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Bescheidbeschwerde – Einzel – Beschluss, BFG vom 18.01.2021, RV/2100978/2020

Zurückweisung des Vorlageantrages wegen fehlender Antragslegitimation

Entscheidungstext

BESCHLUSS

Das Bundesfinanzgericht hat durch den Richter ***R*** in der Beschwerdesache ***E GmbH***, ***Adresse***, über den Vorlageantrag der ***A GmbH***, ***Adresse***, vom gegen die an die ***E GmbH*** ergangene Beschwerdevorentscheidung des Finanzamts Graz-Stadt vom betreffend Zwangsstrafe gemäß § 16 WiEReG iVm § 111 BAO beschlossen:

I. Der Vorlageantrag wird gemäß § 264 Abs 4 lit e iVm § 260 Abs 1 lit a BAO als nicht zulässig zurückgewiesen.

II. Gegen diesen Beschluss ist eine Revision an den Verwaltungsgerichtshof nach Art 133 Abs 4 Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG) nicht zulässig.

Begründung

1. Verfahrensgang/festgestellter Sachverhalt:

Mit Erinnerungsschreiben vom forderte das Finanzamt die ***E GmbH*** dazu auf, die Meldung der wirtschaftlichen Eigentümer gemäß § 5 WiEReG bis spätestens nachzuholen. Für den Fall der Nichtbefolgung drohte das Finanzamt die Festsetzung einer Zwangsstrafe in Höhe von 1.000,00 Euro an.

Mit an die ***E GmbH*** gerichtetem Bescheid vom setzte das Finanzamt mit dem Hinweis darauf, dass die Meldung nicht nachgeholt worden sei, die Zwangsstrafe fest.

Die ***E GmbH*** brachte dagegen am über FinanzOnline unter ihrer FinanzOnline-Teilnehmeridentifikation Beschwerde ein.

Mit an die ***E GmbH*** gerichteter Beschwerdevorentscheidung vom wies das Finanzamt die Beschwerde ab.

Am wurde über FinanzOnline unter der FinanzOnline-Teilnehmeridentifikation der ***A GmbH***, einer Schwestergesellschaft der ***E GmbH***, unter der Rubrik "Sonstige Anbringen" ein Vorlageantrag gestellt. Im Betreff dieser FinanzOnline-Eingabe findet sich folgender Passus: "Vorlageantrag bzgl der Beschwerdevorentscheidung vom beim Bundesfinanzgericht". Der Textteil dieser FinanzOnline-Eingabe lautet wie folgt: "Sehr geehrte Damen und Herren Bitte den Antrag im Anhang prüfen und die Zwangsstrafe bis zur Entscheidung aussetzen MfG, […]." Dieser FinanzOnline-Eingabe ist ein Schreiben im PDF-Format angefügt, in dessen Kopf ausschließlich Daten betreffend die ***A GmbH*** enthalten sind (Firmenname, Anschrift, Telefonnummer, E-Mail-Adresse, Firmenbuchnummer, UID-Nummer). Im Betreff dieses Schreibens sind neben dem Passus "Vorlageantrag bzgl der Beschwerdevorentscheidung vom " die Steuernummer der ***A GmbH*** und jene der ***E GmbH*** angeführt. Unterzeichnet wurde dieses Schreiben von Herrn ***Ing X***, der Geschäftsführer sowohl der ***A GmbH*** als auch der ***E GmbH*** ist. Weder in der FinanzOnline-Eingabe selbst noch in dem der FinanzOnline-Eingabe angefügten Schreiben finden sich Hinweise darauf, dass die ***A GmbH*** den Vorlageantrag im Namen der ***E GmbH*** gestellt hätte.

Mit einer weiteren FinanzOnline-Eingabe vom brachte die ***A GmbH*** unter ihrer FinanzOnline-Teilnehmeridentifikation unter der Rubrik "Sonstige Anbringen" einen Vorlageantrag gegen eine an sie selbst gerichtete Beschwerdevorentscheidung vom betreffend eine gegenüber ihr selbst festgesetzte Zwangsstrafe gemäß § 16 WiEReG iVm § 111 BAO ein. Über diese in der Folge ebenfalls dem Bundesfinanzgericht vorgelegte Beschwerdesache entschied das Bundesfinanzgericht mit Erkenntnis vom , RV/2100980/2020.

2. Beweiswürdigung:

Dass es sich bei der ***A GmbH*** um eine Schwestergesellschaft der ***E GmbH*** handelt, ergibt sich aus einer aktenkundigen Abfrage des Firmenbuches sowie der dort archivierten Urkunden.

Dass der Vorlageantrag gegen die an die ***E GmbH*** ergangene Beschwerdevorentscheidung unter der FinanzOnline-Teilnehmeridentifikation der ***A GmbH*** gestellt wurde, ergibt sich unzweifelhaft aus den vom Finanzamt erstellten, aktenkundigen Ausdrucken aus der Anfragedatenbank der Finanzverwaltung. Diesen ist zu entnehmen, dass am unter der FinanzOnline-Teilnehmeridentifikation der ***A GmbH*** unter der Rubrik "Sonstige Anbringen" zwei Vorlageanträge zu unterschiedlichen Zeitpunkten (20:39 Uhr und 20:40 Uhr) gestellt wurden. Dass zwei Vorlageanträge gestellt wurden, findet seine Erklärung darin, dass ein WiEReG-Zwangsstrafenverfahren nicht nur gegen die ***E GmbH***, sondern auch gegen die ***A GmbH*** selbst geführt wurde (zum diesbezüglichen Beschwerdeverfahren betreffend die ***A GmbH*** vgl das Erkenntnis des Bundesfinanzgerichtes vom , RV/2100980/2020). Das Finanzamt hat im Vorlagebericht vom , dem insoweit Vorhaltscharakter zukommt (statt vieler , mwN), ausdrücklich auf die eben geschilderten Vorgänge hingewiesen. Diesen Ausführungen des Finanzamts ist weder die ***A GmbH*** noch die ***E GmbH*** entgegengetreten. In den Akten finden sich überdies keinerlei Hinweise darauf, dass ein Vorlageantrag unter der FinanzOnline-Teilnehmeridentifikation der ***E GmbH*** gestellt worden wäre.

Die übrigen Feststellungen sind allesamt aktenkundig und unstrittig.

3. Rechtliche Beurteilung:

3.1. Zu Spruchpunkt I. (Zurückweisung des Vorlageantrages):

Gemäß § 264 Abs 1 BAO kann gegen eine Beschwerdevorentscheidung innerhalb eines Monats ab Bekanntgabe (§ 97 BAO) der Antrag auf Entscheidung über die Bescheidbeschwerde durch das Verwaltungsgericht gestellt werden (Vorlageantrag).

Antragslegitimiert ist gemäß § 264 Abs 2 BAO der Beschwerdeführer (lit a leg cit) sowie jeder, dem gegenüber die Beschwerdevorentscheidung wirkt (lit b leg cit).

Wird der Vorlageantrag von einem hiezu nicht Legitimierten gestellt, ist er gemäß § 264 Abs 4 lit e BAO iVm § 260 Abs 1 lit a BAO als unzulässig zurückzuweisen (vgl etwa Ellinger/Sutter/Urtz, BAO3 § 264 Anm 13).

Gemäß § 264 Abs 5 BAO obliegt die Zurückweisung nicht zulässiger Vorlageanträge dem Verwaltungsgericht.

Im vorliegenden Fall war der Zwangsstrafenbescheid vom an die ***E GmbH*** gerichtet. Dagegen hat die ***E GmbH*** Beschwerde erhoben. Die darüber ergangene Beschwerdevorentscheidung vom war ebenfalls an die ***E GmbH*** gerichtet. Zur Einbringung eines Vorlageantrages war daher gemäß § 264 Abs 2 BAO nur die ***E GmbH*** befugt.

Die Prüfung, wem eine Eingabe - im vorliegenden Fall der Vorlageantrag - zuzurechnen ist, hat sich am äußeren Tatbestand zu orientieren. Maßgeblich ist, wer nach dem objektiven Erklärungswert der Eingabe unter Berücksichtigung aller Umstände als derjenige anzusehen ist, der mit dieser Eingabe die Tätigkeit der Behörde (des Verwaltungsgerichts) für sich in Anspruch nimmt (vgl ). Ist zweifelhaft, wem ein Anbringen zuzurechnen ist, ist die Behörde (das Verwaltungsgericht) zu entsprechenden Ermittlungen verpflichtet (vgl ; ).

Im vorliegenden Fall bestehen keine Zweifel darüber, dass der Vorlageantrag der ***A GmbH***, bei der es sich um eine Schwestergesellschaft der ***E GmbH*** handelt, zuzurechnen ist. Denn der Vorlageantrag wurde über FinanzOnline unter der FinanzOnline-Teilnehmeridentifikation der ***A GmbH*** eingebracht. Aus § 1 Abs 4 FinanzOnline-Verordnung 2006, BGBl II 97/2006 idF BGBl II 122/2020, folgt, dass ein unter einer bestimmten Teilnehmeridentifikation gestelltes Anbringen unabhängig davon, wer die Übermittlung tatsächlich durchführt, abgesehen von hier nicht relevanten Missbrauchsfällen als Anbringen desjenigen gilt, auf den diese Teilnehmeridentifikation ausgestellt worden ist. Und dies trifft im vorliegenden Fall eben auf die ***A GmbH*** zu. Hinweise darauf, dass die ***A GmbH*** im Namen der ***E GmbH*** gehandelt hätte, finden sich weder in der FinanzOnline-Eingabe selbst noch in dem der FinanzOnline-Eingabe angefügten Schreiben. Wenn in diesem Schreiben, in dessen Kopf ausschließlich Daten betreffend die ***A GmbH*** enthalten sind, neben der Wortfolge "Vorlageantrag bzgl der Beschwerdevorentscheidung vom " die Steuernummer ua der ***E GmbH*** angeführt ist, so ist hiezu zu bemerken, dass die im Betreff eines Schreibens angegebene Steuernummer jener Person, an die ein Bescheid ergangen ist, für sich alleine keinen Hinweis auf eine Bevollmächtigung darstellt (vgl etwa auch ).

Vor diesem Hintergrund ist die ***A GmbH*** als (im eigenen Namen tätig gewordener) Antragsteller anzusehen. Da die ***A GmbH*** nicht befugt war, einen Vorlageantrag gegen die an die ***E GmbH*** gerichtete Beschwerdevorentscheidung vom zu erheben, war der Vorlageantrag gemäß § 264 Abs 4 lit e BAO iVm § 260 Abs 1 lit a BAO mit Beschluss zurückzuweisen.

3.2. Zu Spruchpunkt II. (Unzulässigkeit der Revision):

Gegen einen Beschluss des Bundesfinanzgerichtes ist die Revision zulässig, wenn sie von der Lösung einer Rechtsfrage abhängt, der grundsätzliche Bedeutung zukommt, insbesondere weil er von der Rechtsprechung des Verwaltungsgerichtshofes abweicht, eine solche Rechtsprechung fehlt oder die zu lösende Rechtsfrage in der bisherigen Rechtsprechung des Verwaltungsgerichtshofes nicht einheitlich beantwortet wird.

Der vorliegende Beschluss stützt sich auf die oben angeführte Rechtsprechung des Verwaltungsgerichtshofes sowie auf die ebenfalls oben zitierten, klar formulierten Bestimmungen der BAO sowie der FinanzOnline-Verordnung 2006. Eine Revision war daher nicht zuzulassen.

Graz, am

Zusatzinformationen


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Materie
Steuer
betroffene Normen
§ 97 BAO, Bundesabgabenordnung, BGBl. Nr. 194/1961
§ 260 Abs. 1 lit. a BAO, Bundesabgabenordnung, BGBl. Nr. 194/1961
§ 264 Abs. 1 BAO, Bundesabgabenordnung, BGBl. Nr. 194/1961
§ 264 Abs. 2 BAO, Bundesabgabenordnung, BGBl. Nr. 194/1961
§ 264 Abs. 4 lit. e BAO, Bundesabgabenordnung, BGBl. Nr. 194/1961
§ 264 Abs. 5 BAO, Bundesabgabenordnung, BGBl. Nr. 194/1961
§ 1 Abs. 4 FOnV 2006, FinanzOnline-Verordnung 2006, BGBl. II Nr. 97/2006
Verweise
ECLI
ECLI:AT:BFG:2021:RV.2100978.2020

Datenquelle: Findok — https://findok.bmf.gv.at