Bescheidbeschwerde – Einzel – Beschluss, BFG vom 13.10.2020, RV/7200004/2017

Vorlageantrag - Fehlende Aktivlegitimation

Entscheidungstext

BESCHLUSS

Das Bundesfinanzgericht hat durch den Richter***Ri*** in der Rechtssache des ***Bf1***, ***Bf1-Adr***, vertreten durch ***V***, Rechtsanwalt, ***V-Adr***, betreffend Vorlageantrag vom gegen die Bescheide des Zollamtes Wien vom , Zahlen: ***1*** und ***2***, betreffend Altlastenbeitrag und vom , Zahl: ***8***-10, betreffend Haftung beschlossen:

Der Vorlageantrag wird gemäß § 260 Abs. 1 lit. a BAO in Verbindung mit § 264 Abs. 4 lit. e BAO als nicht zulässig zurückgewiesen.

Gegen diesen Beschluss ist eine Revision an den Verwaltungsgerichtshof nach Art. 133 Abs. 4 Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG) nicht zulässig.

Begründung

Mit den Bescheiden der belangten Behörde vom , Zahlen ***1*** und ***2***, wurde für ***3***, Rechtsanwalt, als Insolvenzverwalter im Insolvenzverfahren der ***4*** KG, für die Kalendervierteljahre 3 bis 4/2012 und für die Kalendervierteljahre 1 bis 2/2013 der Altlastenbeitrag gemäß § 3 Abs. 1 Z 1 lit. c Altlastensanierungsgesetz (ALSAG) festgesetzt.

Mit Bescheid der belangten Behörde vom , Zahl ***8***-10, wurde Herr ***6*** ***7*** als Haftungspflichtiger gemäß § 12 BAO in Verbindung mit § 224 Abs. 1 BAO für die aushaftende Abgabenschuldigkeit des vorstehend genannten Abgabenschuldners im Ausmaß von 35.302,62 Euro in Anspruch genommen.

Mit Schreiben vom erhob Herr ***6*** ***7***, vertreten durch ***V***, Rechtsanwalt, Beschwerde gegen den Haftungsbescheid vom und gegen die Abgabenbescheide vom .

Mit den Beschwerdevorentscheidungen vom , Zahlen ***8***-12, ***8***-14 und ***8***-15, wurde die Beschwerde des Herrn ***6*** ***7*** gegen den Haftungsbescheid vom und gegen die Abgabenbescheide vom als unbegründet abgewiesen. Die Beschwerdevorentscheidungen wurden (nachweislich) am Herrn ***6*** ***7***, zu Handen seines Vertreters, zugestellt.

Unter Bezugnahme auf "***8***" erhob Herr ***Bf1***, vertreten durch ***V***, Rechtsanwalt, mit Schreiben vom einen Vorlageantrag in "umseits bezeichneter Verwaltungsstrafsache". Der Vorlageantrag war mit ***Bf1*** unterfertigt.

Aufgrund dieses Vorlageantrages legte die belangte Behörde mit Vorlagebericht vom die Beschwerde dem Bundesfinanzgericht vor; darin wurde als Beschwerdeführer Herr ***Bf1*** angegeben. Mit Schreiben vom richtete Herr ***6*** ***7***, vertreten durch ***V***, Rechtsanwalt, an die belangte Behörde und an das Bundesfinanzgericht einen Berichtigungsantrag und führte aus: "In umseits bezeichneter Haftungssache wird die Berichtigung der Parteibezeichnung auf "***6***" (also nur hinsichtlich des Vornamens) beantragt, zumal es offensichtlich ist, dass als Beschwerdeführer zur gegebenen Aktenzahl und mit der gegebenen Adresse ***6******7*** und nicht dessen Bruder den Vorlageantrag gestellt hat."

Gemäß § 264 Abs. 1 BAO kann gegen eine Beschwerdevorentscheidung innerhalb eines Monats ab Bekanntgabe (§ 97) der Antrag auf Entscheidung über die Bescheidbeschwerde durch das Verwaltungsgericht gestellt werden (Vorlageantrag). Der Vorlageantrag hat die Bezeichnung der Beschwerdevorentscheidung zu enthalten.

Zur Einbringung eines Vorlageantrages ist gemäß § 264 Abs. 2 BAO befugt,
a) der Beschwerdeführer, ferner
b) jeder, dem gegenüber die Beschwerdevorentscheidung wirkt.

Der Vorlageantrag ist gemäß § 260 Abs. 1 lit. a BAO in Verbindung mit § 264 Abs. 4 lit. e BAO mit Beschluss zurückzuweisen, wenn er nicht zulässig ist.

Gegen den Haftungsbescheid vom und gegen die Abgabenbescheide vom hat Herr ***6*** ***7*** Beschwerde erhoben; er war daher Beschwerdeführer. Die Beschwerdevorentscheidungen vom sind durch Zustellung (nur) Herrn ***6*** ***7*** gegenüber wirksam geworden. Es war daher nur Herr ***6*** ***7*** befugt, gegen die Beschwerdevorentscheidungen vom einen Antrag auf Entscheidung über die Beschwerde durch das Verwaltungsgericht (Bundesfinanzgericht) zu stellen.

Ein Vertreter kann nur als Vertreter jener Person angesehen werden, für die er nach außen hin auftritt. Vertritt er dabei irrtümlich eine Person, der im Abgabenverfahren keine Parteistellung zukommt, so wird dieser Legitimationsmangel nicht dadurch zu einem sanierbaren Formgebrechen, dass der Vertreter auch zur Vertretung der Partei befugt gewesen wäre ().

Im Vorlageantrag vom ist der Rechtsvertreter eindeutig im Namen des Herrn ***Bf1*** aufgetreten. Die falsche Bezeichnung des Einschreiters stellt (wie bereits festgehalten) kein Formgebrechen dar (). Ein Mängelbehebungsauftrag war daher nicht zu erteilen. Dem als Berichtigungsantrag bezeichneten Schreiben vom kam auch nicht die Wirkung einer Berichtigung oder Mängelbehebung zu (). Ebenso wenig lag ein undeutlicher Inhalt der Erklärung vor, der Vorlageantrag war daher zurückzuweisen. Denn der Haftungsbescheid vom und die Beschwerdevorentscheidungen vom waren an Herrn ***6*** ***7***, ***10***, zu Handen ***V***, gerichtet. Den Vorlageantrag hat Herr "***Bf1***, geb. 1986, p.A. ***9***" eingebracht. Zum Zeitpunkt der Einbringung des Vorlageantrages (und auch schon Jahre davor) war Herr ***Bf1*** alleiniger Gesellschafter und alleiniger Geschäftsführer der zuletzt genannten Gesellschaft. Entgegen den Ausführungen im Berichtigungsantrag ist aufgrund der Angabe dieser Gesellschaft und aufgrund der angegebenen Anschrift der Gesellschaft nicht offensichtlich, dass Herr ***6*** ***7*** den Vorlageantrag eingebracht hat. Im Gegenteil, die angegebene Gesellschaft (bei der Herr ***6*** ***7*** seit April 2013 weder Gesellschafter noch Geschäftsführer war) und die Adresse der Gesellschaft sowie der Hinweis auf das Geburtsjahr (Herr ***6*** ***7*** ist im Jahr 1984 geboren) bringen klar und deutlich zum Ausdruck, dass Herr ***Bf1*** den Antrag auf Entscheidung durch das Verwaltungsgericht gestellt hat. Dazu war er mangels Aktivlegitimation nicht berechtigt.

Gemäß Art. 133 Abs. 4 in Verbindung mit Abs. 9 Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG) ist gegen einen Beschluss des Verwaltungsgerichtes die Revision zulässig, wenn sie von der Lösung einer Rechtsfrage abhängt, der grundsätzliche Bedeutung zukommt, insbesondere weil der Beschluss von der Rechtsprechung des Verwaltungsgerichtshofes abweicht, eine solche Rechtsprechung fehlt oder die zu lösende Rechtsfrage in der bisherigen Rechtsprechung des Verwaltungsgerichtshofes nicht einheitlich beantwortet wird.

Das Bundesfinanzgericht stützt sich auf den klaren und eindeutigen Wortlaut der einschlägigen Bestimmungen und auf die Rechtsprechung des Verwaltungsgerichtshofes. Da im gegenständlichen Beschwerdeverfahren keine Rechtsfragen aufgeworfen worden sind, denen im Sinne des Art. 133 Abs. 4 B-VG grundsätzliche Bedeutung zukommt, ist eine Revision nicht zulässig.

Aus den dargestellten Erwägungen war spruchgemäß zu entscheiden.

Graz, am

Zusatzinformationen


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Materie
Zoll
betroffene Normen
§ 264 Abs. 1 BAO, Bundesabgabenordnung, BGBl. Nr. 194/1961
§ 264 Abs. 2 BAO, Bundesabgabenordnung, BGBl. Nr. 194/1961
Verweise
ECLI
ECLI:AT:BFG:2020:RV.7200004.2017

Datenquelle: Findok — https://findok.bmf.gv.at