b) die Gründe, auf die sich die behauptete Unrichtigkeit stützt.
(2) Mit dem aufhebenden Bescheid ist der den aufgehobenen Bescheid ersetzende Bescheid zu verbinden. Dies gilt nur, wenn dieselbe Abgabenbehörde zur Erlassung beider Bescheide zuständig ist.
(3) Durch die Aufhebung des aufhebenden Bescheides (Abs. 1) tritt das Verfahren in die Lage zurück, in der es sich vor der Aufhebung (Abs. 1) befunden hat.
Aufhebung nach § 299 BAO
Ein Bescheid kann nach § 299 BAO aufgehoben werden, "wenn der Spruch des Bescheides sich als nicht richtig erweist".
Die Aufhebung eines Bescheids nach § 299 BAO setzt voraus, dass der Spruch des Bescheids nicht dem Gesetz entspricht, somit, dass der Inhalt des Bescheids nicht richtig ist (vgl. ; ).
Eine unzureichende Begründung des Bescheids oder allfällige andere Mängel in dem Verfahren, das zur Erlassung des Bescheids geführt hat, stellen für sich allein noch keinen Grund für eine Aufhebung des Bescheids nach § 299 BAO dar (vgl. ; ).
Die Aufhebung setzt die Gewissheit der Rechtswidrigkeit voraus; die bloße Möglichkeit reicht nicht aus (vgl. etwa , m. w. N.).
Die Begründung des Aufhebungsbescheides hat das Vorliegen der Voraussetzungen des § 299 BAO darzulegen und die Gründe für die Ermessensübung darzustellen (vgl. ; ).
Der Aufhebungsbescheid ist an Hand des geltend gemachten Aufhebungsgrunds bzw. der geltend gemachten Aufhebungsgründe zu prüfen (vgl. ).
Bei der Bescheidaufhebung von Amts wegen legt die Abgabenbehörde im Zusammenhang mit der Erlassung des Aufhebungsbescheides fest, aus welchen Gründen sie den Bescheid als inhaltlich rechtswidrig ansieht. Die Sache, über die in der Beschwerde gegen einen Aufhebungsbescheid zu entscheiden ist, wird sohin durch das Finanzamt im Rahmen der Erlassung des Aufhebungsbescheides festgelegt (vgl. ).
Die Begründung des Aufhebungsbescheides hat das Vorliegen der Voraussetzungen des § 299 BAO darzulegen, also sowohl den Aufhebungsgrund als auch die Gründe für die Ermessensübung anzuführen (vgl. ).
Im Beschwerdeverfahren kann ein mangelhaft begründeter Aufhebungsbescheid (etwa hinsichtlich der Begründung der Ermessensübung) ergänzt bzw. richtig gestellt werden, es darf aber kein anderer (neuer) Aufhebungsgrund herangezogen werden (vgl. ; ).
Wird im Aufhebungsbescheid auf die Begründung des gemäß § 299 Abs. 2 BAO mit dem Aufhebungsbescheid verbundenen, den bisherigen Einkommensteuerbescheid ersetzenden (neuen) Einkommensteuerbescheid verwiesen, ist diese Begründung für die Beurteilung der Rechtmäßigkeit des Aufhebungsbescheids maßgebend (vgl. ).
Aufhebungsgründe
Verweis auf Sachbescheid
Hinsichtlich der von der Behörde angenommenen inhaltlichen Rechtswidrigkeit des aufgehobenen Einkommensteuerbescheids 2019 vom verweist der Aufhebungsbescheid vom auf die Begründung des neuen Einkommensteuerbescheids 2019 vom selben Tag. Die Ermessensübung wurde im Aufhebungsbescheid begründet.
Begründung des Sachbescheids
Die Begründung des Einkommensteuerbescheids 2019 vom lautet (jeweils kursiv geschriebener Text):
Die Aufwendungen für außergewöhnliche Belastungen, von denen ein Selbstbehalt abzuziehen ist, konnten nicht berücksichtigt werden, da sie den Selbstbehalt in Höhe von 2.042,63 € nicht übersteigen.
Diese Begründung ist inhaltlich bereits in der Begründung des Einkommensteuerbescheids 2019 vom enthalten. Es wurde lediglich die Höhe des Selbstbehalts an das nunmehrige Einkommen i. S. d. § 34 Abs. 4 EStG 1988 angepasst.
Hieraus ergibt sich keine Begründung für die inhaltliche Rechtswidrigkeit des Bescheids vom . Die Anpassung des Selbstbehalts ist nur Folge der Erhöhung der Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft durch den neuen Bescheid vom . Ohne diese Erhöhung wäre der Bescheid vom in Bezug auf den Selbstbehalt nicht rechtswidrig.
Gewinnfreibetrag
Gemäß § 10 EStG 1988 kann bei der Gewinnermittlung eines Betriebes ein Gewinnfreibetrag gewinnmindernd berücksichtigt werden. Da Sie weder einen Gewinnfreibetrag in einer bestimmten Höhe beantragt haben, noch auf die Geltendmachung verzichtet haben, wurde bei den Einkünften aus Land- und Forstwirtschaft ein Gewinnfreibetrag {Grundfreibetrag gemäß § 10 Abs. 1 Z 2 EStG 1988) in Höhe von 2.600,00 € berücksichtigt.
Diese Begründung ist inhaltlich bereits in der Begründung des Einkommensteuerbescheids 2019 vom enthalten. Es wurde lediglich die Höhe des Gewinnfreibetrags an den nunmehrigen Gewinn aus Land- und Forstwirtschaft i. S. d. § 10 Abs. 1 EStG 1988 angepasst.
Hieraus ergibt sich keine Begründung für die inhaltliche Rechtswidrigkeit des Bescheids vom . Die Anpassung des Gewinnfreibetrags ist nur Folge einer Änderung des Gewinns aus Land- und Forstwirtschaft durch den neuen Bescheid vom . Ohne diese Erhöhung wäre der Bescheid vom in Bezug auf den Gewinnfreibetrag nicht rechtswidrig.
Nichtabgabe der Steuererklärungen
Wegen Nichtabgabe der Steuererklärungen wurden die Besteuerungsgrundlagen gem. § 184 BAO im Schätzungswege ermittelt.
Diese Begründung ist aktenwidrig. Laut Abgabeninformationssystem lagen dem Einkommensteuerbescheid 2019 vom Einkommensteuererklärungen, nämlich mittels des Formulars E1 sowie der Formulare E1a und E1c, zugrunde. Es mag sein, dass diese Steuererklärungen materiell unrichtig waren. Es wurden aber Steuererklärungen betreffend die Einkommensteuer 2019 vor Bescheiderlassung abgegeben, sodass eine "Nichtabgabe von Steuererklärungen" nicht als Begründung einer Bescheidaufhebung herangezogen werden kann.
Nichtbeantwortung des Ergänzungsersuchens vom
Da Sie das Ergänzungsersuchen vom bis dato nicht beantwortet haben, wurden die erzielten Pachteinnahmen laut Aktenlage den Einkünften aus Land- und Forstwirtschaft hinzugerechnet.
Der aufgehobene Einkommensteuerbescheid datiert vom . Das angesprochene Ergänzungsersuchen erging mit Datum . Die Nichtbeantwortung eines nach Bescheiderlassung gestellten Ergänzungsersuchens vermag für sich genommen keine Aufhebung des zuvor ergangenen Bescheids zu begründen.
Der zweite Teil dieses Begründungsteils bezieht sich auf die Hinzurechnung von "erzielten Pachteinnahmen laut Aktenlage" zu den Einkünften aus Land- und Forstwirtschaft.
Laut Steuerklärung betrug der Pachtzins 1,00 €.
Der Aktenlage für das Jahr 2019, wie sie sich für das Bundesfinanzgericht darstellt, lassen sich keine davon abweichenden Pachteinnahmen entnehmen.
Wie sich der Information des Finanzamts vom entnehmen lässt, gab es im Akt für das Jahr 2019 keine Pachteinnahmen von 20.000 €. Diese hat das Finanzamt geschätzt.
Die Aktenlage vermag daher ebenfalls keine Aufhebung des zuvor ergangenen Bescheids zu begründen.
Das Finanzamt hat vielmehr Pachteinnahmen im Schätzungsweg hinzugerechnet, ohne tatsächlich zu begründen, wie es zu dieser Schätzung gelangt ist.
Hinzu kommt, dass die in der Information des Finanzamts vom nachträglich gegebene Begründung der Schätzung außerdem unschlüssig ist:
Wurden im Jahr 2018 bei einem Einheitswert der verpachteten Fläche von 1.100,00 € Pachtzinse von 7.000,00 € (richtig: 6.910,00 €) festgestellt, ist es unschlüssig, bei einer verpachteten Fläche von 72.500,00 € Einheitswert, also dem mehr als 65fachen der im Vorjahr verpachteten Fläche von Pachteinnahmen von 20.000,00 € auszugehen. Es ist auch nicht ersichtlich, warum ein Wert von 20.000,00 € zutreffender sein soll als etwa die laut Aktenlage von der ***1*** ***2*** GmbH an Pachteinnahmen 0% im Jahr 2019 erklärten 30.009,48 €, wenn das Finanzamt davon ausgeht, dass diese Pachteinnahmen tatsächlich dem Bf zuzurechnen sind.
Voraussetzung für die Schätzung ist, dass die Einkünfte dem Bf und nicht der ***1*** ***2*** GmbH zuzurechnen sind. Dies ist jedoch den Erkenntnissen und zufolge nicht der Fall.
Beschwerdevorentscheidung
Auch der Beschwerdevorentscheidung betreffend Einkommensteuer 2019 vom lässt sich nichts entnehmen, das die Begründung des Einkommensteuerbescheids vom so ergänzen würde, dass ein brauchbarer Aufhebungsgrund in der Begründung des Einkommensteuerbescheids vom ersehen werden kann.
Anfechtung
Darauf, ob in der Beschwerde die geschätzte Höhe der Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft "überhaupt nicht beeinsprucht" wurde, kommt es bei der Prüfung der Begründung des genannten Aufhebungsgrunds bzw. der genannten Aufhebungsgründe nicht an. Im Übrigen wurde die Höhe der Einkünfte sehr wohl beeinsprucht, da der Bf weiterhin von Pachteinnahmen von 1,00 € und nicht von 20.000,00 € ausgeht.
Zurechnung der Einkünfte
Ob die strittigen Einkünfte dem Bf oder der ***1*** ***2*** GmbH zuzurechnen sind, was - im Aufhebungsbescheid unausgesprochen - die eigentliche Frage des Verfahrens ist, wurde mit den Erkenntnissen und - im Sinne des Bf - entschieden.
Keine Gewissheit der Rechtswidrigkeit des Spruchs des Abweisungsbescheids
Aus dem vorstehend Gesagten ergibt sich, dass der angefochtene Aufhebungsbescheid keine Gewissheit der Rechtswidrigkeit des Spruchs des Einkommensteuerbescheids 2019 vom aufzuzeigen vermag.
Rechtswidrigkeit des angefochtenen Bescheids
Der angefochtene Aufhebungsbescheid vom erweist sich daher als rechtswidrig (Art. 132 Abs. 1 Z 1 B-VG), er ist gemäß § 279 BAO ersatzlos aufzuheben.
Nichtzulassung der Revision
Gegen dieses Erkenntnis ist gemäß Art. 133 Abs. 4 B-VG eine (ordentliche) Revision nicht zulässig, da es sich um keine Rechtsfrage von grundsätzlicher Bedeutung handelt. Das Bundesfinanzgericht folgt der dargestellten ständigen Rechtsprechung des Verwaltungsgerichtshofes.
Bemerkt wird, dass gemäß § 34 Abs. 1a VwGG der Verwaltungsgerichtshof bei der Beurteilung der Zulässigkeit der Revision gemäß Art. 133 Abs. 4 B-VG an den Ausspruch des Verwaltungsgerichts gemäß § 25a Abs. 1 VwGG nicht gebunden ist.
Wien, am
Zusatzinformationen
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Materie | Steuer |
betroffene Normen | § 21 Abs. 1 Z 1 EStG 1988, Einkommensteuergesetz 1988, BGBl. Nr. 400/1988 § 299 BAO, Bundesabgabenordnung, BGBl. Nr. 194/1961 § 184 BAO, Bundesabgabenordnung, BGBl. Nr. 194/1961 |
Verweise | |
ECLI | ECLI:AT:BFG:2023:RV.7100384.2023 |
Datenquelle: Findok — https://findok.bmf.gv.at